(lat. suffixum, d. h. angefügt), in der
Grammatik ein Lautkomplex, der
an sich keine selbständige Bedeutung
hat, sondern, einer
Wurzel
[* 2] (s. d.) oder einem
Stamme (s. d.) am Ende angefügt, entweder diesem eine
veränderte Bedeutung giebt oder dem so entstandenen Worte ein bestimmtes Verhältnis
im
Satze mitteilt; in ersterm Falle
heißen die S. stammbildende (wortbildende), in letzterm Flexionssuffixe. Die Flexionssuffixe zerfallen in Deklinations-
oder Casussuffixe und Konjugationssuffixe oder
Personalendungen: z. B. im lat. lectoris (des
Lesers) ist leg (lego, ich
lese) die
Wurzel, tor das stammbildende S., das die Bedeutung der handelnden
Person giebt,
«Leser», -is das Casussuffix des
Genitivs;
in legebat (er las) ist legeba- der
Stamm des Imperfektums, -t das S. der dritten
Person. (S.
Ableitung.)
(lat.), »Beugung,
[* 4] Biegung«, besonders im grammatischen Sinn die Veränderung eines Wortes zur Bezeichnung seines
Verhältnisses zu den übrigen Satzgliedern. In den meisten Sprachen gibt es zwei Hauptarten der Flexion, die
Deklination, d. h. die Beugung der Substantiva durch Anfügung von Kasusendungen (s. Kasus), und die Konjugation, d. h. die Beugung
der Verba durch Anfügung von Personalendungen und andern Zusätzen (s. Verbum). Je nachdem die sinnbegrenzenden Silben vorn,
am Ende oder in der Mitte des Wortstammes beigefügt werden, nennt man sie Präfixe, Suffixe oder Infixe.
Die Präfixbildung herrscht in den malaiisch-polynesischen Sprachen und in den Bantusprachen Südafrikas vor; so heißt im
Zulukafferischen »der Mann erscheint«: umu-ntu omu-khle, wobei die zwei
ersten Silben die grammatische Kongruenz zwischen Subjekt und Objekt ausdrücken. Dagegen wenden die uralaltaischen
Sprachen, die drawidischen und überhaupt die meisten Sprachen ausschließlich oder vorherrschend Suffixe an, und die Suffixbildung
ist auch in den indogermanischen (z. B. Haus-es, lieb-te) und semitischen Sprachen die Regel. Infixe finden
sich überall nur
vereinzelt; so zeigt das lateinische Verbum jungo (»ich verbinde«) ein Infix, n, während das Substantiv
jugum (»das Joch«),
das von derselben Wurzel herkommt, desselben enträt. Die Beifügung besonderer Silben oder einzelner Laute
ist jedoch nicht das einzige Mittel, um die grammatische Beziehung eines Wortes auszudrücken; sondern es genügt hierzu auch
eine bloße Veränderung des Wortstammes, die allerdings häufig auch von dem Hinzutritt einer Formsilbe
begleitet ist. Besonders entwickelt ist dieses System in den semitischen Sprachen; so heißt im Arabischen katala »er hat getötet«,
kutila »er wurde getötet«, maktûlun »getötet«;
im Hebräischen kâtal »er hat getötet«, hiktil »er
ließ töten«.
Auch die indogermanischen Sprachen können grammatische Verhältnisse auf diesem Weg zum Ausdruck bringen; hierher gehört
der sogen. Ablaut im Deutschen (z. B. helfen, half, geholfen, Hilfe). Diese grammatische Veränderung des Wurzelvokals wird
jetzt oft als Flexion im engern Sinn bezeichnet und als unterscheidendes Merkmal der beiden höchst entwickelten Sprachstämme,
[* 5] des semitischen und indogermanischen, angesehen (s. Sprache
[* 6] u. Sprachwissenschaft); jedenfalls kommt die in diesem engern
Sinn in andern Sprachstämmen nur vereinzelt vor.