[* 3] schwed.
Län, begreift den östlichen Teil von
Upland und den nordöstlichen Teil von
Södermanland, grenzt
im
W. an das
LänUpsala,
[* 4] im
SW. an
Södermanland, ist zu fast ⅘ des
Umfanges von der
Ostsee und dem
Mälar umgeben und hat (mit
der Stadt
S.) ein
Areal von 7643,7 qkm (138,6 QM.).
Die Küstenlandschaften sind bergig und bewaldet, während weiter im Innern offene
Ebenen mit
Seen und Wäldern und größere
oder kleinere Bodenerhebungen abwechseln. Die
Bevölkerung
[* 5] zählt ohne die Stadt S. (1888) 152,160
Seelen.
Södermalm (»Südvorstadt«) im
Süden, groß und regelmäßig gebaut, aber sehr uneben, durch zwei
Zugbrücken
mit der eigentlichen Stadt verbunden;
Norrmalm (»Nordvorstadt«) im N., durch die aus Granitquadern
erbaute neunbogige Nordbrücke und seit 1878 durch die westlich davon belegene Wasabrücke mit der Stadt und durch eine 1861 vollendete
eiserne
Brücke
[* 16] mit dem Skeppsholm (»Schiffsinsel«) verbunden, von wo eine
hölzerne
Brücke nach dem Kastellholm führt, welche beide
Inseln die Marineetablissements enthalten;
Kungsholm (»Königsinsel«)
im W. von Norrmalm;
Ladugårdslandet (»Meiereiland«) im
NO. von Norrmalm, jetzt Östermalm genannt, die
Kasernen enthaltend.
Hierzu kommt noch die mit dem vorigen Stadtteil zusammenhängende Tiergartenstadt mit Beckholm. Außerdem
liegen bei Södermalm im
Mälar die beiden
InselnLångholmen, mit
Straf- und
Besserungsanstalt, und Reimersholmen. Die Stadt
enthält 40 öffentliche
Plätze und
ca. 300
Straßen und
Gassen. Die
Eisenbahn, welche über den
Mälar mittels
einer großen
Brücke geführt ist, durchschneidet einen großen Teil der Stadt. Die eigentliche Stadt ist an der
Salzsee und
am
Mälar mit einem
Kai von
Granit umgeben, welcher sich auch jenseit der Nordbrücke am Norrmalm noch eine gute
Strecke fortsetzt und den
Hafen begrenzt.
Für den täglichen
Verkehr bestimmt sind die
Plätze: Mönchsbrücke, Fleischmarkt und Kornhafen. Unter den
Plätzen der innern
Stadt ist nur der
GroßeMarkt bemerkenswert wegen des Stockholmer Blutbades vom mit dem schönen
Börsengebäude. Auf Norrmalm sind der
Gustav Adolfsplatz, mit der Reiterstatue des
Helden und dem königlichen
Theater,
[* 18] sodann
der Brunkebergsplatz, der Heumarkt und der Platz
Karls XIII. an der
Salzsee (mit der
Statue des
Königs), endlich auf Blasiiholm
der Berzeliusplatz, mit der
Statue des berühmten Chemikers (von Quarnström), zu bemerken. Die schönsten
Straßen hat Norrmalm, darunter die
Regierungs- (Regeringsgata) u. Königinstraße (Drottninggata).
Unter den
Kirchen ist keine von besonderer architektonischer Bedeutung. Die Hauptkirche St.
Nikolai (aus dem 13. Jahrh., 1736-43
umgebaut) wird als Krönungskirche benutzt. Unter den weltlichen Gebäuden nimmt das königliche
Schloß,
am nördlichen Ende der eigentlichen Stadt, den ersten
Rang ein. Es wurde 1697-1753 nach
Nik.
TessinsPlänen im edelsten neuitalienischen
Stil aufgeführt und bildet ein großes
Viereck
[* 19] mit vier niedrigern
Flügeln an den
Ecken und zwei halbrunden, frei stehenden
Flügelgebäuden an der Westseite.
Sonst sind von Gebäuden noch zu nennen: der
Palast des Oberstatthalters;
auf Kungsholm die
Krankenhäuser
und außerhalb der Stadt die Kriegshochschule Marieberg u. a. Die Stadt
besitzt seit 1861 eine treffliche
Wasserleitung.
