Adalbert, Dichter und Schriftsteller, geb. 23. Okt. 1806 zu Oberplan im südlichen
Böhmen, studierte in Wien die Rechte, daneben Philosophie
und Naturwissenschaften, ward Lehrer des Fürsten Richard Metternich und 1849 zum
Schulrat für das Volksschulwesen Oberösterreichs ernannt. Als solcher nahm er seinen Wohnsitz in Linz, von wo aus er vielfach
die Alpen, Italien etc. bereiste, ward 1865 pensioniert und starb daselbst 28. Jan. 1868. Seine
Idylle und Novellen erschienen gesammelt unter den Titeln: »Studien« (Pest 1844-51, 6 Bde.; 8. Aufl.
1882, 2 Bde.) und »Bunte Steine« (das. 1852, 2 Bde.; 7. Aufl.
1884). Namentlich die »Studien« erregten von ihrem Erscheinen an Teilnahme und selbst Enthusiasmus.
Die unbedingte Hinwegwendung von allen Problemen und Tendenzen des Tags, der idyllische, fast quietistische
Grundzug, die meisterhaften Details, namentlich die sinnigen Naturschilderungen, die feine, gleichmäßige Durchführung bildeten
einen so wohlthuenden Gegensatz zur Tagesbelletristik, daß man darüber die Mängel der überwiegend kontemplativen, aller
Leidenschaft und Thatkraft abgewandten, zur lebendigern Menschendarstellung daher unfähigen Natur des
Autors übersah. Diese Mängel traten namentlich in den größern Romanen Stifters: »Der Nachsommer« (Pest 1857, 3. Aufl. 1877)
und »Witiko« (das. 1864-67, 3 Bde.),
hervor. Stifters Nachlaß (»Briefe«, Pest 1869, 3 Bde.; »Erzählungen«, das. 1869, 2 Bde.;
»Vermischte Schriften«, das. 1870, 2 Bde.)
gab Aprent heraus. »Ausgewählte Werke« von ihm erschienen
in 4 Bänden (Leipz. 1887).
Vgl. Emil Kuh, Adalbert S. (Wien 1868);
Derselbe, Grillparzer und A. S. (Preßb. 1872);
Markus, A. Stifter
(2. Aufl., Wien 1879).
Adalbert, Dichter, Schriftsteller und Maler, geb. 23. Okt. 1805 zu Oberplan im südl. Böhmen, als Sohn eines Leinwebers,
kam
1818 in die Schule der Benediktinerabtei Kremsmünster und bezog 1826 die Universität zu Wien, um
die Rechtswissenschaften zu studieren, wendete sich aber mehr der Malerei, der Philosophie, Geschichte, Mathematik und den
Naturwissenschaften zu. Nach Vollendung seiner Studien wirkte S. als Lehrer und Erzieher und war unter anderm auch Lehrer des
Fürsten Richard Metternich. 1848 wandte er sich nach Linz, wo er 1850 zum Schulrat für Oberösterreich
ernannt wurde.
Wegen andauernder Kränklichkeit im Nov. 1865 pensioniert, starb er 28. Jan. 1868. Auf einer Felswand am Plöckensteiner See
im Böhmer Wald wurde ihm 1877 ein Denkmal (ein 15 m hoher Obelisk) gesetzt. S. gehört mit seinem originellen
Stil zu den besten Prosaikern seiner Zeit. Die Motive, auf denen seine Erzählung beruht, sind gewöhnlich dürftig,
dagegen fesselt er durch eine reiche und originelle Naturanschauung und Naturschilderung, die auf der innigsten Hingabe an
das Naturleben und einem tiefen Eindringen in den stillen Naturhaushalt beruht.
Die Menschen bilden so in S.s Novellen fast nur die Staffage zur Landschaft, während er die umgebende Natur
mit echtem Dichtergemüt zu beseelen weiß. Dabei tragen seine Arbeiten einen durchaus reinen und sittlichen Charakter. Die
ersten dichterischen Schöpfungen S.s, die «Feldblumen» (1840),
erschienen in dem Taschenbuch «Iris» und «Der Condor» in der
«Wiener Zeitschrift» (1841). Gesammelt hat er seine derartigen Arbeiten in den «Studien» (6 Bde., Preßb.
1844-51 u. ö.; illustrierte Ausgabe in 3 Bdn., Lpz. 1895-96),
denen sich später «Bunte Steine» (2 Bde., Pest 1853 u. ö.),
sowie die Romane «Der Nachsommer» (3 Bde.,
Preßb. 1857) und «Witiko» (3 Bde.,
ebd. 1865-67) anschlossen. S.s «Briefe» (mit einer Lebensbeschreibung, 3 Bde., Pest 1869),
«Erzählungen»
(2 Bde., ebd. 1869),
«Vermischte Schriften» (2 Bde., ebd. 1871) gab J. Aprent heraus. 1887 erschien
eine Volksausgabe der «Ausgewählten Werke» des Dichters mit einer Einleitung
von Weitbrecht. -
Vgl. ferner E. Kuh, Zwei Dichter Österreichs: Franz Grillparzer und Adalbert S. (Pest 1872);
Markus, Adalbert S. (Wien 1877);
Pröll, Adalbert S. (Prag 1891).