Tabulatūr
(vom lat. tabula, d. h.
Tafel oder Schema), in der
Musik eine Schreibart, durch welche die
Harmonie einer
Komposition auf kurze übersichtliche
Weise, wie auf einer
Tafel, dargestellt wurde. Es gab zwei
Arten: die
italienische und die deutsche. Während die ital. Organisten das Liniensystem mit den
Noten annahmen, gingen die deutschen
auf die alten Gregorianischen
Buchstaben als Bezeichnung für die
Noten zurück und benutzten diese für die Tabulatur.
Die deutsche
Tabulatur
war bis gegen 1700 in Gebrauch; aus ihr stammt unsere Ordnung des Tonsystems und die
den
Deutschen eigentümliche Benennung der
Töne nach den
Buchstaben; die Oktaven wurden durch große und kleine
Buchstaben unterschieden.
Höhere Oktaven wurden durch
Striche bezeichnet, z. B.: ^[img] und ^[img] u. s. w.
(S.
Eingestrichen.) Für
die Bezeichnung der verschiedenen Notenwerte hatte man ebenfalls entsprechende
Zeichen. Die deutsche Tabulatur
war weit komplizierter als die italienische. Eine besondere Tabulatur gab es
für die
Laute. Erst die Erfindung des
Generalbasses machte der Tabulatur
ein Ende. – In der Kunstsprache des
Meistergesanges, der
ja auch eine musikalische Kunst war, bedeutete Tabulatur
die gesamte
Sing- und Reimordnung, den
Inbegriff der
Kunstregeln, die in jeder einzelnen
Singschule galten.