Suawah
,
s. Kabylen.
Suawah
3 Wörter, 20 Zeichen
Suawah,
s. Kabylen.
(arab. Qabail, »Stämme«),
ein Volk berberischer Abstammung in Algerien, [* 3] das zum größern Teil die Provinz Algier, zum kleinern die Provinz Konstantine bewohnt und in 1400 Ortschaften 450-500,000 Köpfe zählt. Sie haben in wiederholten heftigen Kämpfen lange ihre Unabhängigkeit gegenüber den Franzosen behauptet, bis es diesen 1857 gelang, sie ganz zu unterwerfen (s. Algerien). Die Kabylen sind sämtlich Mohammedaner. Sie treiben nicht bloß Ackerbau und Viehzucht, [* 4] sondern zeichnen sich auch im Weben [* 5] von Stoffen und in der Verfertigung von Waffen [* 6] aus und bearbeiten die Eisen- und Bleibergwerke des Atlas. [* 7]
Man findet Wassermühlen, Teppichwirkereien und Töpfereien bei ihnen; besonders national aber ist die Ölbereitung. Auch wandern jährlich Tausende in die Städte, selbst nach Tunis, hinein, um als Lastträger und Arbeiter, namentlich in den Häfen, eine kleine Summe zu erwerben, mit der sie in die Heimat zurückkehren. Ihre zu dem hamitischen Stamm gehörige Sprache [* 8] wurde von Hanoteau grammatisch bearbeitet (Algier 1858), der auch »Poésies populaires de la Kabylie du Jurjura« (mit Übersetzung, ¶
1867) herausgab. Unter den verschiedenen Stämmen der Kabylen existiert eine Art von traditionellem Bündnis (Solf), welches in Fällen großer gemeinschaftlicher Gefahr ins Leben tritt. Ihre Verfassung ist rein demokratisch. Jeder Stamm (Artsch) teilt sich in so viel Bezirke (Charuba), wie er Thäler oder Berge besetzt hält; der Amine ist der Anführer im Krieg, der Richter im Frieden. Die wahre und permanente Macht ruht in der Sawia oder kirchlichen Gemeinde, die von Marabuts gebildet wird.
Die Gesetzgebung geht von der Dschemma oder allgemeinen Versammlung des Ortes aus, in der jeder zu erscheinen berechtigt ist, der sich im Besitz einer Flinte befindet. Die Steuern, welche die Sawia erhebt, dienen dazu, die Armen zu ernähren, Mittel der Gastfreundschaft für Reisende zu gewähren und den den Marabuts übergebenen Kindern Unterhalt zu verschaffen. In jeder Sawia befinden sich eine Moschee oder Kubba (Kapelle), die sich über dem Grab eines heiligen Marabut erhebt, ein wissenschaftlichen Studien gewidmetes Lokal und Wohnungen für Schüler und Gelehrte, Bettler und Reisende. Das von den Kabylen bewohnte Land (Kabylien) zerfällt in Großkabylien, das in Dreiecksgestalt zwischen den Küstenplätzen Dellis und Dschidschelli und dem Setif im S. sich ausdehnt, und in Kleinkabylien, das östlich an das vorige grenzt und von Dschidschelli bis Philippeville reicht.
Vgl. Hanoteau und Letourneur, La Kabylie et les coutumes kabyles (Algier 1873, 3 Bde.);
Farine, Kabyles et Kroumirs (Par. 1881).