britisch-austral.
Kolonie, begreift den ganzen mittlern Teil des Australkontinents
(s.
Karte
»Australien«)
[* 2] zwischen dem
IndischenOzean im
Süden und dem Timormeer im N., dem 129.° östl. L. v. Gr.
im W. (gegen
Westaustralien) und
Queensland,
Neusüdwales und
Victoria
[* 3] im O. und besteht aus dem 983,655 qkm (17,864 QM.) großen
eigentlichen S., das vom SüdlichenOzean bis zum 26.° südl.
Br. reicht, und dem 1,356,120 qkm (24,628
QM.) großen
Nordterritorium nördlich davon.
Über das letztere s. den betreffenden
Artikel. Das eigentliche S. hat zwei tief ins Land eindringende Meereseinschnitte:
den
Spencergolf und den
Golf St.
Vincent, gebildet durch die
HalbinselnEyria,
York und
Kap Jervis; östlich
von letzterm dringt auch die
Encounterbai, in welche der
Murray mündet, tiefer ein. Vor dem Vincentgolf liegt die große
Känguruhinsel,
die einzige bedeutendere der
Küste. Vom
Kap Jervis im
Süden erstreckt sich nordwärts die
Mount Loftykette und daran anschließend
die Flinderskette (aus
Sandstein,
Schiefer und
Kalkstein bestehend) mit den höchsten
Erhebungen (nicht über 1000 m)
des
Landes.
Nur auf diesen
Bergen
[* 4] und in deren nächster Nachbarschaft sowie in dem schönen
Mount Gambierdistrikt mit ausgestorbenen
Vulkanen,
Basalt- und Tropfsteinhöhlen im SO. fällt hinreichender
Regen, um das Land genügend für den
Ackerbau zu befeuchten. Von
Süden nach N. schwindet derselbe mehr und mehr, auch gegen W. und O. zu herrscht große
Dürre, die Gawlerberge
auf der Eyriahalbinsel sind völlig dürr und kahl. Beständig fließende
Flüsse
[* 5] gibt es daher außer dem
Murray, der die
Kolonie im SO. durchfließt und vor seiner Mündung die Süßwasserseen Alexandrina und
Albert bildet, gar nicht, die zahlreichenSeen
(Torrens,
Eyre,
Frome,
Gairdner u. a.) sind nur schreckliche
Salzsümpfe und ihre Nachbarschaft meist traurige
Wüste. Doch gibt es um den
Eyresee zahlreiche zu
Tage tretende
Quellen in
freilich unfruchtbarer Gegend, auch hat
man in neuester Zeit durch Bohrungen große Wasservorräte erschlossen. Das
Klima
[* 6] ist
durchaus gesund, in
Adelaide
[* 7] steigt die
Temperatur im
Januar bis
¶
mehr
45° C. und sinkt im August bis 2° C.; Gewitter, Hagelschlag und heftige Regengüsse sind namentlich im Sommer häufig, dann
machen sich auch die aus dem Innern wehenden glühenden Winde
[* 9] sehr zum Schaden der Vegetation bemerkbar. Die einheimische Pflanzen-
und Tierwelt unterscheidet sich in nichts von denen des übrigen Australien. Die europäischen Ansiedler
haben die Orange, Olive, den Pfirsich- und Feigenbaum, den Weinstock sowie Weizen, Gerste,
[* 10] Hafer,
[* 11] Kartoffeln u. a. eingeführt;
namentlich zeichnet sich die Kolonie durch ihren vorzüglichen Weizen aus, der nebst Mehl
[* 12] Absatz in England findet, auch der Wein
gewinnt jetzt dort Freunde.
Von den 1,9 Mill. Hektar kultivierten Landes waren 1885 mit Weizen bestellt 776,981 Hektar, mit Wein bepflanzt 1836 Hektar.
Infolge ihrer Trockenheit eignet sich die Kolonie vornehmlich für Schafzucht; man zählte 1884: 6,696,406 Schafe,
[* 13] 389,726
Rinder,
[* 14] 168,420 Pferde
[* 15] und 163,807 Schweine.
