(lat.), im gewöhnlichen
Sinn das Grundwesen, das Wesentliche oder der Hauptinhalt einer
Sache, der
Stoff,
im
Gegensatz zum
Accidens (s. d.), der zufälligen, nicht wesentlichen
Eigenschaft eines
Dinges. So bezeichnet man
z. B. Kapitalien als S. eines
Vermögens im
Gegensatz zum
Ertrag oder den
Zinsen als seinen Accidenzien. In der
Philosophie ist
S. das unbekannte Seiende, welches als beharrlich und bleibend gegenüber allem
Wechsel derErscheinung gedacht wird und dem
Vielen und Mannigfaltigen die
Einheit gibt. Hinsichtlich der Bestimmung des
Wesens dieser S. gehen die
philosophischen
Systeme auseinander. Ob es eine Vielheit von Substanzen gebe
(Monaden des
Leibniz, reale
WesenHerbarts), oder
ob nur eine anzunehmen sei (S. des
Spinoza), ob dieselbe oder dieselben geistiger oder materieller
Natur seien, darüber ist
der alte Streit bis auf den heutigen
Tag nicht entschieden.
(lat.), wörtlich was darunter steht (s. Subjekt), zunächst das, was dem grammatischen Subjekt sachlich und
logisch entspricht, d. h. dasjenige, worauf zuletzt alle Aussagen sich beziehen und wovon sie
gelten will. Dies bezeichnet man gemeinhin mit Ding (s. d.), daher Ding und S.
sich annähernd decken. Was von einer S. ausgesagt wird oder gelten soll, heißt in der philos. Sprache
[* 2] Accidens; ein Accidens,
das der S. bleibend zukommen soll oder von ihr unabtrennbar ist, heißt Attribut. Wie das Ding, bezeichnet
aber die S. eigentlich nur die gedankliche Einheit, in der eine Mannigfaltigkeit von Bestimmungen, die wir als zu einander
gehörig betrachten, zusammengefaßt wird; insbesondere sofern wir alle dem Wechsel unterliegenden Bestimmungen notwendig
an unwandelbare knüpfen, um ihnen durch diese Anknüpfung in
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unserm Denken so zu sagen einen Halt zu verschaffen, dessen sie sonst entbehren würden. Das ist der erkenntnistheoretische
Grund für das der S. von jeher beigelegte Merkmal der Unzerstörlichkeit oder Beharrlichkeit. In solchem Sinne stellt Kant die
S. als einen der Stammbegriffe des Verstandes (Kategorien) fest, dem also nur eine bedingte Gültigkeit
in den Grenzen
[* 4] möglicher Erfahrung zukomme. Wo dagegen diese kritische Einsicht fehlte, mußte die S. als eigentlichster
Ausdruck für das «Ding an sich» oder die letzte, absolute Grundlage
des Erscheinenden dienen.
Daher steht der Begriff der S. (seit Aristoteles) im Mittelpunkte der Metaphysik; so bedeutet sie bei Spinoza
wie im nachkantischen Idealismus geradezu das Absolute, so sind bei Leibniz die S. seine Monaden u. s. w., und mußte über
die letzte Beschaffenheit der S., namentlich um das Verhältnis der denkenden und ausgedehnten S. (Geist und Materie), endloser
Streit entstehen, der nach der obigen (Kantischen) Auffassung des Substanzbegriffs ebenso gegenstandslos wird
wie der Humesche Zweifel an der Gültigkeit des ganzen Begriffs. - Im gemeinen Leben versteht man unter S. eigentlich die chemisch
unterschiedenen Stoffe. Aus besondern histor. Gründen ist zu erklären, daß S. bisweilen auch die Bedeutung der Wesenheit
hat; dann heißt die S. einer Sache der wesentliche Kern derselben. So sprach man in der Hegelschen Zeit
viel von der S. des Rechts, der S. des Volksgeistes u. dgl.