(Stourdza), moldauische Bojarenfamilie, die urkundlich bis in den Anfang des 15. Jahrh.
hinaufreicht.
Gregor S. war unter dem
Fürsten Kallimachi
Kanzler der
Moldau und leitete die Abfassung des 1817 erschienenen
moldauischen
Gesetzbuchs. Als nach der langen Fremdenherrschaft der
Fanarioten der Hospodarensitz der
Moldau wieder von
Rumänen
eingenommen wurde, waren es zwei Sturdzas, die nacheinander denselben besetzten:
Johann S. (1822-28) und
Michael S. (1834
bis Die
Regierung beider war sehr erschwert durch das auf den
Donaufürstentümern lastende russische Protektorat.
Johann S. mußte einer russischen Besitznahme der
Moldau weichen, die 1828-34 währte.
MichaelSturdzas (geb. gest. in
Paris)
[* 2] 14jährige
Regierung wurde verhaßt durch den russischen Zuschnitt, den er dem
Fürstentum zu geben
sich bemühte (s.
Walachei,
¶
»MichelStourdza, ancien prince regnant de Moldavie«
(Par. 1874).
Sein Sohn Gregor, geb. 1821, ist ein Hauptvertreter der russischen Partei in Rumänien.
[* 5] Außerdem haben sich einen Namen gemacht:
1) Alexander S., geb. Sohn eines moldauischen Bojaren, der als politisch Kompromittierter 1792 nach
Rußland auswanderte, erhielt seine Bildung in Deutschland
[* 6] und suchte sich nach seiner Rückkehr nach Rußland der dortigen
Regierung als loyaler Publizist bemerklich zu machen. Seine Schrift »Betrachtungen über die Lehre
[* 7] und den Geist der orthodoxen
Kirche« (deutsch, Leipz. 1817) erwarb ihm die Würde eines russischen Staatsrats. Auf dem Kongreß zu Aachen
[* 8] schrieb er im Auftrag seines Kaisers ein »Mémoire sur l'état actuel de l'Allemagne« (deutsch in den »PolitischenAnnalen« 1819),
worin er unter andern ungerechten Urteilen über Deutschland namentlich die deutschen Universitäten als Pflanzschulen revolutionären
Geistes und des Atheismus hinstellte. Die bedeutendsten Gegenschriften sind: »Coup d'œil sur les universitès
^[richtig: universités] de l'Allemagne« (Aach. 1818) und von Krug (Leipz. 1819). S. zog sich 1819 nach Dresden
[* 9] zurück, wo
er sich mit einer Tochter Hufelands verheiratete, und 1820 auf seine Güter in der Ukraine und lebte später zu Odessa,
[* 10] sich
der Einrichtung und Leitung wohlthätiger Anstalten, unter andern eines Diakonissenvereins, widmend.
Er starb zu Mansyr in Bessarabien. Von seinen übrigen Schriften ist hervorzuheben »La Grèce en 1821« (Leipz. 1822).
Nach seinem Tod wurden herausgegeben: »Œuvres posthumes religieuses, historiques, philosophiques et littéraires« (Par. 1858-61, 5 Bde.).
Als Generalsekretär der rumänischen Akademie leitet er die Herausgabe von zwei großen Quellenwerken über rumänische Geschichte
(Hurmuzakis »Documente privitoare la Istoria Romanilor«, Bukar.
1876-89, 11 Bde., u. Sturdzas »Acte si Documente privitoare la Istoria Renascerei Romaniei«, das.
1888-89, 3 Bde.). Er schrieb mehrere historische und numismatische
Abhandlungen, z. B. »La marche progressive de
la Russie sur le Danube« (Wien
[* 17] 1878);
moldauische Bojarenfamilie, die urkundlich schon im Anfang des 15. Jahrh.
erwähnt wird und inländischen Ursprungs ist. Als 1821 die Herrschaft der Phanarioten in der Moldau
und Walachei ihr Ende nahm, wurde Johann S. 1822 als Rumäne von der Pforte zum Fürsten der Moldau ernannt, welche Würde
er bis zur russ. Occupation von 1828 bekleidete. 1834 wurde Michael S., geb. 1795 zu Iassy, zum Fürsten der Moldau
gewählt. Er war 1817, unter dem Fürsten Kallimachi, ein thätiger Mitarbeiter am Kallimachischen Gesetzbuche gewesen, machte
sich aber als Fürst durch Habsucht und Strenge verhaßt. Nach dem Vertrag von Balta-Limani 1849 mußte er der Herrschaft entsagen
und nahm seinen bleibenden Aufenthalt in Paris, wo er starb. Sein Sohn Gregor that sich als polit.
