Strahleggpass
(Kt. Bern, Amtsbez. Ober Hasle). 3351 m. Den Alpinisten wohlbekannter Passübergang im Strahlgrat (oder Mittelgrat) zwischen dem Gross Lauteraarhorn und dem Kamm der Strahlegghörner. Verbindet den Unter Grindelwaldgletscher mit dem Strahleggfirn und Finsteraargletscher und wird seines grossen Interesses und der machtvollen Landschaftsbilder wegen im Sommer häufig und manchmal auch im Winter überschritten. Von der Passhöhe aus grossartiger Blick namentlich auf die dunkeln Wände des Finsteraarhorns.
Von Grindelwald aus erreicht man über die Bäregg und die Bänisegg in 4¼ Stunden zunächst die Schwarzegghütte (Nachtquartier) und dann von hier über Schnee- und Eishalden und die Felsen von Gagg in 2¾ Stunden die Passhöhe. Abstieg über eine schwierige, etwa 200 m hohe vereiste Felswand zum obersten Abschnitt des Strahleggfirns. Gegen Ende des Sommers wird hier der Fels zuweilen aper, in welchem Falle sich dann der Abstieg ziemlich leicht gestaltet. Nach Ueberschreiten des am Fuss dieser Wand sich öffnenden Felsschrundes folgt man dem prachtvolle Blicke auf die umrahmenden Hochgipfel bietenden Strahleggfirn, dann bis zum Abschwung dem Finsteraargletscher und endlich dem Unteraargletscher (Passhöhe-Pavillon Dollfus 3¾ Stunden), worauf man in weitern 2¾ Stunden die Grimsel erreicht.
Der Name Strahlegg scheint ursprünglich dem ganzen Kamm zwischen dem Grossen Lauteraarhorn und den Strahlegghörnern beigelegt und erst nachträglich speziell auf den Pass bezogen worden zu sein. Altmann berichtet 1751 in seinem Versuch einer historischen und physischen Beschreibung der helvetischen Eisberge von einem alten Sennen, den er auf dem Grindelwald Eismeer angetroffen hatte, dass dieser bis auf eine Distanz von 8 Stunden in das Eisgebiet der S.-Flanke vorgedrungen sei, aber kein dem Grindelwaldgletscher ähnliches Eisfeld angetroffen habe.
Gruner spricht in seinem Buch über Die Eisgebirge des Schweizerlandes (3 Teile. Bern 1760) ebenfalls von einem Hirten, dem es unter grossen Schwierigkeiten geglückt sei, von Grindelwald über die Gletscher nach dem sog. Hasleland zu gelangen. Endlich erzählen auch Johann Rudolf und Hieronymus Meyer 1812 von einer Sage unter den Hirten, wonach vor ungefähr hundert Jahren ein gewisser Dr. Klaus über den Gletscher von Grindelwald nach der Grimsel vorgedrungen sei.
Die erste sichere Ueberschreitung des Strahleggp
asses ist aber diejenige, die Dr. Joh. Rudolf Meyer aus
Aarau im Jahr 1812 mit
den Führern Kaspar
Huber und Arnold Abbühl von der
Grimsel her ausgeführt hat. Am folgenden Tage (4. September)
drangen auch Dr. Thilo und Hieronymus Meyer bis zur
Höhe des Passes vor, mussten dann aber wegen aufsteigenden Nebels zur
Grimsel zurückkehren. Im August 1828 und Januar 184 gelangte Prof. Hugi zweimal bis zur Passhöhe
hinauf.
Gottlieb Studer überschritt 1839 die
Alte Strahlegg, während der heute gebräuchliche Strahleggpass
im Jahr 1810 von
Prof. L. Agassiz und seinen Begleitern E. Desor, H. Coulon und F. de Pourtalês, sowie J. Leuthold, J. Währen und 3 weitern
Führern vom
Hôtel des Neuchâtelois aus nach
Grindelwald überstiegen wurde. 1841 überschritt den
Pass
die erste
Dame, die Schottin M. Cowan (im Tragsessel),
mit ihrem Gatten und neun Führern. Von den weitern Begehungen ist
noch diejenige hervorzuheben, die A. W. Moore und H. Walker mit Melchior Anderegg, Christian Almer und Peter Bohren mitten
im Winter 1861 in Verbindung mit der Ueberschreitung des
Finsteraarjoches ausgeführt haben. Vergl. Studer,
Gottlieb. Ueber
Eis und
Schnee. 2. Aufl. von A. Wäber und H. Dübi. Bd I, Bern
1896. - Coolidge, W.
A. B. The Bernese
Oberland. (Conway
and Coolidge's climbers' guides).
London 1904.