Stör
(Acipenser L.),
Gattung aus der
Ordnung der
Schmelzschupper und der
Familie der Störe
(Acipenserini),
Fische
[* 2] mit
gestrecktem, mit fünf
Reihen großer, gekielter Knochenschilder bedecktem
Körper, gestreckter, unbeweglicher Schnauze, unten
mit vier Barteln und unterständigem, weit nach hinten gerücktem, kleinem, zahnlosem
Maul. Der
Kopf ist
von Knochenplatten dicht und vollständig eingehüllt, und über dem Kiemendeckel befindet sich jederseits ein
Spritzloch.
Die nicht mit Knochen [* 3] belegten Hautstellen sind durch kleinere oder größere Knochenkerne oder Knochenspitzen rauh. Die zwei Flossenpaare sowie die drei unpaarigen Flossen werden von gegliederten, biegsamen Knochenstrahlen gestützt, nur die beiden Brustflossen besitzen außerdem einen starken Knochen als ersten Flossenstrahl. Die kurze Rückenflosse steht dicht vor der Afterflosse, das nach aufwärts gebogene, den obern Lappen der großen Schwanzflosse bildende Schwanzende ist sensenförmig gekrümmt.
Der gemeine Stör
(A. Sturio
L., s. Tafel
»Fische II«,
[* 4] Fig. 20), bis 6, meist nur 2
m lang, mit mäßig
gestreckter Schnauze, einfachen Bartfäden, dicht aneinander gereihten, großen Seitenschildern und vorn und hinten niedrigen,
in der Mitte hohen Rückenschildern, ist oberseits bräunlich, unterseits weiß, bewohnt den Atlantischen
Ozean, die
Nord-
und
Ostsee und das
Mittelmeer, geht, um zu laichen, bis
Mainz,
[* 5]
Minden,
[* 6]
Böhmen,
[* 7]
Galizien und liefert viel Elbkaviar
und
Hausenblase.
Der Sterlett (A. Ruthenus L.), 1 m lang, bis 12 kg schwer, mit langgestreckter, dünner Schnauze, ziemlich langen, nach innen gefransten Bartfäden, nach hinten an Höhe zunehmenden und in eine scharfe Spitze endigenden Rückenschildern, ist oberseits dunkelgrau, unterseits heller, bewohnt das Kaspische und Schwarze Meer und steigt in der Donau bis Ulm [* 8] empor; er liefert Kaviar und Hausenblase. Der Scherg (Sternhausen, Sewruga, A. stellatus Pall.), 2 m lang, bis 25 kg schwer, mit sehr langer, schwertförmiger, spitzer Schnauze, einfachen Bartfäden, voneinander getrennten Seiten- und nach hinten an Höhe zunehmenden, in eine Spitze endigenden Rückenschildern, ist auf dem Rücken rötlichbraun, oft blauschwarz, an den Seiten und am Bauch [* 9] weiß, bewohnt das Schwarze und Kaspische Meer und liefert Kaviar und Hausenblase.
Der Osseter (Esther, Waxdick, A. Gueldenstaedtii Brandt), 2-4 m lang, mit kurzer, stumpfer Schnauze, einfachen Bartfäden u. sternförmigen Knochenplättchen, ist dem S. ähnlich gefärbt, bewohnt die Flußgebiete des Schwarzen und Kaspischen Meers, gelangt bisweilen nach Bayern, [* 10] liefert Kaviar und Hausenblase. Der Hausen (A. Huso L.), bis 8 m lang und 1600 kg schwer, mit kurzer Schnauze, platten Bartfäden, vorn und hinten niedrigen, in der Mitte höhern Rückenschildern und kleinen, voneinander getrennt stehenden Seitenschildern, ist oberseits dunkelgrau, unterseits schmutzig weiß, bewohnt das Schwarze Meer und liefert die größte Menge des russischen Kaviars, auch Hausenblase.
Die Störe
leben am
Grunde der Gewässer und bewegen sich in
Sand oder Schlamm halb eingebettet langsam fort, mit der Schnauze
Nahrung suchend. Diese besteht aus
Würmern,
Weichtieren und
Fischen, welch letztere sie jagend verfolgen.
Sie wandern in
Gesellschaften von März bis Mai, legen ihre zahlreichen
Eier
[* 11] am
Grunde der
Flüsse
[* 12] ab und kehren bald ins
Meer
zurück, während die
Jungen lange, vielleicht zwei Jahre, in den
Flüssen verweilen. Im Spätherbst gehen sie wieder in
die
Flüsse, um, mit den
Köpfen in den Schlamm vergraben,
Winterschlaf zu halten.
Durch die rücksichtslose Verfolgung hat die Zahl der Störe
stark abgenommen. Die großartigsten
Fischereien befinden sich
in den
Strömen, welche ins
Schwarze und
Kaspische Meer münden, an den Mündungen der
Wolga, des
Dnjestr,
Dnjepr, der
Donau und
in der
Meerenge von
Jenikale oder
Kaffa. Das
Fleisch aller Störe
ist wohlschmeckend und kommt frisch, gesalzen und geräuchert
in den
Handel. Es wurde schon von den Alten hochgeschätzt, und in
England und
Frankreich gehörte es zu den Vorrechten der
Herrscher, Störe
für den eignen
Bedarf zurückzuhalten.