Stifter
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Linsensteine - Linz

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Linz.Adalbert, Dichter, Schriftsteller und Maler, geb. zu Oberplan im südl. Böhmen, [* 2] als Sohn eines Leinwebers, kam 1818 in die Schule der Benediktinerabtei Kremsmünster und bezog 1826 die Universität zu Wien, [* 3] um die Rechtswissenschaften zu studieren, wendete sich aber mehr der Malerei, der Philosophie, Geschichte, Mathematik und den Naturwissenschaften zu. Nach Vollendung seiner Studien wirkte S. als Lehrer und Erzieher und war unter anderm auch Lehrer des Fürsten Richard Metternich. 1848 wandte er sich nach Linz, [* 4] wo er 1850 zum Schulrat für Oberösterreich ernannt wurde.
Wegen andauernder Kränklichkeit im Nov. 1865 pensioniert, starb er Auf einer Felswand am Plöckensteiner See im Böhmer Wald wurde ihm 1877 ein Denkmal (ein 15 m hoher Obelisk) gesetzt. S. gehört mit seinem originellen Stil zu den besten Prosaikern seiner Zeit. Die Motive, auf denen seine Erzählung beruht, sind gewöhnlich dürftig, dagegen fesselt er durch eine reiche und originelle Naturanschauung und Naturschilderung, die auf der innigsten Hingabe an das Naturleben und einem tiefen Eindringen in den stillen Naturhaushalt beruht.
Die Menschen bilden so in S.s Novellen fast nur die Staffage zur Landschaft, während er die umgebende Natur mit echtem Dichtergemüt zu beseelen weiß. Dabei tragen seine Arbeiten einen durchaus reinen und sittlichen Charakter. Die ersten dichterischen Schöpfungen S.s, die «Feldblumen» (1840),
erschienen in dem Taschenbuch «Iris» und «Der Condor» in der «Wiener Zeitschrift» (1841). Gesammelt hat er seine derartigen Arbeiten in den «Studien» (6 Bde., Preßb. 1844-51 u. ö.; illustrierte Ausgabe in 3 Bdn., Lpz. 1895-96),
denen sich später «Bunte Steine» (2 Bde., Pest 1853 u. ö.),
sowie die Romane «Der Nachsommer» (3 Bde., Preßb. 1857) und «Witiko» (3 Bde., ebd. 1865-67) anschlossen. S.s «Briefe» (mit einer Lebensbeschreibung, 3 Bde., Pest 1869),
«Erzählungen» (2 Bde., ebd. 1869),
«Vermischte Schriften» (2 Bde., ebd. 1871) gab J. Aprent heraus. 1887 erschien eine Volksausgabe der «Ausgewählten Werke» des Dichters mit einer Einleitung von Weitbrecht. -
Vgl. ferner E. Kuh, Zwei Dichter Österreichs: Franz Grillparzer und Adalbert S. (Pest 1872);