Šumen
(spr. schu-), türk. Schumla oder Šumna, Stadt im Fürstentum Bulgarien, [* 2] 90 km westlich von Varna, auf den Vorhöhen des östl. Balkans, von hoher strategischer Wichtigkeit, da sich hier die Straßen von den Donauübergängen bei Silistria und Rustschuk vereinigen, um von hier aus in mehrern Pässen, besonders dem Dobral-Paß, den Balkan zu übersteigen und über Karnabad oder Jamboli nach Adrianopel zu ziehen. Die Stadt liegt an einer Mulde innerhalb eines hufeisenförmigen, 250 m über die Umgebung aufragenden Höhenzuges, an einem Zufluß des Kamčik, ist Hauptort eines Kreises und macht mit seinen Kasernen, Magazinen und andern Militärbauten den Kernpunkt des nur von der Ostseite aus zugänglichen, befestigten Lagers gleichen Namens aus. Š. zählt (1893) ohne Militär ¶
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22 517 E., davon 8528 Türken. Die Stadt, Sitz eines Brigadekommandos, eines Metropoliten, hat zahlreiche Moscheen, mehrere Kirchen, ein Arsenal, Militärhospital, lebhaften Handel und Fabrikation von Kupferschmiedewaren. Eine Zweigbahn verbindet K. mit der Station Kaspidschan der Linie Rustschuk-Varna. - Š., zuerst im 11. Jahrh. genannt, gewann erst nach dem Verfall der nahen altbulgar. Residenz Preslavs eine Bedeutung, besonders seit den Kriegen des 17. und 18. Jahrh., wo es stark befestigt wurde, vorzüglich durch den 1768 abgesetzten Großwesir Hassan Pascha aus Algier, dessen Grabmal sich hier befindet. In allen folgenden russ.-türk. Kriegen war Š. das Hauptquartier der Großwesire. Dreimal wurden die russ. Heere von diesem Bollwerk des türk. Reichs aufgehalten: unter Rumjanzow 1774, unter Kamenskoi 1810 und unter Wittgenstein 1828, wo es Hussein Pascha verteidigte;
daher umging es Diebitsch 1829. Im Kriege 1877-78 wurde es erst nach dem Friedensschluß von russ. Truppen besetzt.