Sympathicus
nervus
(sympathischer Nerv). Neben den zwei großen Nerven
centren, dem
Gehirn
[* 2] und dem Rückenmark, besteht
noch ein drittes, das eine ziemliche Unabhängigkeit von jenen besitzt, das sympathische, auch vegetative oder organische
Nervensystem
(Eingeweidenerven). Die anatom.
Bestandteile desselben sind im wesentlichen die nämlichen
wie die des
Gehirn- und Rückenmarksystems, nämlich
Nervenfasern und
Nervenzellen (Ganglienkugeln), welche letztern durch Nerven
fäden
untereinander in
Verbindung stehen und zu
Nervenknoten
(Ganglien) zusammentreten.
Die Nervenfasern des S. n. sind dünner als die des Gehirns und Rückenmarks und bestehen nur aus einer Substanz, die dem Achsencylinder der gewöhnlichen Nerven [* 3] entspricht. Der S. n. liegt in zwei Strängen, den beiden sog. Grenzsträngen, symmetrisch zu beiden Seiten der Wirbelsäule in der Brust- und Bauchhöhle und erstreckt sich auch mit drei großen Ganglien auf Hals und Kopf. In der Mittellinie des Körpers treten Zweige desselben zu eigentümlichen Geflechten zusammen, während er andererseits mit allen Nerven des Rückenmarks und Gehirns, mit Ausnahme der Sinnesnerven (Geruchs-, Seh- und Gehörnerv), in vielfacher Verbindung steht.
Das größte Geflecht dieser Art ist das sog. Sonnengeflecht (plexus solaris), das dicht unter dem Zwerchfell auf der Vorderseite der Aorta gelegen ist und mit sämtlichen Eingeweidenerven zusammenhängt. Der S. n. giebt Zweige ab zu den Blutgefäßen (s. Gefäßnerven), zu den Lungen, dem Herzen, dem Verdauungskanal und zu allen Drüsen, also zu den Organen des sog. vegetativen Lebens, zu den vom Willen unabhängigen Organen, und beeinflußt so die Blutbewegung, die Blutverteilung, die Verdauung und die Drüsenabsonderung.
Seine Unabhängigkeit vom Gehirn und Rückenmark tritt namentlich da sehr hervor, wo jene Nervencentren von Krankheiten getroffen, z. B. gelähmt werden. Der S. n. fährt während jener Krankheiten fort, seine Funktionen auszuüben, die Blutcirkulation, die Verdauung geht noch von statten, wenn die von den gelähmten Nerven versorgten Organe auch ihre Thätigkeit teilweise eingestellt haben. Von Krankheiten des S. n. ist wenig bekannt; doch weiß man, daß die Basedowsche Krankheit, die fortschreitende Muskelatrophie, die halbseitige Gesichtsatrophie und einige andere Nervenkrankheiten auf Veränderungen der sympathischen Hals- und Brustnerven beruhen. (S. Ganglien, Nerven.)