Táktik
(grch., eigentlich «Aufstellungslehre»),
Truppenlehre, bildet wie die
Strategie (s. d.) einen
Teil der Kriegskunst. Beide ergänzen sich gegenseitig; sie scharf abzugrenzen,
ist nicht angängig, da höhere Táktik
sich vielfach mit
Strategie deckt. Man teilt die in einen niedern formellen
Teil (Elementartaktik
) und in einen höhern intellektuellen
Teil (angewandte Táktik
).
Die Elementartaktik
(reine, formelle Táktik
) behandelt die Ausbildung des einzelnen
Mannes in
Bezug auf
Stellung (s. d.),
Wendungen
(s. d.),
Marsch (s. d.), Griffe (s. d.)
und
Schießen
[* 2] (s. d.), ferner die
Aufstellung und
Gliederung der taktischen Einheiten (s. Einheit) der verschiedenen Waffen,
[* 3] ihre
Bewegungen (s. d.),
Kampfformen (s. d. und Fechtart)
[* 4] und Kampfthätigkeit. Die Einübung dieser
taktischen Elementarformen nennt man
Exerzieren (s. d.); die Vorschriften für letztere und die dazugehörigen
Kommandos enthalten die Exerzierreglements (s. d.).
Die angewandte Táktik
lehrt die Anwendung der taktischen Elementarformen mit Rücksicht auf das Gelände sowie auf
den Feind und behandelt zunächst den Kernpunkt aller militär. Thätigkeit,
das
Gefecht, außerdem
aber auch die andern Zweige des Felddienstes: Märsche (s. d.),
Sicherheitsdienst (s. d.),
Aufklärungsdienst (s. d.)
und
Unterkunft (s. d.).
Außer der Táktik
der Hauptwaffen kennt man auch die
Táktik
der verbundenen Waffen, welche die wechselseitigen
Beziehungen der drei Waffen behandelt.
Ihre
Lehren
[* 5] haben nicht die
Form bindender, rein mechanisch zu befolgender Vorschriften, sondern stellen allgemeingültige Grundsätze auf, deren Anwendung
im Einzelfalle der Einsicht und Überlegung des Führers überlassen bleibt. Die
Übungen aus dem Gebiet der angewandten Táktik
nennt
man im kleinern Maßstabe Felddienstübungen (s. Felddienst), im größern Maßstabe
Truppenübungen oder Manöver (s. d.).
Vgl. von Verdy du Vernois, Studien über Truppenführung (2 Tle., Berl. 1873 - 75);
ders., Taktische Beispiele (ebd. 1880);
ders., Studien über Felddienst (ebd. 1895);
von Clausewitz, Vom Kriege (4. Aufl., ebd. 1880);
von
Boguslawski,
Die
Entwicklung der Táktik
von 1793 bis zur Gegenwart (3. Aufl., ebd. 1885);
Meckel, Grundriß der Táktik
(4. Aufl.,
ebd. 1897);
Hoenig, Untersuchungen über die Táktik
der Zukunft (4. Aufl., ebd. 1894);
Leitfaden für den Unterricht in der Táktik
auf
den königl.
Kriegsschulen (8. Aufl., neuer
Abdruck, ebd. 1894);
Freiherr von Waldstätten, Taktik (10. Aufl., Wien [* 6] 1896);
General Lewal, Stratégie de combat (Par. 1896);
von Litzmann, Taktische Übungsritte (Lpz. 1896);
Freiherr von der Golz, Kriegführung (Berl. 1896);
Woide, Die thatsächliche Bedeutung der Selbständigkeit für das Befehlssystem im Kriege (aus dem Russischen von Schmidt, ebd. 1896);
von Pelet-Narbonne, Über Organisation, Erziehung und Führung von Kavallerie und die Übungen gemischter Truppen (2. Aufl., ebd. 1896);
ders., Der Kavalleriedienst (4. Aufl., ebd. 1897);
von Schlichting, Taktische und strategische Grundsätze der Gegenwart (ebd. 1897);
Balk, Taktik (ebd. 1897);
von
Bockenheim und von Arz, Vorträge über die Grundlehren der Táktik
(Wien 1896);