(griech., Aufstellungslehre,Fechtweise),
Lehre
[* 2] von der
Führung und dem Verhalten der
Truppen auf dem Gefechtsfeld.
Wenn die
Strategie der Kriegführung
Richtung und
Ziele gibt, so ist die
Anordnung zur Ausführung der
Märsche, die Unterbringung
und
Sicherung der
Truppen während der
Ruhe wie die
Durchführung der
Gefechte die Aufgabe der Táktik. Man unterscheidet
eine niedere oder Elementartaktik, welche sich nur mit der Thätigkeit der taktischen
Einheiten
(Kompanie,
Eskadron und
Batterie)
beschäftigt, und höhere Táktik, welche den
Gebrauch der größern Truppenverbände lehrt.
Die Vorschriften
(Reglements) für
Aufstellung,
Bewegung und
Gefecht der Truppenkörper ohne Rücksicht auf
Kriegslage,
Terrain und Feind bilden das Gebiet der reinen oder formellen Táktik, die Anwendung dieser
Formen im
Terrain und dem
Feind gegenüber das Gebiet der angewandten Táktik.
Vgl. v.
Boguslawski, Die
Entwickelung der Táktik von 1793 bis zur Gegenwart (2.
u. 3. Aufl., Berl. 1873-85, 4 Bde.);
v.
Brandt, Grundzüge der Táktik (3. Aufl., das. 1859);
v.
Decker, Die Táktik der drei
Waffen
[* 3] (3. Aufl., das. 1851-54, 2 Bde.);
v. Griesheim, Vorlesungen über Táktik (3. Aufl., das.
1872);
Meckel, Lehrbuch der Táktik (2. Aufl., das. 1873 ff.);
Truppenlehre, bildet wie die Strategie (s. d.) einen Teil der Kriegskunst. Beide ergänzen sich gegenseitig; sie scharf abzugrenzen,
ist nicht angängig, da höhere Táktik sich vielfach mit Strategie deckt. Man teilt die in einen niedern formellen
Teil (Elementartaktik) und in einen höhern intellektuellen Teil (angewandte Táktik).
Die Elementartaktik (reine, formelle Táktik) behandelt die Ausbildung des einzelnen Mannes in Bezug auf Stellung (s. d.), Wendungen
(s. d.), Marsch (s. d.), Griffe (s. d.)
und Schießen
[* 7] (s. d.), ferner die Aufstellung und Gliederung der taktischen Einheiten (s. Einheit) der verschiedenen Waffen,
ihre Bewegungen (s. d.), Kampfformen (s. d. und Fechtart)
[* 8] und Kampfthätigkeit. Die Einübung dieser
taktischen Elementarformen nennt man Exerzieren (s. d.); die Vorschriften für letztere und die dazugehörigen
Kommandos enthalten die Exerzierreglements (s. d.).
Die angewandte Táktik lehrt die Anwendung der taktischen Elementarformen mit Rücksicht auf das Gelände sowie auf
den Feind und behandelt zunächst den Kernpunkt aller militär. Thätigkeit,
das Gefecht, außerdem aber auch die andern Zweige des Felddienstes: Märsche (s. d.),
Sicherheitsdienst (s. d.), Aufklärungsdienst (s. d.)
und Unterkunft (s. d.). Außer der Táktik der Hauptwaffen kennt man auch die
Táktik der verbundenen Waffen, welche die wechselseitigen Beziehungen der drei Waffen behandelt. IhreLehren
[* 9] haben nicht die
Form bindender, rein mechanisch zu befolgender Vorschriften, sondern stellen allgemeingültige Grundsätze auf, deren Anwendung
im Einzelfalle der Einsicht und Überlegung des Führers überlassen bleibt. Die Übungen aus dem Gebiet der angewandten Táktik nennt
man im kleinern Maßstabe Felddienstübungen (s. Felddienst), im größern Maßstabe Truppenübungen oder Manöver (s. d.).