Sturmflut
,
vom Wechsel der Gezeiten (s. d.) nicht abhängiger besonders hoher Wasserstand des Meers, den ein gegen die Küste wehender Wind erzeugt. Der in immer nahezu derselben Richtung wehende Wind treibt die Wassermassen vor sich her, so daß ein Anstauen gegen die Küste stattfinden muß. Je mehr dann die Küstenentwicklung den schnellen Abfluß des Wassers hindert, um so höher wird die S.; weshalb Buchten, wie die der deutschen Nordseeküste, bei andauernden nordwestl. und westl. Stürmen, und die Kieler und Lübecker Bucht bei nordöstl. und östl. Stürmen besonders gefährdet sind.
In der Ostsee sind die Bedingungen für eine S. folgende: Wenn längere Zeit stürmische Westwinde geweht haben, so daß das Ostseebecken sich durch Zufluß aus der Nordsee über Normalstand gefüllt hat und dann eine Depression [* 2] in östl. Richtung etwa in der Linie Hamburg-Lübeck-Swinemünde fortschreitet, dann kann das nunmehr wieder westwärts getriebene Ostseewasser nicht schnell genug durch den Sund und die Belte wieder abfließen und wird durch die nordöstl.
Windrichtung in die Kieler und Lübecker Bucht hineingedrängt. Die letzten S. von 1855 bei Cuxhaven, 1872 und 1883 bei Travemünde und Kiel [* 3] und 1895 bei Hamburg [* 4] trieben das Wasser über 3 m über den mittlern Hochwasserstand. Die Bucht von Bengalen leidet sehr unter S. Im Delta [* 5] des Brahmaputra kamen an 200000 Menschen ums Leben. Der Wasserstand wächst bei S. oft so sehr, daß er Dämme und Deiche überflutet und durchbricht und oft viele Quadratmeilen dahinter liegenden Landes verwüstet. -
Vgl. P. Mayer, über S. (Berl. 1873);
Lentz, Flut und Ebbe und die Wirkung des Windes auf den Meeresspiegel (Hamb. 1879).