[* 16] An Mineralien
[* 17] ist das Land reich. Die frühern außerordentlichen Erträge von Kupfer
[* 18] (Kapunda, Wallaroo, Moonta, Blinman) haben zwar sehr nachgelassen, und die Bearbeitung der Silber-, Blei-
und Eisengruben hat man ganz aufgegeben; dafür findet man Wismut und Gold,
[* 19] letzteres in neuester Zeit in der ganzen mittlern
Gebirgskette vom Süden bis zum hohen Norden.
[* 20]
Kohle aber hat man trotz eifriger Forschungen bis jetzt nirgends entdeckt, dieselbe muß aus Newcastle
[* 21] und Neusüdwales eingeführt werden. Die Bevölkerung
[* 22] (1887: 317,446, wovon 65,199 männlich, 52,247 weiblich) ist fast ganz
britisch; die Zahl der Deutschen, welche in der Hauptstadt stark vertreten sind und eine Reihe ganz deutscher Ortschaften gegründet
haben, wie Hahndorf, Lobethal, Tanunda u. a., mag 30,000 betragen. Die der sehr zusammengeschmolzenen
Eingebornen (s. Tafel »Ozeanische Völker«,
[* 23] Fig. 1 u. 2), welche man 1836 noch auf 12,000
schätzte, wurde 1881 auf 5628 ermittelt.
(SouthAustralia), brit.-austral. Kolonie, welche den ganzen mittlern, von der Nord- bis zur Südküste
reichenden TeilAustraliens einnimmt. Sie zerfällt in das eigentliche S., in Alexandraland (s. d.) und in das Northern Territory
oder
Nordaustralien (s. d.). Das eigentliche S. grenzt im
W. unter 129° östl. L. von Greenwich an Westaustralien, im N. unter 26° südl. Br. an Alexandraland und Queensland, im O.
unter 141° östl. L. an Queensland, Neusüdwales und Victoria, im Süden an den Indischen Ocean und umfaßt eine Fläche von 983 655 qkm,
ganz S. aber 2 3116 61 qkm. (S. Karte: Australien.) Die im W. der GroßenAustralischen Bucht angehörende
Küste ist öde und dürr. Bei der Südspitze der Halbinsel Eyria beginnt der Spencergolf. Weiter südöstlich, jenseit der
Spitze der Halbinsel York, dringt der kleinere St. Vincentgolf in das Festland ein, und vor demselben liegt die unfruchtbare
Felseninsel Känguru. Bei Kap Jervis wendet sich die Küste gegen Osten und bildet die Encounterbai, in deren Hintergrunde der
mit dem Meere in Verbindung stehende Alexandrinasee liegt, in den bei Wellington der Murray mündet.
Oberflächengestaltung und Bewässerung. Der südöstl. Teil des Landes ist gebirgig. Dies Bergland besteht aus den bis
zu den Ebenen südlich vom Cooper-Creek nördlich ziehenden Reihen der Mount-Lofty- und der Flinderskette, deren Spitzen die
Höhe von 1000 m nicht übersteigen. Im südl. Teile umschließen die dicht bewaldeten Berge gut bewässerte, fruchtbare Thäler,
und auch das Küstenland und die Ebenen zum Murray hin sowie im äußersten Südosten der Mount-Gambier-Distrikt
sind reich und kulturfähig.
Die Ketten des Mount-Lofty und des Flinders Range bestehen hauptsächlich aus Sandstein, Schiefer und Kalkstein; die rauhe zerklüftete
Gawler-Range, welche nördlich die Eyria-Halbinsel begrenzt, setzt sich aus Granit zusammen, ferner findet sich schöner
roter Granit im Barossadistrikt nördlich von Adelaide und am Nordufer der Encounterbai. Basalt kommt vor
am Mount-Arden im NNO. von Port-Augusta, in der Gegend der salzigen Binnenseen und besonders häufig in der Nähe der erloschenen
Vulkane
[* 29] des Mount-Gambier-Distrikts, wo sich auch wunderbare Tropfsteinhöhlen finden. Die Kolonie leidet stark an Wassermangel;
außer dem Murray besitzt sie kein ununterbrochen fließendes Gewässer, denn die in den Lake Eyre, Torrens,
Frome, Blanche und andere Salzmoräste des Innern mündenden Flüsse bleiben oft jahrelang trocken.
Das Klima ist mild und gesund. Ein Drittel des Jahres wehen regenreiche oceanische Südwestwinde. Man hat Frühling und Sommer.
