(griech.), die Lehre von der Verbindung der Wörter zu Sätzen, also die Satzlehre, bildet neben der Formenlehre
als dem ersten den zweiten Hauptteil der Grammatik. Obwohl sich über die naturgemäße Ordnung der Worte,
wie sie das innere oder logische Verhältnis der in die Rede aufgenommenen Vorstellungen verlangt, allgemeine Grundsätze aufstellen
lassen, deren Inbegriff die allgemeine S. bilden würde, so macht doch der eigentümliche Bau der einzelnen vorhandenen Sprachen
für eine jede derselben eine besondere S. nötig, die wiederum in zwei Hauptteile, die Rektionslehre
und die Topik oder Lehre von der Wortfolge, zerfällt.
Die Begründung der vergleichenden Sprachwissenschaft hat dann auch zu einer historischen und vergleichenden Betrachtungsweise
der S. Veranlassung gegeben. Die historische S. geht darauf aus, die Entwickelung und Umbildung der S. in einer und derselben
Sprache zu verfolgen; die vergleichende S. hat die Geschichte der S. in mehreren verwandten Sprachen zum
Gegenstand.
Vgl. Dräger, Historische S. der lateinischen Sprache (2. Aufl., Leipz. 1878-81, 2 Bde.);
Delbrück und Windisch, Syntaktische Forschungen (Halle 1871-88, Bd. 1-5);
Jolly, Ein Kapitel vergleichender S. (Münch. 1872).
Syntaxis (grch., d. i. Zusammenstellung, Ordnung), Satzlehre, der Teil der Grammatik, der sich mit dem Satzbau
und den Beziehungen der Worte im Satze beschäftigt, während die andern Teile der Grammatik (s. d.) das einzelne Wort und seine
Form behandeln. Die beschreibende (deskriptive) S. hat die Aufgabe, die Regeln, nach denen die Formen
einer Sprache im Satze gebraucht werden, zu geben, also darzustellen, z. B. in welchem Sinne und in welchen Verbindungen die
Tempora, Modus, Casus u. s. w. angewendet werden, wie die Sätze gebildet werden, welche Satzverbindungen und welche Beziehungen
der Sätze untereinander vorkommen.
Die Aufgabe der historischen S. ist, die so beobachteten Erscheinungen zu erklären durch Zurückgehen
auf die ältern und ältesten Sprachphasen (in der indogermanischen S. durch Zurückgehen auf die syntaktischen Gebrauchsweisen
der indogerman. Ursprache). Der Satzbau ist in den verschiedenen Sprachen ein verschiedener je nach dem Bau der Sprache. Der
Satzbau des Chinesischen, einer isolierenden Sprache, ist z. B. von dem der flektierenden indogerman. Sprachen
im Princip verschieden und daher aus andern Gesichtspunkten zu beurteilen. (Vgl.
John Ries, «Was ist S.? Ein kritischer Versuch»,
Marb. 1894.) Hervorragende Arbeiten auf dem Gebiete der S. der indogerman.
Sprachen sind: Bernhardy, Wissenschaftliche S. der griech. Sprache (Berl. 1829);
Madvig, S. der griech.
Sprache, besonders der attischen Sprachform (2. Aufl., Braunschw.
1884);
R. Kühner, Ausführliche Grammatik der griech. Sprache, Tl. 2 (2. Aufl., Hannov. 1870);
Delbrück, Die Grundlagen der
griechischen S. (Halle 1879);
R. Kühner, Ausführliche Grammatik der lat. Sprache, Bd. 2 (Hannov. 1879);
Draeger, Historische S. der lat. Sprache (2. Aufl., 2 Bde., Lpz.
1878-81);
Reisigs Vorlesungen über lat. Sprachwissenschaft (neu bearbeitet von Hagen, Heerdegen, Schmalz und Landgraf, 3 Bde.,
Berl. 1881-89);
Schmalz, Lateinische S. (in Iw. Müllers «Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft», Bd.
2, 2. Aufl., Münch. 1890);
Jak. Grimm, Deutsche Grammatik, Bd. 4 (Götting.
1837);
Erdmann, Grundzüge der deutschen S. (Abteil. 1, Stuttg.
1886);
Mätzner, S. der neufranz.
Sprache (2 Bde., Berl. 1843-45);
ders., Franz. Grammatik (3. Aufl., ebd. 1884); Miklosich, Vergleichende Grammatik der slaw. Sprachen, Bd. 4 (Wien 1874); Delbrück,
Altindische S. (Halle 1888). Eine Vergleichende S. der indogerman. Sprachen giebt Delbrück heraus (Tl. 1-2, Straßb.
1893-97).