Surpierre,
deutsch Ueberstein (Kt. Freiburg, Bez. Broye). 623 m. Gem. und Pfarrdorf, als Freiburger Exklave rings von Waadtländer Gebiet umschlossen; 7 km sw. der Station Granges-Marnand der Linie Lausanne-Payerne-Lyss. Postablage, Telephon. Gemeinde, mit Les Essinges, Les Gottes, Le Poyet und Vigny: 55 Häuser, 243 kathol. Ew.; Dorf: 28 Häuser, 140 Ew. Das Dorf liegt im Bergland über den das Broyethal begleitenden Felsen und gewährt eine schöne Aussicht. Fruchtbare Gegend, Waldungen. Der aus dem Bois des Meules herkommende Bach von Surpierre teilt das Dorf in zwei Hälften, stürzt sich über die Felsen und mündet unterhalb Villeneuve von links in die Broye. Die Pfarrkirche ist der h. Maria Magdalena geweiht. Die ehemalige
mehr
Pfarrkirche Notre Dame des Champs, 1 km sw. vom Dorf nahe dem Bois des Meules, erhielt 1411, 1489 und 1513 namentlich von seiten der Familie Aymonetta verschiedene Vergabungen, war aber zu weit entfernt und wurde deshalb abgetragen, worauf man im Dorf selbst die am 2. Juli 1820 geweihte heutige Kirche erstellte. An der Stelle der 1820 abgetragenen alten Kirche liess die Familie Bondallaz 1821 die jetzige Kapelle Notre Dame des Champs (s. diesen Art;) erbauen. Nö. vom Dorf steht in 609 m auf einem etwa 120 m hohen Felsen das Schloss Surpierre, das von weither sichtbar ist und von welchem aus sich ein umfassender und abwechslungsreicher Ausblick bietet. Der heutige Bau ist von der Freiburger Regierung 1539-1544 erstellt worden, nachdem das alte Schloss 1539 einer Feuersbrunst zum Opfer gefallen war. Der Name der Ortschaft erscheint als supra Petra zum erstenmal 1147. Es bestand hier ein Edelgeschlecht dieses Namens, das auch noch Besitzungen in Lussy und Vuisternens devant Romont hatte und in den Urkunden von der 2. Hälfte des 12. bis zur ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts auftritt, um dann wieder zu verschwinden. Die Herrschaft Surpierre gehörte vom 13. Jahrhundert bis 1399 den Herren von Cossonay, die wohl auch zwischen 1271 und 1316 das Schloss erbaut haben können. Ritter Ludwig I. von Cossonay, der in Schulden geraten war, verkaufte mit Zustimmung von Mutter und Brüdern das Schloss und die Herrschaft Surpierre um den Preis von 3000 Lausanner Pfund an Wilhelm von Estavayer, Archidiakon von Lincoln in England, mit dem Vorbehalt des Rechtes jederzeitigen Rückkaufes. Nachdem dieser Rückkauf 1316 wirklich erfolgt war, blieb Surpierre weiter im Besitz derer von Cossonay, bis es dann durch Erbschaft an Jeanne von Cossonay, Gemahlin des burgundischen Ritters Jean de Rougemont, kam, die so zur Herrin von Cossonay, Berchier, L'Isle und Surpierre ward. Um eine Schuld von 8000 Goldgulden (84720 Fr. in heutigem Gold) zu decken, trat Ritter Jean 1399 die Herrschaft Surpierre an seinen Gläubiger Yblet, Herrn von Challant und Montjovet, ab, wobei er sich das Rückkaufsrecht ebenfalls vorbehielt. Laut Urbar von 1380 umfasste diese Herrschaft damals das Schloss und den befestigten Flecken Surpierre mit den Dörfern Ménières, Granges, Trey, Henniez, Marnand, Coumin, Chapelle, Cheiry, Chavannes und Villeneuve. Nach dem Tode seiner Frau veräusserte ihr Gemahl und Erbe Jean de Rougemont sein Rückkaufsrecht 1406 um 3000 französische Franken an Wilhelm III. von Menthonay, Bischof von Lausanne. Die Herrschaft Surpierre ging 1409 an Jean, den Sohn des Yblet de Challant, und 1414 an dessen Bruder Franz, den spätern Grafen von Challant, über. Dieser verkaufte dann die Herrschaft seinerseits wieder dem Ritter Humbert von Glérens, Herrn von Virieux le Grand und Rat des Herzogs von Savoyen, von dessen Sohn Franz sie 1472 im Tausch gegen die Herrschaft L'Isle an Jakob von Savoyen, Grafen von Romont und Herrn der Waadt, überging. Das Haus Savoyen blieb nun Eigentümer der Herrschaft bis zur Eroberung der Waadt durch die Berner im Jahr 1536. Schon am 1. März des nämlichen Jahres trat Bern die Herrschaft Surpierrre den Freiburgern ab, die hier einen Landvogt einsetzten. Diese freiburgische Vogtei Surpierre umfasste ausser Schloss und Dorf Surpierre noch die Dörfer Villeneuve, Praratoud, Chapelle, Cheiry und Ménières. 1798-1803 gehörte Surpierre zum Bezirk Estavayer; 1803-1848 bildete es einen eigenen Bezirk mit den Dörfern Villeneuve, Praratoud, Chapelle, Cheiry, Ménières, Nuvilly, Fétigny, Prévondavaux und Vuissens. Seit 1848 endlich ist Surpierre dem Bezirk Broye angegliedert.