Die Regenzeit fällt zwischen Mitte Mai und Anfang Oktober;
vom Oktober an nimmt die Wärme
[* 30] bis zum Februar,
dem wärmsten Monat, zu.
Der fruchtbare Teil ist hauptsächlich auf die Küstenstriche an den Seen und Bergketten beschränkt und
erleidet viel Einschränkungen durch Steppen und Gebüsch, welche in den Charakterformen von Salzbusch, Spiniferflächen und
Mulga-Scrub (d. h. Gebüsch aus stachligen Akazien) hauptsächlich auftreten. Im Reichtum besonderer Arten steht S. gegen Westaustralien
jenseit der großen Victoriawüste und auch gegen den Südosten des Kontinents weit zurück. Die Fauna
weicht von der des außertropischen Australiens überhaupt kaum ab.
Die Bevölkerung, hauptsächlich Engländer und Deutsche
[* 31] (1897: 2,67 Proz.), belief sich 1839 auf
¶
mehr
12000 und betrug 1891: 320 006, 1896: 357 405 E.; davon gehören 4752 zum Nordterritorium. In den besiedelten Distrikten wohnten
(1891) etwa 5000 Eingeborene. (S. Tafel: Australische Völkertypen,
[* 32]
Fig. 3, Bd.
1, S. 180.) Katholiken wurden 47 179 gezählt, Chinesen 3848. Die Einwanderung, namentlich zwischen 1855 und 1866 sehr bedeutend,
wird neuerdings durch Auswanderung mehr als ausgeglichen. (S. auch Australien, Bevölkerung.) Die Verwaltung der Kolonie liegt
nach der 1856 in das Leben getretenen Verfassung in den Händen eines Gouverneurs mit 6 verantwortlichen Ministern.
Diesen zur Seite steht ein gesetzgebender Rat von 24 auf 9 Jahre erwählten Mitgliedern, welche alle 3 Jahre
zum dritten Teil ergänzt werden, und eine gesetzgebende Versammlung von 54 Mitgliedern, die von allen über 21 Jahre alten
Kolonisten (137 778 Wähler) gewählt werden. 1894 erhielten auch Frauen Wahlrecht. Es giebt 33 Municipalitäten, 140 Distrikträte
und 44 Counties. Die Rechtspflege erfolgt nach engl. Gesetzen. Das Finanzjahr 1896 schloß mit
einer Einnahme von 2,521 und einer Ausgabe von 2,509 Mill. Pfd. St. Die Schuld beträgt (1896) 22,87 Mill. Hauptstadt und
einzige größere Stadt ist Adelaide (s. d.).
Erwerbszweige und Verkehr. Was den Bergbau
[* 33] anbetrifft, so liefert Kupfer die größte Ausbeute; die mächtigsten Lager
[* 34] von
Kupfererzen befinden sich zu Kapunda, Burra-Burra (Kuringa), auf der York-Halbinsel zu Wallaroo und Moonta
sowie im nördlichsten Teile der Flinders Range. Im ganzen wurden 1895 für 266 494 Pfd. St. Kupfer gewonnen. Weniger wichtig
ist Gold und Silber; Kohle muß eingeführt werden. Des Wassermangels wegen überwiegt in der Viehzucht
[* 35] die der Schafe. 1894 wurden
gezählt: 7,26 Mill. Schafe und nur 323 602 Stück Rindvieh und 187 666 Pferde.
Doch wird selbst die Schafzucht mehr und mehr durch den Ackerbau eingeschränkt; 1893 waren von 26 257 441 Acres kultivierten
Landes 1 732 711 mit Weizen bestellt, 17 418 mit Weinreben bepflanzt. Geerntet wurden 1879/80: 14,26, 1892/93: 9,24,
1893/94: 13,61 Mill. Bushel Weizen. Die Weinproduktion steigt rasch; 1884 wurden 473 535, 1892/93: 594 038 und 1893/94: 712 895 Gallonen
gewonnen. Davon wurden 260 251 Gallonen ausgeführt. Die Industrie beschäftigte (1892) 10 920 Personen und zwar in Eisenhütten,
Kochöfen, Mühlen
[* 36] und Bau von landwirtschaftlichen Maschinen.
