Tajo
(spr. -cho), portug. Tejo, frz. Tage, lat. Tegus, der längste Strom der Pyrenäischen Halbinsel, entspringt im westl. Teil der span. Provinz Teruel, an der Westseite der Muela de San Juan (1610 m), unweit der Quellen des Guadalaviar, des Jucar und Cabriel. Er fließt zuerst ¶
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ent-591 lang der Sierra de Albarracin nach NW. in die Provinz Guadalajara, beschreibt einen Bogen [* 3] um die Serrania de Cuenca, wendet sich nach SW. in die öde, neucastilische Steppe, tritt in den Südostteil der Provinz Madrid, [* 4] nahe der Grenze gegen Cuenca und Toledo, [* 5] berührt Aranjuez in fruchtbarer Gegend, nimmt gleich darauf rechts den von Norden [* 6] kommenden, die Gewässer des Henares (links), Manzanares (von Madrid her, rechts) und Tajuña (links) vereinigenden Jarama auf und tritt in die Provinz Toledo, wo sein mehr westl. Mittellauf beginnt und ihm oberhalb Talavera de la Reina der Alberche zufließt.
Bei Toledo durchbricht der in tiefer, gekrümmter, wild zerklüfteter Schlucht einen Granitvorsprung der Montes de Toledo, kommt dann in eine Ebene bis Talavera, muß sich oberhalb der berühmten, 190 m langen, 34 m hohen Brücke [* 7] von Almaraz in Estremadura (Provinz Caceres) zwischen 325 m hohen Granitmassen mit noch großartigerer Scenerie hindurchwinden und nimmt weiterhin in sandiger, einsamer, oft mit Eichenwald bedeckter Gegend rechts Tietar und Alagon auf.
Der Tajo
hat nun seinen Unterlauf begonnen, scheidet das portug. Beira von der span. Provinz Caceres, heißt fortan Tejo, wird
breiter und stromartiger, und tritt alsbald ganz nach Portugal,
[* 8] zuerst Beira baixa von Alemtejo trennend. Bei den Portas
de Rodão (bei Villa Velha) wendet sich der Tajo
nach SW., bildet die Grenze zwischen Estremadura und Alemtejo, berührt Abrantes,
nimmt rechts den die Wasser von der Südseite der Serra da Estrella sammelnden Zezere auf, geht an Santarem vorüber und
teilt sich, an der Grenze der Distrikte Santarem und Lissabon
[* 9] in den westlichen, größern Tejo nova und
den Mar de Pedro, die Insel Lizirias do Tejo bildend, ein deltaartiges, durch Dämme gegen die Flut geschütztes, mehrfach durchschnittenes
Marschland.
In den östl. Mar de Pedro mündet der Zatas oder Sorraia. Die Arme vereinigen sich wieder in der 30 km langen und
bis 12 km breiten, salzigen Bai von Lissabon (o Tejo), die einen der weitesten, tiefsten und sichersten Häfen der Erde bildet,
der nach W. durch die 7,4 km lange, 1,6–3,1 km breite Entrada oder Ria do Tejo mit dem offnen Ocean in Verbindung steht,
die für die größten Schiffe
[* 10] tief genug, deren westl. Zugang aber durch
eine Barre erschwert ist. Der Tajo
hat eine Länge von 910 km und ein Flußgebiet von 82600 qkm, so daß er hierin vom Ebro übertroffen
wird. Das Gefälle ist ungleich, Stromschnellen und Strudel machen den Fluß in Spanien unfahrbar. Die regelmäßige Schiffahrt
beginnt erst bei Abrantes auf 130 km, wogegen große Flußschiffe und Dampfboote bis Santarem gehen, bis
wohin die Flut beinahe reicht.