Stufenlieder
,
s. Psalmen.
Stufenlieder
3 Wörter, 26 Zeichen
Stufenlieder,
s. Psalmen.
(griech., »Lieder, Gesänge«; auch Psalter), Titel der Sammlung von 150 religiösen Liedern im alttestamentlichen Kanon, welche zunächst im nachexilischen Tempel [* 4] gesungen wurden. Ihrem Inhalt nach lassen sie sich einteilen in: Lob- und Dankpsalmen, in denen Gott gepriesen wird;
Nationalpsalmen, die sich auf die Offenbarungen Gottes in Israels früherer Geschichte beziehen;
Zions- und Tempelpsalmen;
messianische oder Königspsalmen (Ps. 2, 20,. 24, 45, 72, 110);
Klagepsalmen, die reichhaltigste Klasse, zu der über ein Drittel der ganzen Sammlung gehört (auch die sieben sogen. Bußpsalmen, s. d.);
Lehrpsalmen, in welchen die religiöse und sittliche Weltanschauung Israels zum Ausdruck gelangt.
Die Sammlung ist allmählich im Verlauf geraumer Zeit entstanden und erst nach den Makkabäerzeiten, denen noch zahlreiche Psalmen entstammen, zum Abschluß gebracht worden. Von den Juden wurde das Psalmbuch in fünf Bücher abgeteilt (1-41, 42-72, 73-89, 90-106, 107-150), deren jedes mit einer Doxologie schließt. Mit Sicherheit kann die neuere Kritik die Verfasserschaft fast keines einzigen Psalms feststellen. Die Aufschriften, die dies versuchen, sind sämtlich spätern Ursprungs und unzuverlässig.
Dieselben geben außer den angeblichen Verfassern noch bald die Veranlassung der Abfassung, bald musikalische und liturgische Bestimmungen, bald mehreres davon zugleich an. So gibt es z. B. auch in unsern lutherischen Bibeln sogen. »Lieder in höherm Chor«, die im Hebräischen aber »Stufenlieder«, d. h. Wallfahrtspsalmen, heißen. Die Psalmen sind der Ausdruck des lebendigsten Gottvertrauens, gegründet aus tiefpoetischer Welt- und Lebensbetrachtung, hohe Muster religiöser Lyrik von unvergänglicher Schönheit.
Zeigt sich in den Psalmen auch kein bestimmtes Metrum, so tritt doch an dessen Stelle ein gewisser, in parallelen Sätzen sich darstellender Takt (der sogen. Parallelismus der Glieder). [* 5] Auch in der christlichen Kirche sind die Psalmen vielfach zu musikalischen Kirchengesängen benutzt worden, und namentlich hat sie die reformierte Kirche zu Kirchenliedern umgearbeitet. In frühern Zeiten gab es wohl keinen Kirchenkomponisten und Kontrapunktisten, der sich nicht in der Komposition von Psalmen versucht hätte, und zwar meist in Motetten- oder Kantatenform, die alsdann aber, als Musikstücke, immer auch den Namen Psalm führten. In neuern Zeiten findet man auch manches Vokalmusikstück unter dem Namen Psalm, das keinen eigentlichen Psalm aus der Bibel [* 6] zum Text hat, sondern nur eine in Psalmenweise gedichtete Ode. Von den zahlreichen neuern Übersetzungen und Erklärungen der Psalmen sind anzuführen: Ewald (3. Aufl., Götting. 1866), De Wette (5. Aufl., Heidelb. 1856), Lengerke (Königsb. 1847, 2 Bde.), Tholuck (2. Aufl., Gotha [* 7] 1873), Olshausen (Leipz. 1853), Delitzsch [* 8] (4. Aufl., das. 1883), Hupfeld (3. Aufl. von Nowack, Gotha 1888 ff.), Hengstenberg (2. Aufl., Berl. 1849-52, 4 Bde.) und Hitzig (Leipz. 1863-65, 2 Bde.).