(griech.), in der
Poesie, insbesondere der lyrischen, die
Verbindung mehrerer
Verse zu einem
metrischen Ganzen, dessen
Maß und
Ordnung den einzelnen Teilen eines Gedichts zu
Grunde liegt und sich demnach wiederholt.
Man sagt deshalb: ein Gedicht besteht aus so und so viel Strophen. Bei den
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die der erstern
genau nachgebildet war, und Epode (»Nachgesang«),
mit eigner metrischer Form, gliederten. Die lyrische Poesie behielt diese
Benennungen bei, wie in den Pindarischen Oden; andre lyrische Gedichte des Altertums kennen die Epode und
Antistrophe nicht, sondern bestehen aus Strophen mit regelmäßig wiederkehrendem Metrum. Die Alten teilten die Strophen nach
der Anzahl ihrer Verse in zwei-, drei- und vierzeilige (Distichen, Tristichen und Tetrastichen) und nach ihren Erfindern und
andern Merkmalen in Alkäische, Sapphische, choriambische und andre Strophen.
Die einzelnen Verse derselben hießen Kola und bildeten ein andres Einteilungsmerkmal. Strophen, deren
Verse ein gleiches Metrum hatten, galten zusammen nur als ein Kolon und hießen Monokola; solche, in denen zwei, drei oder vier
Versarten wechselten, Dikola (z. B. das Sapphische Metrum), Trikola (z. B. das Alkäische Metrum) und Tetrakola. In der Poesie
des Mittelalters und der neuern Zeit betrachtet man neben dem regelmäßig wiederkehrenden Versmaß besonders
die Einteilung in Aufgesang und Abgesang (s. d.) sowie den Reim als Prinzip bei der Strophenbildung, während in den allitterierenden
altdeutschen Dichtungen eine strophische Gliederung noch nicht vorkommt.
Erst in der Zeit des deutschen Minnegesangs entstand eine künstliche Strophenbildung, die auch auf die
epische Poesie ihren Einfluß hatte. Die bekanntesten Strophen dieser Periode sind: die Nibelungenstrophe, Hildebrandstrophe,
die Titurel- und die fünfzeilige Neidhartstrophe. Im weitern Verlauf haben die Dichter der neuern Zeit, von dieser Grundlage
des Mittelalters ausgehend, eine großartige Mannigfaltigkeit in der Strophenbildung entwickelt.
Vgl. Seyd, Beitrag zur Charakteristik
und Würdigung der deutschen Strophen (Berl. 1874).
(grch.), in der Poesie, insbesondere in der lyrischen, eine größere rhythmische Periode, die durch Verbindung
mehrerer Verse zu einem Ganzen entsteht. Die Alten nannten eine Verbindung von mehrern Versen ein System und bezeichneten ein
System dann als S., wenn es in völlig gleicher Form ein zweites Mal oder öfter wiederholt wurde. Von
zwei gleichen Systemen, die einander gegenüber standen, hieß das erste die S., das zweite die Antistrophe (Gegenstrophe).
Die Anfänge der Strophenbildung liegen bei Archilochus vor, der sich auf zwei- oder dreizeilige S. beschränkte. Auch die
äol. Lyriker und Anakreon hatten nur S. von wenigen Reihen. Umfangreichere Strophengebäude schuf erst
die chorische Lyrik, insbesondere Stesichorus, und die Tragödie. S., deren Verse einander gleich sind, hießen Monokola; solche,
in denen zwei, drei und vier Versarten wechselten, Dikola, Trikola und Tetrakola.
Im Strophenbau der modernen Nationen spielt der Reim eine maßgebende Rolle: durch künstliche und verwickelte
Reimverschlingungen sind da zum Teil höchst umfängliche Strophengebäude entstanden, wie die ital. Canzone und die S. der
deutschen Meistersinger. In der altgerman. Dichtung bestehen die beliebtesten S. aus vier allitterierenden Langzeilen (s. d.),
eine Form, die sich, mannigfach verwandelt, noch in den S. des mittelhochdeutschen Volksepos widerspiegelt, so in der
Nibelungenstrophe (s. d.); auch eine vierzeilige Mischung von Lang- und
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mehr
Kurzzeilen war verbreitet. Seit dem Aufkommen des Reims
[* 6] dient eine der mittellat. Hymnenstrophe von zwei Reimpaaren nachgebildete
einfache S. von vier Kurzzeilen als Keim einer reichen Entwicklung; sie lebt besonders deutlich im Schnadahüpfl fort. Unter
franz. Einfluß wird etwa seit 1170 in dem deutschen höfischen Minnesang eine Dreiteiligkeit zur Regel,
die im Meistergesang und zum Teil noch im modernen deutschen Strophenbau festgehalten wird: sie gliedert die S. in einen Aufgesang
(s. d.) aus zwei einander gleichen Stollen und in den abweichenden, aber ähnlichen Abgesang.
Die moderne deutsche Dichtung hat sich seit Opitz darin gefallen, antike, roman. und andere ausländische Strophenformen nachzuahmen:
Klopstock, J. H. Voß, besonders Platen haben in antiken, die Brüder Schlegel, Rückert u. a. in roman. Strophennachahmungen
Bedeutendes geleistet. Die selbständige Bildung nationaler Strophenformen wurde durch ein Übermaß fremder Einflüsse geradezu
erstickt. (S. Metrik.) -
Vgl. Seyd, Beitrag zur Charakteristik und Würdigung der deutschen S. (Berl. 1874);
R. M. Meyer,
Grundlagen mittelhochdeutschen Strophenbaues (Straßb. 1886);