Stickfluß
,
s. Lungenödem.
Stickfluß
8 Wörter, 77 Zeichen
Medicin — Specielle Pathologie — Krankheiten der Respirationsorgane
Stickfluß,
s. Lungenödem.
(Stickfluß, Oedema s. Hydrops pulmonum, Catarrhus suffocativus), eine Krankheit der Lungen, die auf einer Ansammlung von wässeriger Flüssigkeit in den Lungenbläschen, welche aus dem feinen Haargefäßnetz der letztern ausschwitzt, beruht. Die Ursachen des Lungenödems sind entweder örtliche oder allgemeine. Im ersten Fall tritt das Ödem nur in einzelnen Abschnitten der Lunge, [* 3] um entzündete oder brandige Stellen, oder als kollaterales Ödem bei der echten Lungenentzündung an dem von der Entzündung verschont gebliebenen Lungenflügel auf.
Sehr häufig ist es das Endstadium der Schwindsucht und wird von Laien wohl als hinzugetretene Lungenlähmung bezeichnet. Beruht das Lungenödem nicht auf Gewebsveränderungen der Lungen selbst, so liegt ihm eine derjenigen Ursachen zu Grunde, welche auch an andern Organen wässerige Ausschwitzungen hervorrufen, wie Hydrämie, Nierenleiden verschiedener Art, Leberschrumpfung, chronische Bauchfellentzündung, vor allem aber Herzlähmung. Auf diese letzte Quelle [* 4] ist auch bei den andern Leiden [* 5] der unmittelbare Eintritt des Lungenödems zurückzuführen, und wenn man namentlich bei plötzlich entstandenem Lungenödem von Lungenlähmung als Lungenschlag spricht, so sollte es besser Herzschlag heißen oder speziell Lähmung der linken Herzkammer bei Fortarbeiten des rechten Herzens.
Hieraus geht hervor, daß das Lungenödem in jedem Fall ein Vorbote der eintretenden Herzlähmung, daß es stets ein äußerst bedenkliches Symptom ist. Das Zeichen des Lungenödems ist ein feuchtes, zuerst feinblasiges (stridor), dann grobblasiges Rasseln (stertor), das man auch ohne Auflegen des Ohrs aus einiger Entfernung beim Atmen des Kranken vernimmt. Gleichzeitig wird der Gasaustausch durch den Austritt von Wasser in die Lungenbläschen verhindert, es beginnt Blaufärbung der Lippen und Nägel, [* 6] Apathie, Schläfrigkeit, Bewußtlosigkeit, kurz die Folgen der Kohlensäurevergiftung. Auf dem sehr allmählichen Zunehmen der Kohlensäureüberladung beruhen die oft so heitern und hoffnungsreichen Traumvorstellungen sterbender Schwindsüchtigen. - Die Behandlung ist selten von Erfolg. Nur wenn es sich um kräftige Personen, die an Lungenentzündung leiden oder nach übergroßer Anstrengung das Lungenödem davongetragen haben, handelt, so sind ausgiebige Aderlässe empfehlenswert. Bei herabgekommenen Kranken dagegen sind starke Reizmittel, große Senfteige auf die Brust, Glühwein, Champagner, Äther und Moschus am Platz.