Titel
Stirn
(Frons), der obere Teil des menschlichen Antlitzes, der über den Augenbrauen und der Nasenwurzel liegt und oben vom Haar, [* 2] seitlich von den Schläfen begrenzt ist, wird durch das breite, gewölbte Stirnbein oder Vorderhauptsbein (os frontis) gebildet, das mit den benachbarten Gesichts- und Schädelknochen durch Nähte fest verbunden ist (s. Tafel: Der Schädel des Menschen, [* 1] Fig. 1, 1) und von der Gesichtshaut, unter ihr von der sehnigen Schädelhaube und der Schädelknochenhaut, überzogen wird.
Ein paar kleine, flache
Muskeln
[* 3] (musculi corrugatores supercilii) liegen vorn über den
Augenbrauen, die
das Runzeln der Stirnhaut
besorgen. Der Hauptnerv der Stirngegend (nervus frontalis) entspringt aus dem ersten
Ast des dreigeteilten
Nerven
[* 4] (s.
Gehirn)
[* 5] und tritt durch ein kleines Loch am innern, obern Rande der
Augenhöhle aus letzterer hervor. In der
Jugend
besteht das
Stirnbein aus zwei seitlichen
Knochen,
[* 6] die bis zum zehnten Lebensjahre fest miteinander verwachsen. Die definitive
Form der S. wird bedingt zum
Teil von der
Masse und der Gestalt des
¶
mehr
gesamten Schädelinhalts, also beim Gesunden vom Gehirn, zum Teil aber auch von der Zeit, in der die Schädelknochen miteinander
verwachsen. Verwachsen die Stirn-
und Scheitelbeine frühzeitig, so bleibt die S. flach und niedrig; erfolgt dagegen die
Verknöcherung der hintern Schädelnähte zeitiger, so kann sich die S. sehr stark entwickeln.
Unter normalen Verhältnissen entwickelt sich aber die S. dem Gehirn entsprechend, und da die vordere Hälfte des Gehirns der Sitz des geistigen Vermögens ist, gilt eine hohe, breite, stark nach vorn hervortretende S. (eine starke Entwicklung des Vorderhirns), die zugleich einen rechtwinkligen Gesichtswinkel nach Camper bewirkt, im allgemeinen als ein Zeichen großer geistiger Begabung. Diese Gestaltung findet sich z. B. bei den Köpfen von Schiller, Napoleon, Goethe u. s. w., bei der kaukas. Rasse überhaupt, und wurde von den griech. Künstlern dem Kopfe des Olympischen Zeus [* 8] verliehen. Dagegen deutet, wenn auch nicht ausnahmslos, eine schräg nach hinten zurücktretende oder gleich von den Augenbrauen an sich abflachende S. auf einen Mangel höherer geistiger Gaben hin, und diese Bildung findet sich bei niedern Rassen sowie bei dem hirnarmen Kretin.
Stirnhöhlen (sinus frontales) heißen die von der Nasenhöhle aus sich in das Stirnbein (zwischen den Augenbrauen) mehr oder
weniger tief hinein fortsetzenden lufthaltenden Höhlungen, die mit den Nasenhöhlen
[* 9] in Zusammenhang
stehen und von einer feinen Schleimhaut ausgekleidet sind. Sie liegen zwischen der äußern und innern Knochentafel des Stirnbeins
und sind bald ausgedehnt, bald klein (s. Tafel: Der Körper des Menschen, beim Artikel Mensch). In sie gelangen mitunter fremde
Körper, z. B. Schnupftabak, lebende Tiere, oder es pflanzen sich benachbarte Krankheiten, wie besonders
Nasenkatarrhe (Schnupfen) dahinein und verursachen eigentümlichen Stirnkopfschmerz in der Mitte des Vorderkopfes. Eine andere
Art Stirn
schmerz hat ihren Sitz in den oben erwähnten Stirnnerven, ist einseitig, auf eine Stirnhälfte beschränkt (Migräne,
s. d.) und hat oft den periodischen Charakter der Neuralgien (s. d.).