Redner und Mitglied der Hochreaktionären hervor. -
Vgl. Michael S. et son administration (Brüss. 1848);
Michael S., ancien
prince regnant de Moldavie, 1839-49 (Par. 1874). -
Ein Verwandter MichaelS.s war der russ. Geheimrat AlexanderSturdza (s. d.). - Derselben Familie gehört auch Demeter S.
von Miklauscheni an, geb. Er studierte in München, Göttingen, Bonn und BerlinStaatswissenschaften, war 1857 Kanzleichef
des Diwansad hoc der Moldau, 1859 Unterrichtsminister, 1866 einer der eifrigsten Mitarbeiter am Sturze Cusas und an der Wahl
des Fürsten Karl von Hohenzollern. Er war mehrmals Minister im liberalen KabinettBratianus und nahm den
thätigsten Anteil an der AnnäherungRumäniens an den Dreibund.
Als Sekretär
[* 19] der rumän. Akademie der Wissenschaften leitet er die Herausgabe der großen Quellenwerke über rumän.
Geschichte, und publizierte mehrere historische, numismat. und statist. Abhandlungen. Nach dem Rücktritt Catargius wurde er mit
der Bildung eines liberalen Ministeriums beauftragt, in dem er neben dem Präsidium das Auswärtige übernahm.
Infolge eines kirchenpolit. Zwistes trat er mit seinem ganzen Kabinett zurück und wurde im März 1897 zum Präsidenten
des Senats gewählt, jedoch schon trat er wieder als Ministerpräsident und Minister des Äußern
an die Spitze der Regierung.
oder
Stourdza, Alexander, Publizist, geb. in der Moldau, lebte einige Zeit in Deutschland und widmete
sich dann im russ. Interesse der polit. Schriftstellers. Er schrieb «Betrachtungen
über die Lehre und den Geist der orthodoxen Kirche» (deutsch von Kotzebue, Lpz. 1817) und trat hierauf
als Staatsrat in die Kanzlei des GrafenKapodistrias ein. 1818 verfaßte er auf dem Kongreß zu Aachen im AuftragKaisersAlexander
I. ein «Mémoire sur l'état actuel de l'Allemagne». Die Frivolität, womit
S. in dieser Schrift die öffentliche Meinung und den deutschen Nationalcharakter denunzierte und die
deutschen Universitäten als die Pflanzstätten des revolutionären Geistes bezeichnete, erregte beim deutschen Volk hellen
Zorn. Unter den Gegenschriften, welche das «Mémoire» hervorrief, sind
Villers' «Coup d'œil sur les universités de l'Allemagne» und Krugs «Auch
eine Denkschrift» (Lpz. 1819) zu erwähnen. 1819 zog sich S.nach Dresden zurück.
Hier bedroht, ging er nach Rußland und schrieb «La Grèce en 1821» (Lpz.
1822), zog sich aber bald darauf aus dem Staatsdienst zurück. Unter Nikolaus I. wurde er von neuem im Ministerium des Auswärtigen
verwendet, bis er endlich als Geheimrat den Abschied nahm. S. starb 25. (13.) Juni 1853 auf seinem Gute Mansyr in
Bessarabien. Seine «Briefe über die Pflichten des geistlichen Standes» (4. Aufl., Odessa 1844) fanden in Rußland großen Beifall.
Über seinen Schwiegervater Hufeland schrieb er «C. W. Hufeland» (Berl. 1837). Nach seinem Tode erschienen seine «Œvres posthumes
religieuses, historiques, philosophiques et littéraires» (5 Bde.,
Par. 1858-61).