[* 1] eine
Lokomotive,
[* 3] deren
Räder nicht auf Schienen laufen, wie die
Lokomotiven der Eisenbahnen, sondern
auf
Straßen zu fahren im stande sind. Der erste Dampfwagen überhaupt war eine
S. (s.
Lokomotive und
Tafel:
Lokomotiven I,
[* 1]
Fig.
1). Die spätern S. für die Personendeförderung waren als Kutsche ausgebildet
(Dampf-
kutsche, s.
Motorwagen, Bd. 17). Gegenwärtig dienen S. hauptsächlich
zu
landwirtschaftlichen und technischen Zwecken, wie bei der Dampfbodenkultur (s. d.),
zur
Beförderung von Lastzügen beim
Straßenbau, zum Niederreißen von
Bäumen u. s. w. Neuerdings läßt man in der
Landwirtschaft
die S. auch alle
Arbeiten der
Lokomobilen
[* 4] verrichten, wie Dreschen,
Schroten,
Mahlen u. s. w., wobei der
Vorteil besteht, daß die S. sich selbst und
noch andere Lasten fortbewegen kann.
BeimStraßenbau kann man die
Steinbrecher
[* 5] mit der S. betreiben. Vorstehende
[* 1]
Figur zeigt
eine S. für allgemeine Zwecke mit Compoundsystem, konstruiert von
Fowler &
Co. in
Magdeburg.
[* 6]
eine »von der Stelle bewegliche« Dampfmaschine
[* 9] (s. d.) zum Betrieb von Arbeitsmaschinen, welche mit dem Kessel und allen Betriebsteilen
auf einem Wagen möglichst einfach und kompendiös angeordnet ist und somit das Gegenstück zu der stationären oder feststehenden
Dampfmaschine bildet, welche, vom Kessel getrennt, auf gemauertem Fundament festgeschraubt ist. Die Lokomobile dient
zum Betrieb der Dreschmaschinen,
[* 10] Kornreinigungs-, Häckselschneidemaschinen und der Dampfpflüge, wird aber auch überall da
benutzt, wo es sich um eine vorübergehende Arbeitsleistung oder eine häufige Ortsveränderung des Motors handelt, so zum
Betrieb der Sägegatter im Walde, der Ziegel- und Torfpressen, der Wasserhebemaschinen
[* 11] für Bewässerungen
oder zum Trockenlegen von Baugruben.
Die Ortsveränderung der Lokomobile erfolgt in der Regel durch Spannvieh, nur in wenigen Fällen, wie z. B. bei dem Dampfpflug,
[* 12] durch
die eigne Betriebskraft, in welchem Fall die Maschine
[* 13] als Straßenlokomotive bezeichnet wird. Die wichtigste Bedingung, welche
an die Lokomobile gestellt werden muß, ist, daß dieselbe leicht transportabel und möglichst
einfach sei. In zweiter Linie muß auf einen geringen Konsum an Brennmaterial Rücksicht genommen werden. Beide Bedingungen
sucht man durch Anwendung von Kesseln mit einer im Verhältnis zum Inhalt großen Heizfläche und mit hoher Dampfspannung sowie
von Dampfmaschinen
[* 14] mit hoher Kolbengeschwindigkeit u. mit Expansion, jedoch
ohne Kondensation zu erfüllen.
¶
Die typische Form der landwirtschaftlichen Lokomobile englischer Konstruktion, in welcher sie gewöhnlich in Größen von 5-20 Pferdekräften
ausgeführt wird, ist in
[* 8]
Fig. 1 der Tafel in der äußern Ansicht dargestellt, während
[* 8]
Fig. 2 den Längsschnitt derselben
zeigt. Die Form des Dampfkessels ist hier, wie fast ausnahmslos bei allen Lokomobilen, diejenige des Lokomotivkessels
(s. Dampfkessel,
[* 17] S. 450). Links befindet sich die viereckig-kastenförmige Feuerbuchse mit dem Roste.