[* 20]
Promenaden sind: das Stromparterre, der Humlegarten, besonders aber der
Tiergarten
im
O. der Stadt, mit
Villen, Wirtshäusern,
Theater, dem königlichen Lustschloß Rosendal etc. Die
Bevölkerung der Stadt betrug
Ende 1887: 227,964
Seelen, meist
Lutheraner (1880 nur 577
Römisch-Katholische und 1259
Juden). Die
Industrie
ist lebhaft. Die meisten
Gewerbe werden fabrikmäßig betrieben; außerdem gibt es mehrere Zuckerraffinerien,
Tabaks-,
Seiden-
und Bandfabriken, mechanische Werkstätten (darunter 3 große),
Stearin- und Talgfabriken,
Lein- und Baumwollzeugwebereien,
Lederfabriken,
Eisengießereien etc. 1883 besaß die Stadt 292
Fabriken, deren
Fabrikate einen Wert von 33½ Mill.
Kronen
[* 21] hatten.
Der
Handel, durch die
Lage der Stadt und gute Häfen sehr begünstigt, ist zwar noch sehr lebhaft; doch
beginnen andre
Städte des
Landes, namentlich
Gotenburg, mit S. erfolgreich zu rivalisieren.
Drei Wasserwege führen durch die
Schären zur Stadt: im N. bei
Furusund, im O. bei Sandhamn und im
Süden bei Landsort an Dalarö vorbei.
Da aber diese Wege lang und schwierig sind und der
Hafen jährlich 3-5
Monate lang durch
Eis
[* 22] gesperrt ist, so ist die
Anlage eines
äußern
Hafens bei dem
Gut Nynäs, etwa 50 km von der Stadt, projektiert, welcher durch
Eisenbahn mit
S. in
Verbindung gesetzt
werden soll. Die Stockholmer Schiffsdocks sind neuerdings sehr erweitert worden. Die Stadt be-
Eine Universität ist in der Bildung begriffen. Von Kunstinstituten verdienen Erwähnung das Nationalmuseum,
welches Sammlungen ägyptischer und vorhistorischer Altertümer, von Skulpturen, Gemälden und Kupferstichen enthält, und
das für die Völkerkunde des skandinavischen Nordens wichtige NordischeMuseum. Von den fünf Theatern sind am bedeutendsten
das Opernhaus, das NeueTheater und das Dramatische Theater. S. ist Sitz der sämtlichen höchsten Reichskollegien
u. Regierungsdepartements sowie zahlreicher auswärtiger Gesandtschaften und Konsuln (darunter auch ein deutscher Berufskonsul).
Die Ausgaben der Stadt beliefen sich 1884 auf 16,6 Mill. Kronen, das Vermögen auf 43,2 Mill. Kr., die Schulden auf 41,3 Mill.
Kr. In der Umgebung Stockholms liegen das Lustschloß Haga mit Park, Ulriksdal und auf der Mälarinsel
LoföDrottningholm, das schönste der königlichen Lustschlösser, mit herrlichen Parkanlagen.
Die Stadt S. ist wahrscheinlich aus einem Fischerdorf entstanden, das auf einer der zahlreichen Inseln lag. Als 1187 die Esthen
in Schweden einfielen, erbaute der König Knut Erikson, um die Räuber abzuhalten, an der Stelle, wo jetzt
S. liegt, ein Schloß, um welches sich nach und nach ein Flecken bildete, den König Birger 1255 zur Stadt erhob. 1389 wurde
S. von der KöniginMargarete von Dänemark
[* 34] belagert und auf Befehl des gefangenen KönigsAlbrecht (von Mecklenburg)
[* 35] übergeben.
In der Nähe erfochten die Schweden unter StenSture jenen glänzenden Sieg über die Dänen, welcher
der dänischen Herrschaft über Schweden ein Ende machte. 1497 ward hier von den Schweden ein abermaliger Sieg über die Dänen
erfochten. Christian II. belagerte die Stadt 1518 vergebens, nahm sie aber 1520 nach einer neuen Belagerung durch Vertrag ein,
worauf im November das berüchtigte Stockholmer Blutbad erfolgte, bei welchem Christian,
um seinen Thron
[* 36] zu befestigen, mehrere
hundert schwedische Edelleute und Bürger hinrichten ließ.
Vgl. Ferlin, Stockholms stad (Stockh. 1854-58, 2 Bde.);