Straßenrei
nigung,
[* 1] die regelmäßige, durch die Straßenverwaltungen angeordnete Säuberung der städtischen Straßen von Staub, Kot, Abfallstoffen u. s. w. Seitdem man einerseits auf die hygieinischen Vorteile gut gereinigter Straßen und andererseits darauf geachtet hat, daß die Abnutzung der Straßen um so geringer ist, je besser sie gereinigt werden, ist man mehr als früher auf die S. bedacht. An die Stelle des Handbesens tritt bei größeren Verwaltungen vielfach die Straßenkehrmaschine [* 2] (s. d.) Zum Abziehen des Schmutzes von Chausseen sind besondere Abziehmaschinen (s. nachstehende [* 1] Fig. 1) konstruiert, bei welchen schmale, durch Federn auf die Straße niedergedrückte Schabeisen den steifern Chausseeschmutz sammeln und seitlich von der Maschine [* 3] als Streifen ablagern. Die Asphaltstraßen bedürfen einer besonders sorgfältigen Reinigung, da andernfalls auf ihnen bei feuchter Witterung eine Schmierschicht entsteht, welche für Pferde [* 4] und Fußgänger gefährlich wird. Man wischt diese Straßen nach vorheriger Besprengung mittels Gummibesen sauber ab und sammelt den frisch gefallenen Pferdedünger von der Straße auf.
Um die Staubbildung auf den Straßen zu vermeiden, werden dieselben im Sommer besprengt, was bei größeren Flächen mittels Sprengwagen von 1 bis 1,5 cbm Inhalt geschieht. Am üblichsten sind Sprengwagen, deren Wasser in ein um den hintern Teil des Wagens herumgelegtes, mit feinen Einschnitten versehenes Spritzrohr abläuft; doch kommen auch andere Vorrichtungen (Schwenkschläuche mit Brausekopf, rotierende Sprengscheiben u. a.) vor. Es ist auch üblich, Sprengröhren [* 1] (Fig. 2), auf Rädern laufend, an die Hydranten der Wasserleitung [* 5] anzuschrauben.
Die Beseitigung der Kehrichtmassen und des Hausmülls erfolgt durch Kehrichtwagen, fahrbare Kasten aus Holz [* 6] oder Blech, die zweckmäßig mit einer Hebevorrichtung versehen sind. Neuerdings hat man Versuche gemacht, die Kehrichtabfuhr ohne jegliche Staubentwicklung zu bewirken; doch sind die Ansichten über die geeignetste Form der hierzu dienenden Wagen noch geteilt. Die Stoffe außerhalb der Stadt an beliebigen oder besonders dazu bestimmten Stellen abzuladen, ist nicht ratsam, da sie an solchen Orten in Fäulnis übergehen.
Auch werden häufig von Lumpensammlern Teile des auf solchen Plätzen lagernden Kehrichts aufgesammelt und wieder in den Verkehr gebracht, was wegen der Möglichkeit der Verschleppung etwaiger im Hauskehricht vorhandener Infektionserreger unter allen Umständen zu verhindern ist. Besser ist es, die Stoffe auf dem Acker zu verteilen und unterpflügen zu lassen; jedoch ist der Düngwert des Kehrichts nicht hoch. Hafenstädte versenken diese Auswurfstoffe zuweilen durch Klappschiffe in das Meer. Am besten ist es, den Kehricht im Kehrichtofen [* 7] (s. d.) zu verbrennen.
Dieses System ist gegenwärtig besonders in England im Gebrauch. In Deutschland [* 8] führt es sich deshalb schwerer ein, weil der Hauskehricht nicht soviel unverbrannte Kohlenteile enthält wie der englische, der Zusatz von Brennmaterial daher größer sein muß. Große Schwierigkeiten und Kosten erwachsen den Stadtverwaltungen auch aus der Schneebeseitigung. Man hat mehrfach, aber ohne Erfolg, den Versuch gemacht, Schmelzvorrichtungen anzuwenden, die den Schnee [* 9] auf der Straße in Wasser verwandeln, welches in den Rinnen und Kanälen abläuft.
Wirksamer ist es, die Straßen bei beginnendem Schneefall mit denaturiertem Salz [* 10] zu überstreuen, wodurch der Schnee in eine halbwässerige Masse verwandelt wird, welche durch die Kehrmaschine zusammengefegt und abgefahren oder besser in die Kanäle abgeleitet werden kann. Die salzhaltige Flüssigkeit wirkt jedoch ungünstig auf die Fußbekleidung der Passanten; daher ist das Bestreuen der Trottoire mit Salz zum Zwecke der Schneebeseitigung in manchen Orten verboten. Zum mindesten müssen die Kosten des Schneetransports durch Verminderung der Transportweite herabgedrückt werden; man hat daher innerhalb einzelner Großstädte für diesen Zweck Gruben hergestellt, in welche der Schnee zum Abschmelzen gestürzt wird, oder man hat ihn innerhalb der Stadt in die Abzugskanäle oder auch in die öffentlichen Wasserläufe geworfen. Die jährlichen Gesamtkosten für Reinigung und Be-
mehr
sprengung der Straßen (ohne Fortschaffung des Hausmülls) betragen in großen Städten annähernd 0,3 M. für 1 qm Straßenfläche.