(griech.), Kriegsleitungslehre, Feldherrnkunst, die
Lehre
[* 2] von derHeer- oder Truppenführung auf dem Kriegsschauplatz
bis zum Schlachtfeld, hier
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wird sie Taktik. Die S. entwirft den Kriegsplan und wacht über dessen Ausführung; sie leitet die Kriegshandlung selbst und
gibt ihr Richtung und Ziele. Sie bestimmt also im allgemeinen, wann, wohin und auf welchen Wegen die Truppen marschieren, wann
sie schlagen sollen etc. Diese Anordnungen hängen wesentlich von den Nachrichten ab, die man über den
Feind erhält; der Feldherr muß ferner außer den materiellen eignen und feindlichen Kräften und der Beschaffenheit des Kriegsschauplatzes
auch die Charaktere der Führer, den Zustand und die Stimmung der Heere wie der Landeseinwohner in Betracht ziehen.
Dadurch wird die S. zu einer schwer auszuübenden Kunst. Hauptgrundsätze der S. sind: getrennt marschieren
und rechtzeitige Vereinigung zur Schlacht;
keine Zeit verlieren;
errungene Erfolge mit allem Nachdruck benutzen und auch mitten
im Siegeslauf an die Möglichkeit denken, geschlagen zu werden, und deshalb auf Sicherung desRückzugs stets bedacht sein.
Obwohl die Grundsätze der S. einfach sind, so ist doch die Kriegführung selbst sehr schwierig; indessen
haben die Schnelligkeit des heutigen Nachrichtenwesens wie die zahlreichen Verkehrswege und Verkehrsmittel die Heeresleitung
gegen früher sehr erleichtert, so daß Operationen getrennter Heeresteile auch aus rückwärtiger Stellung geleitet werden
können.
Kunst der Lenkung eines Heeres auf lange Sicht zur Erzielung des militärischen Endsiegs. Im Gegensatz
zur Taktik, die sich mehr auf die Lenkung von Einzelaktionen bezieht.
Kriegslehre, d. h. die Lehre von der Heerführung, der Kriegführung im großen. Sache der T. ist es, den
Kriegsplan zu entwerfen, den strategischen Ausmarsch der Armee zu bestimmen und die Operationen zu leiten.
Die S. rechnet nur mit sog. strategischen Einheiten (s. Einheit), denen
sie die auf die Erreichung eines bestimmten Zweckes berechneten Bewegungen vorschreibt; sie sucht sowohl die aus den angeordneten
Bewegungen hervorgehenden partiellen
Zusammenstöße als namentlich auch die meist in einer großen
Waffenentscheidung (Hauptschlacht) bestehende Krisis der Operationen unter möglichst günstigen Verhältnissen herbeizuführen
und betrachtet dann die (positiven oder negativen) Ergebnisse dieser Zusammenstöße als vollendete Thatsachen, mit denen
sie zu rechnen und denen sie ihre fernern Entwürfe anzupassen hat.
Alles, was sich auf die thatsächliche Durchführung der Märsche und der Zusammenstöße (Gefechte, Schlachten)
[* 7] bezieht, ist Sache der Taktik. Im Gegensatz zu den verwickelten strategischen Entwürfen früherer Zeiten ist die heutige S.
zu den einfachsten Grundsätzen zurückgekehrt. Man sichert sich die Vorteile der Initiative, sucht die feindlichen Schwächen
zu erkennen und auf dem entscheidenden Punkte mit überlegenen Kräften zu erscheinen. Vor allem sucht
man die Entscheidung nicht wie vielfach früher in der Besitznahme sog. dominierender Punkte oder
Abschnitte des Kriegsschauplatzes (noch im Feldzuge von 1814 spielte in dieser Beziehung das Plateau von Langres im Hauptquartier
der Verbündeten eine unglaublich alberne Rolle), sondern direkt in der Zertrümmerung der feindlichen Heeresmacht; dieser
geht man energisch zu Leibe und sucht eine schnelle Entscheidung herbeizuführen. Die großen Massen der modernen Heere zwingen
zu einer Trennung für den Marsch, die Unterkunft und Verpflegung. Die Kunst der S. besteht vornehmlich in rechtzeitiger Vereinigung der
getrennten Teile zur Entscheidungsschlacht. («Getrennt marschieren, vereinigt schlagen.»)
Ein zuverlässiges Nachrichtenwesen und gesicherte rückwärtige Verbindungen sind von höchster Bedeutung.
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Vgl. Fréderic II., Œvres completes; Napoleon I., Maximes de guerre und Correspondance; Jomini, Précis de l'art de guerre;
von Clausewitz, Werke über Kriegführung (Berl. 1832-37);
Werke (ebd.
1890-97); Erzherzog Karl vonÖsterreich,
[* 8] Grundsätze der S. (in «Ausgewählte Schriften», Wien 1893-94); von Schlichting, Taktische
und strategische Grundsätze der Gegenwart, Tl. 1: Taktik (Berl. 1897).