(spr. taljōni), berühmte Tänzerfamilie, aus der zuerst
PhilippTaglioni, geb. 1777 zu
Mailand,
[* 2] einen
Namen gewann; er wirkte nacheinander als Ballettmeister beim
Theater in
[* 3]
Stockholm,
[* 4]
Kassel,
[* 5] Wien,
[* 6] seit 1840 in
Warschau,
[* 7] ließ sich 1853 am
Comersee nieder und starb daselbst Er verfaßte viele
Ballette. Von
seinen fünf
Kindern, die sich sämtlich der
Tanzkunst widmeten, und von denen die Töchter in altadlige
Geschlechter heirateten, sind
Maria und
Paul zu Berühmtheit gelangt.
Seine Tochter
Maria, geb. zu
Stockholm, wirkte seit 1827 an der
GroßenOper in
Paris,
[* 8] seit 1832 zu
Berlin
[* 9] und zog sich 1847 nach
ihrer Verheiratung mit dem
GrafenGilbert de Voisins nach
Italien
[* 10] zurück. Sie war eine der vollendetsten
Tänzerinnen und
ausgezeichnet als Sylphide; starb in
Marseille.
[* 11] Ihr
BruderPaul, geb. zu
Wien, debütierte 1825 in
Stuttgart,
[* 12] wurde 1829 in
Berlin engagiert und 1869 zum Ballettdirektor ernannt. Er verheiratete sich mit der Tänzerin Amalie
Galster, die, seit 1815 am Hoftheater zu
Berlin engagiert, sowohl hier als auf Kunstreisen die
Triumphe des
Gatten teilte; sie
starb in
Berlin.
(spr. taljō-), ital. Familie, die sich auf dem
Gebiete der Tanzkunst ausgezeichnet hat:
Philipp Taglioni, geb. 1777 in Mailand als Sohn des Tänzers KarlTaglioni, war anfänglich erster Tänzer und Ballettmeister in Stockholm,
wo er anstatt des Rokokokostüms in den Anakreontischen Balletts das
¶
mehr
wahre antike Kostüm
[* 17] einführte. Später wirkte er in Cassel, bis 1853 in Warschau. Er starb am Comer See. Er ist
der Verfasser vieler Ballette, unter denen sich «Sylphide» durch Erfindung, Poesie und sinnreiche choreographische Ausführung
auszeichnet.
Marie Taglioni, Tochter des vorigen, geb. in Stockholm, trat 1822 in Wien, dann in Stuttgart und München,
[* 18] seit 1827 in der GroßenOper zu Paris mit größtem Beifall auf. 1832 wurde sie nach Berlin berufen, wo sie besonders als Bajadere
in dem Balett gleichen Namens sich auszeichnete. Der ungemeine Beifall, den sie hier erntete, begleitete sie bei allen
ihren Engagements in Deutschland,
[* 19] Frankreich, Italien, England und Rußland. 1832 verheiratete sie sich mit dem GrafenGilbert
de Voisins. Nachdem sie 1844 zu Paris, 1847 zu London zum letztenmal die Bühne betreten hatte, zog sie sich nach Italien zurück,
wo sie in Venedig
[* 20] und am Comer See schöne Schlösser besaß; sie starb zu Marseille.
PaulTaglioni, Bruder der vorigen, geb. in Wien, widmete sich in Paris im Collège Bourbon den klassischen Studien, später
im Konservatorium unter Coulon sowie unter Leitung seines Vaters der Tanzkunst. Er betrat mit seiner Schwester Marie zugleich
die Bühne in Stuttgart (1825), dann in Wien, München und seit 1827 in Paris mit großem Erfolg. 1829 fand
er zu Berlin ein lebenslängliches Engagement und verheiratete sich hier mit der ersten Tänzerin, Amalie Galster, die fortan
in Berlin wie auf Kunstreisen in Paris, London, Stockholm, Warschau u. s. w., selbst in Amerika
[* 21] die Triumphe
des Gatten teilte, aber 1847 von der Bühne schied.
Sie starb in Berlin. Nachdem PaulTaglioni 1849 zum königl. Ballettmeister und 1869 zum Ballettdirektor des
Hoftheaters zu Berlin ernannt worden war, widmete er sich mit großer Energie der Förderung seiner Kunst und erwarb sich besonders
durch seine eigenen choreographischen Kompositionen den Ruf des vorzüglichsten Ballettdichters der neuern
Zeit. Als seine bedeutendsten Ballette sind hervorzuheben: «Sardanapal», «Undine», «Satanella», «Flick
und Flock», «Fantasca» u. s. w.,
die nicht nur in Berlin, sondern auch auf den meisten großen europ. Bühnen Beifall fanden. Taglioni starb in Berlin.
Marie Taglioni, geb. zu Berlin, Tochter des vorigen, betrat 1847 in London zum erstenmal die Bühne.
Dieselbe enthusiastische Aufnahme wie hier fand sie einige Monate später zu Berlin, wo sie engagiert wurde. 1866 zog sie sich
infolge ihrer Vermählung mit dem Prinzen Joseph Windisch-Grätz von der Bühne zurück. Sie starb auf
Aigen in Niederösterreich. Sie vereinigte im Tanze Anmut und Schönheit mit den Vorzügen künstlerischer Vollendung und einem
hervorragenden dramatisch-mimischen Talent.