Titel
Sturmvögel
(Procellariidae), eine zur Ordnung der Langflügler gehörende, aus 6 Gattungen und 96 Arten bestehende kosmopolitisch verbreitete Vogelfamilie, unterscheidet sich durch Schwimmfüße, deren drei nach vorn gerichtete Zehen verbunden sind, während die hintere nur eine kleine Warze bildet, durch einen scharfen, vorn in einen starken Haken auslaufenden Schnabel von der Länge des Kopfes und durch die in einer auf der Firste verlaufenden und durch eine Scheidewand geteilten Röhre liegenden Nasenlöcher. Die S. sind vollkommene Seevögel, bewohnen auf beiden Halbkugeln nur die höhern Breiten und fliegen mit ihren langen, spitzigen Flügeln sehr schnell und ausdauernd. Gegen ihren Feind spritzen sie den thranigen und stinkenden Inhalt ihres Magens. Bei nahendem Sturme sollen sie sich oft auf Schiffe [* 2] setzen. ^[]
Der arktische Sturmvogel (Procellaria glacialis L., s. Tafel: Schwimmvögel [* 3] Ⅳ, [* 1] Fig. 3), der 50 cm lang ist und bei dem Kopf, Hals, Unterrücken, Schwanz und Unterseite weiß, Vorderrücken und Flügel bläulich-aschgrau und Füße gelb sind, ist im Sommer gemein in der Baffinsbai, in der Davisstraße, bei den Kurilen und Alëuten, bei Jan Mayen, [* 4] Spitzbergen und an der Westküste Islands, verirrt sich aber nur selten an die deutschen Küsten. Er brütet an den steilsten und unzugänglichsten Felsenwänden in außerordentlicher Menge, aber jedes Weibchen legt nur ein weißes Ei. [* 5] Der südlichste Brüteplatz ist die kleine Insel St. Kilda an Schottlands Westküste.
Für die armen hochnordischen Bewohner ist dieser Vogel sehr wichtig, denn er giebt ihnen frisch ein gutes Nahrungsmittel, [* 6] da er ein zartes, weißes, vom Thrangeruche ziemlich freies Fleisch besitzt, vermehrt gepökelt ihren Wintervorrat, liefert reichliches Öl, das als Brenn- und Speiseöl dient, und versieht sie reichlich mit Bettfedern. Aus Island [* 7] allein werden jährlich an 20000 Junge eingesalzen. Die Fischer trauen ihm mit Recht ein feines Vorgefühl für Witterungswechsel zu und richten sich nach ihm, je nachdem er sich dem Lande nähert oder die hohe See aufsucht. Von 25 bis 50° südl. Br. belebt der kapische Sturmvogel (Procellaria capensis L.) oder Kaptaube das Meer. In der Südsee, näher dem Pol, besonders an der Westküste Patagoniens, wohnt der antarktische Sturmvogel (Procellaria gigantea Gmel.), der an Größe eine Gans übertrifft. Auch die Gattung der Sturmschwalben (Thalassidroma, z. B. Thalassidroma pelagica L., [* 1] Fig. 5) und der Albatros (Diomedea exulans L., s. Taf. Ⅱ, [* 1] Fig. 1) gehört hierher.