Die heißen Verbrennungsgase gelangen durch die Heizröhren in die Rauchkammer und werden durch den Schornstein abgeführt.
Unter dem Rost ist der eiserne Aschenkasten zur Aufnahme der durch die Zwischenräume der Roststäbe hindurchfallenden Asche
und Brennstoffteile angebracht. Die äußere Feuerbuchse ist mit der innern durch Stehbolzen verstrebt
und überdies noch mit der Endplatte des cylindrischen Kessels verankert. Der normale Wasserstand im Kessel muß stets 0,10
m über der höchsten vom Feuer berührten Kesselfläche erhalten werden.
Von den vielen Variationen der Kesselformen der ist diejenige der Firma R. Wolf, Buckau-Magdeburg, hervorzuheben,
welche nach Eyth, wie vielleicht keine andre, dem herrschenden englischen Typus ernstliche Konkurrenz zu machen bestimmt ist
und zwar besonders dadurch, daß die Feuerbuchse samt dem Heizröhrensystem sich behufs Reinigung aus dem Kessel herausziehen
läßt, ein Vorteil, der na-
mentlich in Gegenden, wo gutes Speisewasser nicht zu bekommen ist und Kesselreparaturen schwierig auszuführen sind, hoch
anzuschlagen ist. Der Kessel besteht (Textfig. 5) aus zwei ungleich weiten Cylindern aa und bb, die durch eine vertikale Platte
verbunden sind. In dem weitern Teil befindet sich die liegend-cylindrische Feuerbuchse c mit dem Roste
d, in dem engern das Röhrensystem e. Die Stirnplatte ff der Feuerbuchse und die Röhrenplatte gg in der Rauchkammer h sind
mittels Schrauben
[* 27] an dem äußern Kessel befestigt und durch zwischengelegte Asbestringe abgedichtet, so daß nach Lösung der
Schrauben Feuerbuchse und Röhrensystem bequem (in der
[* 26]
Figur nach links) herausgezogen
werden können.
Der Cylinder i der Wolfschen Lokomobile liegt in einem viereckigen Dampfdom k und ist durch ein besonderes Gußstück mit den Lagern
der Schwungradwelle l solid verbunden, so daß die Dampfmaschine ein von den Veränderungen der Kesselwandungen unbeeinflußtes,
in sich geschlossenes Ganze bildet. Das gewöhnliche Brennmaterial der
ist die Steinkohle; für Holz,
[* 28] Torf
oder Braunkohle bedarf es einer Vergrößerung der Feuerbuchse, bez. der Rostfläche
und einer entsprechenden Änderung der Roststäbe. In neuester Zeit bemühen sich englische Fabrikanten mit gutem Erfolg,
Lokomobilen für Strohfeuerung zu konstruieren, da in einzelnen Ländern, wie Rußland, Rumänien,
[* 29] Ungarn,
[* 30] andres Brennmaterial
sehr kostspielig ist.
Eine Strohheizlokomobile einfachster Art von Ruston, Proctor u. Komp. in Lincoln zeigt Textfig. 6. Der Kessel stimmt ganz mit
dem gewöhnlichen Lokomobilenkessel überein; für die Strohfeuerung werden die Roststäbe entfernt und in den sehr tiefen
Aschenkasten ein U-förmig gebogener Rumpf eingesetzt. Das Stroh wird mit der Hand
[* 31] in den äußern aufwärts
gebogenen Schenkel desselben eingeführt und mit einer Krücke nachgeschoben. Dasselbe brennt an der tiefsten Stelle des Rumpfes,
während die zur Verbrennung erforderliche Luft in genügender Menge mit dem Stroh in die Feuerung gelangt. Nach Heraus-
[* 26]
^[Abb.: Fig. 6. Strohheizlokomobile von Ruston, Proctor u. Komp.;