Szegedin
[* 1] (spr. ßegg-), ungar. Szeged, königl. Freistadt und Hauptstadt des ungar. Komitats Csongrád, in 87 m Höhe, am Einfluß der schlammigen Maros in die Theiß, über die eine Eisenbahnbrücke und eine eiserne Brücke [* 2] (1883) nach Neu-Szegedin führen, an den Linien Budapest-Verciorova und S.-Rókus-S. (7 km) der Ungar. Staatsbahnen [* 3] und S.-Arad (119 Km) der Arader und Csanáder Eisenbahnen, Sitz eines Gerichtshofs mit Strafkammer, einer königl. Gerichtstafel, eines königl. Gerichtshofs, einer Finanz-, Staats- und Flußbaudirektion, besteht aus der eigentlichen Stadt und vier Vorstädten und hat (1890) 85 569 meist kath. magyar. E. (2281 Deutsche), [* 4] darunter 2073 Evangelische und 4731 Israeliten, in Garnison 3 Bataillone des
[* 1] ^[Abb.] ¶
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46. Infanterieregiments. Die Stadt ist nach der großen Überschwemmung vom bei der 2000 Menschen umkamen, durch einen Ringdamm von 12 m Höhe geschützt, glänzend wiederaufgebaut und mit breiten Radial- und Ringstraßen versehen, und hat zahlreiche palastartige Neubauten, sieben große Plätze, darunter der schöne Széchényiplatz und der schöne Theißquai, eine Unterstädtische Kirche mit Reliquien, eine griech.-orient. und eine Innerstädtische Pfarrkirche, ein großartiges Oberealschulgebäude, Klöster der Piaristen, Minoriten und Franziskaner, kath. Obergymnasium, Staats-Oberrealschule, Bürger-, Gewerbe- und Handelsschule, kath. Lehrerbildungsanstalt, staatliche Fachschule für Metall- und Holzindustrie, öffentliche Bibliothek (80000 Bände), große Kaserne, Theater, [* 6] Armenhospital und Kinderbewahranstalt.
Die Industrie erstreckt sich auf Seifensiedereien, welche die berühmte Szegediner
Seife liefern,
ferner auf Fabrikation von Tuch und Zischmen (eng anliegende Stiefel), Paprika und Tarhonya (gedörrte Mehlspeise). Außerdem
befindet sich hier die Hauptschiffswerft für die Theißschiffe. Der Handel mit siebenbürg. Salz,
[* 7] Weizen, Tabak,
[* 8] Wolle, Hornvieh,
Schweinen und Holz
[* 9] ist bedeutend. Der Stadt gehört ein Gebiet von 867 qkm mit neun bevölkerten Puszten
und zahlreichen Meiereien (Tanyen). - S. war bis 1879 eine starke Festung.
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Hier wurde 1444 durch König Wladislaw I. ein Reichstag abgehalten;
1541 fiel die Stadt in die Hände der Türken, die sie unter Suleiman II. neu befestigten und bis 1686 im Besitz hatten. 1715 wurde S. von neuem zur königl. Freistadt erhoben;
1849 flüchtete in der ersten Hälfte des Julis die revolutionäre ungar. Regierung und ihr Landtag hierher;
am 2. Aug. desselben Jahres hielt Haynau seinen Einzug und vertrieb drei Tage später die bei Szöreg verschanzten Honvéds.