Suze
,
deutsch
Schüss (Kt. Bern,
Amtsbez.
Courtelary,
Biel und Nidau).
1000-432 m. Linksseitiger Zufluss des
Bielersees und der
Alten
Zihl.
Als
Ursprung betrachtet man die in der
Combe des
Auges oberhalb der Werke von Les
Convers entspringenden Quellen, deren
Wasser unter
gewöhnlichen Umständen bei der Station Les
Convers
im Boden verschwindet, um dann weiter unten bei den
Häusern von
Vers le
Cerf endgiltig wieder zutage zu treten. Die Suze
fliesst nun südl. vom
Weiler Les
Convers im gleichnamigen
Längsthälchen zunächst gegen NO., lässt das Dorf
Renan auf der
Höhe links liegen, durchfliesst
Sonvilier und geht unter
St. Immer durch, von welcher Ortschaft nur das
Quartier Le
Pont an ihren Ufern liegt. In
Villeret, das sie
der ganzen Länge nach durchfliesst, erhält die Suze
von rechts den Bach der
Combe Grède und bei
Le Torrent von links die 400 m
lange Stromquelle der Doux, die ihr die
Wasser von einem Teil der Hochfläche der
Freiberge zuführt. Dann
geht sie durch
Cormoret,
Courtelary,
Cortébert und
Corgémont, wo ihr von rechts der Ruisseau du Bez zufliesst. Zwischen
Corgémont,
Sombeval und
Sonceboz beschreibt sie zahlreiche Mäanderkrümmungen, welche im Frühjahr und Herbst die kleine
Ebene der Thalsohle
mit schlammigem
Wasser überführen. Die bisher in einem zwischen der Chasseralkette im S. und der
Montagne du Droit
(Sonnenberg) im N. tief eingeschnittenen Thal fliessende Suze
biegt von
Sonceboz an gegen SSO. ab, um schäumend und brausend
die kleine
Klus von
Tournedos zwischen den Ausläufern des
Monto einerseits und des
Chasseral andrerseits zu durcheilen und nachher
in den etwas erweiterten Thalboden von
La Heutte einzutreten, wo sie nach OSO. umbiegt und neuerdings bis
Péry in Schlangenlinien
durch den Wiesengrund schleicht.
Nachdem ihr von links der Bach von
Péry zugekommen, erreicht die Suze
, scharf nach S. abbiegend, die
Schlucht von
La Reuchenette,
wo sie oberhalb
Rondchâtel einen anmutigen
Wasserfall bildet und bis
Frinvillier in tiefem
Tobel dahinfliesst,
um hier von rechts den Bach von
Orvin, ihren letzten nennenswerten Zufluss, zu erhalten. In ssö. Richtung durchzieht sie
dann die berühmte Taubenlochschlucht, die sie bei
Bözingen wieder verlässt. Die
Sohle des St. Immerthales besteht aus unterer
Süsswassermolasse und Alluvialgebilden, während die umgebenden Höhen und der kleine Thalboden von
La Heutte aus den verschiedenen Schichtenreihen der Juraformation gebildet sind. In der
Schlucht oberhalb
Bözingen stehen Glieder
der Bohnerzformation an. Bei
Bözingen erreicht die
Schüss die
Ebene am Jurafuss, der sie in kanalisiertem
Lauf südwärts bis
Mett folgt.
