Titel
Stieler
,
1) Adolf, Kartograph, geb. zu Gotha, [* 2] studierte die Rechte, erhielt 1797 eine Anstellung beim Ministerialdepartement in Gotha, ward 1813 zum Legationsrat und 1829 zum Geheimen Regierungsrat befördert und starb S. hat sich um die Geographie besonders durch gründliche und geschmackvolle Behandlung des Kartenwesens verdient gemacht. Sein Hauptwerk ist der bekannte »Handatlas«, den er unter Mitwirkung von Reichard (Gotha 1817-23) in 75 Blättern herausgab, und der in neuester Bearbeitung seit 1888 (in 90 Bl.) erscheint. Auch sein »Schulatlas« und seine »Karte von Deutschland« [* 3] in 25 Sektionen fanden weite Verbreitung.
2) Karl Joseph, Maler, geb. zu Mainz, [* 4] bildete sich als Autodidakt zum Pastell- und Miniaturmaler, widmete sich dann seit 1805 als Schüler Fügers in Wien [* 5] der Ölmalerei und eröffnete sich hier eine glänzende Thätigkeit als Porträtmaler. Sein Ruf führte ihn von da nach Ungarn [* 6] und Polen, wo er zahlreiche Bildnisse malte, dann nach Paris, [* 7] wo er zwei Jahre verweilte und sich weiter bei Gerard ausbildete, dessen elegante und anmutige, aber oberflächliche und charakterlose Art für ihn maßgebend blieb.
Nach einem Besuch Roms, wo er das jetzt in der Leonhardskirche zu Frankfurt [* 8] a. M. befindliche große Altarblatt malte, ließ er sich 1812 in München [* 9] nieder. 1816 nach Wien gerufen, um den Kaiser Franz zu malen, verweilte er dort bis 1820 und kehrte dann nach München zurück, wo er starb. Von seinen Arbeiten sind noch hervorzuheben: die Bildnisse Goethes (1828), Schellings, Tiecks, A. v. Humboldts, Beethovens, der Familie des Königs Maximilian von Bayern [* 10] und die Galerie weiblicher Schönheiten in der königlichen Residenz zu München.
3) Karl, Dichter und Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. zu München, studierte auf der Universität daselbst die Rechte und promovierte, unternahm dann Reisen nach England, Frankreich, der Schweiz, [* 11] Belgien, [* 12] Italien, [* 13] Ungarn und Norddeutschland, über die er meist in der »Allgemeinen Zeitung« berichtete, und übernahm endlich eine Beamtenstelle im bayrischen Staatsarchiv zu München, wo er starb. Sein Ruf als Dichter gründet sich auf seine volkstümlich frischen und von köstlichem Humor gewürzten Dichtungen in oberbayrischer Mundart, von denen mehrere Sammlungen vorliegen, wie: »Bergbleameln« (Münch. 1865),
»Weil's mi freut!« (Stuttg. 1876),
»Habt's a Schneid'?!« (das. 1877),
»Um Sunnawend« (das. 1878),
»In der Sommerfrisch« (das. 1883) und »A Hochzeit in die Berg« (das. 1884),
letztere beiden mit Zeichnungen von H. Kauffmann. Alle diese (meist in wiederholten Auflagen erschienenen) Bücher fanden, wie auch seine hochdeutschen »Hochlandlieder« (Stuttg. 1879),
»Neue Hochlandlieder« (das. 1883) und das Liederbuch »Wanderzeit« (das. 1882),
allgemein die günstigste Aufnahme. Außerdem beteiligte sich S. an der Herausgabe mehrerer illustrierter Prachtwerke, so: »Aus deutschen Bergen« [* 14] (mit H. Schmid, Stuttg. 1871);
»Weidmanns-Erinnerungen« (Münch. 1874);
»Italien« (mit E. Paulus und W. Kaden, Stuttg. 1875);
»Rheinfahrt« (mit H. Wachenhusen und Fr. W. Hackländer, das. 1877) und »Elsaß-Lothringen« [* 15] (das. 1877).
Nach seinem Tod erschienen noch: »Ein Winteridyll« (Stuttg. 1885);
»Kulturbilder aus Bayern« (das. 1885);
»Natur- und Lebensbilder aus den Alpen« [* 16] (das. 1886);
»Aus Fremde und Heimat«, vermischte Aufsätze (das. 1886);
»Durch Krieg zum Frieden. Stimmungsbilder aus den Jahren 1870/71« (das. 1886).