Striktur
(lat.), die auf einzelne
Stellen beschränkte und unnachgiebige organische
Verengerung eines mit einer Schleimhaut
ausgekleideten
Kanals. Solche Strikturen
kommen vor an der
Speiseröhre, am
Magen
[* 3] und
Darm,
[* 4] in den Thränenkanälen, in der
Luftröhre,
in der
Harnröhre u. a. O. Sie entstehen entweder dadurch, daß die Schleimhaut des betreffenden
Kanals an einer mehr oder weniger umschriebenen
Stelle nach vorangegangener
Verschwärung in ein festes
Narbengewebe umgewandelt wird, welches sich zusammenzieht, schrumpft und nun wie ein fester um den
Kanal
[* 5] herumgelegter
Ring
diesen bleibend zusammenschnürt; oder sie beruhen auf der Einlagerung von Krebsmasse in das Schleimhautgewebe, wodurch sich
dieses beträchtlich verdickt, unnachgiebig wird und den
Kanal auf verschieden große
Strecken verengert.
Die Strikturen
der
Speiseröhre beruhen meist auf Krebseinlagerung, seltener auf Narbenbildung infolge von
Verbrennungen oder
Einführung von ätzenden und scharfen
Substanzen
(Vergiftung mit
Schwefelsäure,
[* 6]
Ätzkali). Die Strikturen
des
Magens sind bedingt
entweder durch
Magenkrebs oder durch die sich stark zusammenziehenden
Narben, welche nach einem
Magengeschwür
zurückbleiben. Ähnliches gilt von den Strikturen
des
Darms, welche außerdem auch noch infolge der
Verschwärung der Schleimhaut
beim Ruhrprozeß entstehen können.
Die Strikturen
der
Harnröhre, welche überwiegend beim männlichen
Geschlecht vorkommen, sind fast immer die
Folge einer Tripperentzündung.
Die
Folgen der Strikturen
bestehen darin, daß der betreffende
Kanal mehr oder weniger unwegsam wird, daß
die
Massen, welche durch den
Kanal hindurchgehen sollen, an der S. aufgehalten und unter Umständen in umgekehrter
Richtung
wieder entleert werden.
Daher ist bei der S. der
Speiseröhre das
Schlingen erschwert, die
Speisen werden meist sofort wieder
ausgewürgt.
Bei Strikturen
des
Magens wird der
Speisebrei, welcher nicht in den
Zwölffingerdarm gelangen kann, durch
Erbrechen wieder nach außen entleert. Bei Strikturen
des
Darms treten Stuhlverhaltung, einfaches oder
Kotbrechen, bei Strikturen
der
Harnröhre erschwertes
Harnen, Ablenkung des dünnen Harnstrahls, tropfenweises Abgehen des
Urins etc. ein. Natürlich werden
in allen diesen
Fällen auch noch subjektive
Symptome der S. vorhanden sein, wie
Schmerz,
Gefühl von
Druck
in der betreffenden Gegend etc. Die Behandlung der Strikturen
kann nur da eine direkte sein,
wo wir sie mit unsern mechanischen Hilfsmitteln erreichen können, wie in der
Speiseröhre, der
Harnröhre und im
Mastdarm,
während die Strikturen
des
Magens und
Darms
an sich keiner Behandlung zugänglich sind.
Krebsige Strikturen
geben unter allen Umständen eine schlechte
Prognose, die narbigen Strikturen
im allgemeinen eine bessere;
doch sind auch sie sehr schwierig und oft nur unvollkommen zu beseitigen. Der hierzu eingeschlagene Weg besteht darin, daß
man durch Einführung von glatten cylinderförmigen
Körpern den verengerten
Kanal allmählich zu erweitern
sucht, indem man
Cylinder von immer zunehmender
Dicke anwendet. Bei Strikturen
der
Speiseröhre verwendet man hierzu die sogen.
Schlundsonde, beim
Mastdarm die sogen. Mastdarmbougies, bei Strikturen
der
Harnröhre starre oder elastische
Sonden und
Bougies
aus verschiedenen
Substanzen.
Erreicht man hiermit den beabsichtigten
Zweck nicht, und ruft die
S. eine gefährliche
Harnverhaltung hervor,
so muß man dem
Harn auf operativem Weg Abfluß verschaffen, entweder durch den Blasenstich oder durch den
Harnröhrenschnitt
(hinter der S.). Der künstliche
Abweg für den
Harn muß so lange offen gehalten werden, bis es gelungen ist, von vorn oder
von hinten
her der S. beizukommen und den normalen Weg für den
Harn wieder zu eröffnen. Die neuere
Chirurgie
beginnt auch die Strikturen
der Thränengänge und der
Luftröhre mit Erfolg zu behandeln.
Vgl. die Schriften von Dittel (Stuttg. 1880), Thompson (deutsch von Casper, Münch. 1888), Distin-Maddick (deutsch, Tübing. 1889).