Hier biegt sie nach WSW. ab und teilt sich dann ob Biel in drei Arme:
1) einen Bieler Schuss genannten rechten Arm, der die Altstadt durchfliesst;
2) den mittleren Hauptarm oder Schüsskanal, der in gerader Linie die neuen Quartiere durchschneidet, bei der Eisenbahnbrücke die Bieler Schüss aufnimmt und zwischen der Badanstalt und dem Hafen in den Bielersee mündet;
3) einen linken Arm, die
Madretscher
Schüss, der durch das Dorf
Madretsch zieht und gegenüber dem
Schloss
Nidau sich von links
mit der
Alten
Zihl vereinigt. Der 1829 gegrabene Schüsskanal dient zur raschen Abfuhr der Hochwasser, während
Bieler und
Madretscher
Schuss Gewerbekanäle sind und als solche schon seit Jahrhunderten benutzt werden. Die 42 km lange
Schüss hat eine ziemlich gleichmässige Wasserführung und zeigt ihre hauptsächlichen Hochwasser im Frühjahr und gegen
das Ende des Herbstes. Im obern Abschnitt des St. Immerthales ist die Suze
nur ein kleiner Bach, der kaum einige
Mühlen und
Sägen zu treiben vermag. Bei
St. Immer bildet sie schon einen kleinen Fluss, dessen
Wasser im Winter auf
das schöne Eisfeld des
Quartier du
Pont geleitet wird. Das Thal bleibt aber einförmig bis
Le Torrent, wo
¶
mehr
wir auf beschränktem Raum eine der anmutigsten Landschaften mit schönem Wasserfall finden. Von Sonceboz bis Bözingen endlich durchfliesst die Schüss einen der malerischsten Querdurchbrüche des ganzen Juragebirges. Infolge des verhältnismässig starken Gefälles hat man hier eine Reihe von grossen Elektrizitätswerken erstellen können, die dem untern Abschnitt des St. Immerthales und einem Teil des Amtsbezirkes Biel Licht und Kraft liefern. Von Villeret bis Biel reihen sich dem Flussufer entlang zahlreiche Mühlen, Sägen und andere industrielle Betriebe auf. In Biel selbst wird das Wasser der Schüss auch zur Reinigung der Abzugskanäle verwendet.
Das Normalprofil der Schüss oberhalb ihrer Gabelung zeigt eine Sohlenbreite von 14 m. Die beiderseitigen Hochdämme sind hier je 2,5 m breit. Der Schüsskanal ist 11 m, die Bieler Schüss 6 m und die Madretscher Schüss ebenfalls 6 m breit. Die Hochwasser von 1882 führten ein Maximum von 90 m3, diejenigen von 1896-1899 ein solches von bis auf 95 m3 in der Sekunde, während das Normalprofil eine Wasserfuhr von 100 m3 in der Sekunde zu fassen vermag. Die Gesamtkosten der Schüsskorrektion haben mit Inbegriff der von der Stadt Biel vorgenommenen Neben- und Ergänzungsarbeitern die Summe von 685515 Fr. erreicht, woran der Bund 153600 Fr. beitrug.
Die Suze
oder Schüss ist sehr fischreich und beherbergt namentlich ausgezeichnete Forellen, deren Zahl
aber infolge der für die Fabrikanlagen errichteten vielen Stauwehre leider immer mehr zurückgeht. Dem Fluss folgen seiner
ganzen Länge nach die Kantonsstrasse und die Bahnlinie Biel-Sonceboz-St. Immer-La Chaux de Fonds, die ihn auf 17 mehr oder
minder grossen Brücken überschreiten. Dazu kommen noch die zahlreichen Uebergänge in der Stadt Biel
und den andern an der Schüss gelegenen Ortschaften.
Die zwei kühnsten aller dieser Brücken finden sich im Taubenloch, wo die eine die Eisenbahn und die andere die Strasse vom
einem Ufer zum andern hinüberführt. Die von der Suze
auf der Strecke Les Convers-Sonceboz durchflossene
Landschaft trug im Mittelalter den Namen Susinga, Susinge oder Susingerthal und hiess später Erguel (s. diesen Artikel).
Mittel- und Unterlauf der Schüss sind in jüngerer geologischer Vergangenheit mehrfachen Lageveränderungen unterworfen gewesen.
So entstand z. B. in Rondchâtel (s. diesen Art.) eine Ablenkung durch die Moränenablagerungen, in deren
Folge der schöne Wasserfall und der nach oben sich daran anschliessende sumpfige Thalboden entstanden.
Vor der Glazialzeit floss die Schüss nach ihrem Austritt aus dem Taubenloch über Löhren und Orpund durch ein heute mit Moränenmaterial aufgefülltes Tobel in gerader Linie gegen Meienried, um sich hier mit der Aare-Zihl zu vereinigen. Dann verursachten die Erosionen der verschiedenen Glazial- und Interglazialzeiten durch die Herausmodellierung der Thalrinne Bözingen-Pieterlen eine erste Ablenkung nach NO., so dass nun die Schüss über Pieterlen floss und sich bei Stad mit der Aare vereinigte. Hierauf lenkten endlich die eigenen Aufschüttungsprodukte und vielleicht auch auf menschliche Arbeit zurückzuführende Einflüsse die Schüss nach SW., d. h. in den Bielersee und die Zihl ab. Heute ist der ganze Unterlauf künstlich kanalisiert.