Sylt
(Silt, vom altfries. Silendi, «Seeland»),
eine zum Kreis [* 3] Tondern des preuß. Reg.-Bez. Schleswig [* 4] gehörige nordfries. Insel mit (1895) 4204 E., begrenzt das Wattenmeer und hat eine eigentümliche, in drei Halbinseln sich ausspreizende Gestalt (s. Karte: Hannover, [* 5] Schleswig-Holstein, [* 6] Braunschweig [* 7] und Oldenburg, [* 8] Bd. 8, S. 790). Ihre Länge beträgt 36, ihre Breite [* 9] ½-12½ km. Der südlichste Punkt ist Hörnum-Odde, der nördlichste Ellenbogen. Die östlichste Spitze des etwa in der Mitte gegen das Festland vorgestreckten Zipfels heißt Nösse (Nös-Odde) und ist nur 10 km vom Festland entfernt. Im Süden wird S. durch das Vortrapptief (Fahrtrapptiefe) von Amrum und Föhr, im N. durch das Lister Tief von Röm geschieden. S. bedeckt 96 qkm und liegt durchschnittlich 18 m ü. d. M.; an einigen Stellen erheben sich die berühmten Lister Dünen bis zu 34 m, das Rote Kliff bei Kämpen sogar bis zu 46 m. Dünen und Sandklitten erfüllen mit geringer Ausnahme die südl. Halbinsel (Hörnum) wie die nördliche.
Jetzt thut die preuß. Verwaltung sehr viel für die Erhaltung der Insel und die Befestigung der Dünen. Der mittlere Hauptteil enthält das beste Marsch- und Geestland. Man rechnet etwa 40 qkm auf urbares Land; alles übrige ist Heide. Auf der Geest findet man zahlreiche Grabhügel; einzelne kommen in der Marsch vor, und auch ein wohlerhaltener Ringwall, die sog. Burg beim Dorf Tinnum, liegt in der Marsch. S. ist in drei Kirchspiele geteilt und bildet einen Amtsgerichtsbezirk. Die Bewohner sprechen einen besondern nordfries. Dialekt, während seit der Reformation Kirchen- und Schulsprache deutsch ist. Die Männer, als tüchtige Seeleute bekannt, treiben auch Ackerbau, Viehzucht [* 10] und Entenfang. Die fiskalische Austernzucht liegt gegenwärtig danieder. Der Hauptort ist Keitum (s. d.); der Hafen befindet sich bei dem 3 km nördlich gelegenen Munkmarsch, von wo eine Schmalspurbahn ¶
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(4,2 km) nach Westerland (s. d.) durch den merkwürdigen Lornsenhain führt. Mitten auf der Heide zwischen Wenningstedt und Kämpen und auf der Nordspitze stehen Leuchttürme. Im N. liegt Listland (s. d.). -
Vgl. Meyn, Geognost.
Beschreibung der Insel S. (Berl. 1876);
Kunkel, Der Kurort S. und seine Heilwirkung (Kiel [* 12] 1878);
Hepp, Praktischer Wegweiser auf der Insel S. (3. Aufl., Tondern 1885);
Jensen, Die nordfries. Inseln (Hamb. 1891);
Dröhse, Wegweiser auf S. (Tondern 1896);
Sylt
, in «Griebens Reisebibliothek», Bd. 7; Weigelt, Die nordfries.
Inseln (2. Aufl., Hamb. 1873).