Stillen
der
Kinder, die
Ernährung der
Kinder in den ersten Lebensmonaten durch die
Mutter- oder
Ammenmilch. Für das
neugeborne
Kind, den
Säugling, ist die
Milch seiner
Mutter die natürlichste und gesündeste
Nahrung. Ander
seits ist das Stillen
ihrer
Kinder für die
Mutter eine natürliche
Pflicht und für die
Erhaltung ihrer eignen
Gesundheit, zumal
während des
Wochenbettes, erforderlich. Bleibt die
Mutter gesund, und wird die Milchabsonderung nicht gestört, so genügt
die Mutterbrust dem
Kind bis zu der Zeit, wo mit dem Durchbruch der
Zähne
[* 2] sich der
Trieb nach festen
Nahrungsmitteln äußert.
Mit dem ersten Anlegen des Kindes darf man nicht warten, bis die Brüste reichlichere und wirkliche Milch geben. Gerade durch das Saugen des Kindes wird die Milchabsonderung am besten befördert, und das Kolostrum, welches vom Kind zuerst verschluckt wird, begünstigt den Abgang des Kindspechs aus dem Darm. [* 3] Schon in den ersten 24 Stunden nach der Geburt, am besten, sobald das Kind ordentlich aufgewacht ist, legt man dasselbe an die Brust und wiederholt dies etwa alle 3 Stunden, im allgemeinen um so häufiger, je schwächlicher das Kind ist, und läßt es dann um so weniger auf einmal trinken.
Sonst aber läßt man es saugen, bis es satt ist, d. h. bis es zu trinken aufhört, oder bis es einschläft. Man läßt das Kind nun so lange schlafen, bis es von selbst aufwacht, und gibt ihm dann wieder die Brust. Nach einigen Monaten braucht dem Kinde die Brust nur in größern Zwischenräumen gereicht zu werden, und es pflegt dann um so größere Portionen auf einmal zu trinken. Wegen der nachteiligen Wirkung auf die Milchabsonderung und somit auch auf den Säugling darf dieser niemals gleich nach einem heftigen Gemütsaffekt, Zorn oder Ärger, der Mutter an die Brust gelegt werden; man kennt viele Fälle, wo Kinder unter solchen Umständen plötzlich erkrankt und selbst gestorben sind.
Nach jedesmaligem Trinken muß der Mund des Säuglings mit einem zarten, in Wasser getauchten Leinwandläppchen sorgfältig gereinigt werden. Es ist dies das sicherste Mittel gegen Schwämmchenbildung auf der kindlichen Mundschleimhaut sowie gegen das Wundwerden der Brustwarzen. Mit der Entwickelung der Zähne müssen dem Kind noch andre Nahrungsmittel [* 4] als Milch gereicht werden, und jetzt, wenn das Kind die Mutterbrust beißen kann, soll es von derselben entwöhnt werden, gewöhnlich etwa nach Vollendung des ersten Lebensjahrs, oft aber auch erst später. Je schwächlicher und kränklicher das Kind, je schlechter es genährt ist, um so später ist dasselbe zu entwöhnen, desgleichen bei bestehendem Verdacht auf erbliche Anlage zu gewissen Krankheiten.
Hier fahre man womöglich mit dem Stillen
über das erste
Zahnen hinaus fort. Überhaupt warte man
mit dem
Entwöhnen eine
Zeit ab, wo das
Kind ganz gesund ist, und nehme es womöglich erst im Frühjahr oder
Sommer vor.
Immer sollte
das
Kind schon vorher mit Vorsicht und allmählich an dünnen Milchbrei,
Suppen mit
Zwieback,
Arrowroot u. dgl. gewöhnt werden.
Dem entwöhnten
Kind gibt man täglich vier- bis fünfmal einen dünnen Brei aus feinem Weizenmehl, fein gestoßenem
Zwieback
und
Milch mit wenig
Zucker.
[* 5] Nebenher gibt man dem
Kind gute, erwärmte, nicht abgekochte Kuhmilch, unter
Umständen mäßig verdünnt, zu trinken. Wird das
Kind stärker, so reicht man ihm Kalbfleisch- und Hühnerfleischbrühe,
später auch andre Fleischbrühsuppen mit
Grieß,
Reis u. dgl., die aber durchgeseiht und einem
dünnen Brei ähnlich sein müssen, bis man endlich nach dem Zahndurchbruch zu festern
Nahrungsmitteln
übergeht.