Der Handel konzentriert sich fast ausschließlich auf Adelaide; der Wert der Ausfuhr betrug 1888: 6,9,
1891: 10,5, 1893: 8,4, 1895: 7,2 Mill. Pfd. St., darunter Wolle für 1,44 Mill., Weizen und Weizenmehl für 0,8 Mill., Kupfer
für 226 494 Pfd. St. Die Einfuhr, namentlich Gewebe
[* 37] und Tuche sowie Eisen,
[* 38] betrug 1888: 5,4, 1891: 9,9,
1893: 7,9, 1895: 5,6 Mill. Pfd. St. Nur 11 Proz. des Handels sind nach dem Ausland gerichtet, die Hälfte fällt auf England,
der Rest auf engl. Kolonien. Die eigene Flotte zählt (1895) 95 Segler und 214 Dampfer mit zusammen 40 645 Registertons. 1106 Schiffe
mit 1,48 Mill. Registertons liefen in die Häfen ein. An Eisenbahnen waren im Juni 1896: 2771 km in Betrieb,
sowie 234 km im Nordterritorium, letztere sind das Nordstück der großen Überlandbahn. Von den Telegraphen
[* 39] entfällt der
Hauptteil auf den Überlandtelegraph Port-Darwin-Port-Augusta.
Über die ältern Entdeckungsreisen s. Australien. 1883 besuchte Winnecke das wüste Gebiet
zwischen dem Überlandtelegraphen
im W. und dem Gregorydistrikt Queenslands im O. und entdeckte 80 km westlich vom Mulligan-River den Field-River und den Hay.
Im W. der Kolonie bereiste Giles 1882 die Gegend zwischen der Peakestation und den Everardbergen. Tietkens durchzog das nach
innen zu allmählich ansteigende ärmliche Gebiet zwischen der GroßenAustralischen Bucht und den Musgravebergen
sowie 1889 die Gegend nördlich vom Amadeussee.
Von Hergott Springs aus, der damaligen Endstation der Südaustralischen Nordbahn, durchquerte DavidLindsay den Kontinent in
den J. 1885-86, wobei er den Unterlauf des Finke-River untersuchte, der bei starkem Ansteigen des Flusses seine Wassermassen
durch den Spring-Creek-Flat dem Flusse Truer oder Macumba zuführt, wodurch die Zugehörigkeit des Finke-River
zum Gebiet des Lake Eyre erwiesen ist. Von der Alice-Springs-Station aus glückte Lindsay ein Vorstoß an die Westgrenze von
Queensland und zum Herbert-River, wobei völlig unbekanntes Gebiet durchzogen wurde.
Von Juli bis Sept. 1887 durchwanderten Earle, P. Anderson und G. Mayers die Nullarborebene an der GroßenAustralischen Bucht und kamen nordwärts bis 31° südl. Br. 1889 erforschte Brown das Musgravegebirge, 1894 das Nordterritorium,
Horn 1894 die Macdonnellkette. Die von Elder ausgerüstete Expedition unter Lindsay (1891-92) mißglückte wegen Mißhelligkeiten
unter den Teilnehmern. Zahlreiche weitere Expeditionen hatten zum Zweck das Suchen nach Gold, Vermessung
der im Bau befindlichen Transkontinentalbahn und die Auffindung eines gangbaren Weges nach den Goldfeldern Westaustraliens.
Geschichtliches. Das Küstengebiet der Kolonie nebst ihren Golfen wurde erst 1803 von dem engl. KapitänFlinders, dann bald
darauf von dem franz. AdmiralBaudin entdeckt. Aber erst 1830 machte Sturt auf die Vorzüge des Landes aufmerksam,
so daß endlich 1834 eine Kolonisationsgesellschaft in England zusammentrat, welche durch Verkauf des noch herrenlosen Landes
einen Fonds gründete, durch den die Kultur des Landes ermöglicht ward. Am erschien eine Parlamentsakte, welche
S. zu einer brit. Provinz erhob und die Ansiedelung deportierter Verbrecher ausschloß. Die ersten Auswanderer
verließen Europa 1836 und langten 26. Dez.am St. Vincentgolf an. Nach vielen Schwierigkeiten begann gegen 1841 die blühende
Entfaltung der Kolonie, die noch immer fortdauert.
Litteratur. The Australian Handbook for 1897 (Lond. 1897);