Sternenstrahlung
(Temperatur des Weltraums). Theoretische Betrachtungen über die Größe der S., d. h. derjenigen Wärmemenge, welche aus dem Weltraum durch die Radiation der Himmelskörper mit Ausnahme der Sonne zur Erde gelangt, sind bereits von Fourier, Poisson und Pouillet angestellt und mit der Bestimmung der Temperatur des Weltraums in Verbindung gebracht. Dabei wurde als Temperatur des Weltraums diejenige Temperatur verstanden, welche in ihm stattfinden müßte, wenn er nur unter dem Einfluß der direkten Wärmestrahlung der Gestirne stehen würde.
Nach Fouriers Bestimmungen sollte die Temperatur des Weltraums nur sehr wenig unter der Temperatur der Erdpole liegen und ungefähr -50 bis -60° betragen. Am eingehendsten hat sich Pouillet mit dem Problem der S. beschäftigt, welcher zuerst ihre Größe in absoluten Werten zu bestimmen versuchte und die gesamte Wärme der S., welche auf unsre Atmosphäre trifft, zu fünf Sechstel der mittlern Strahlung der Sonne (0,4 Kalorie pro QZentimeter und Minute) ermittelte.
Aus diesem Werte leitete er als Resultat ab, daß die Temperatur des Weltraums -142° betrage. Wie Maurer in neuester Zeit nachgewiesen, sind die Betrachtungen von Pouillet auf physikalisch unhaltbaren Annahmen begründet, auch ist der Wert der Solarkonstanten, d. h. derjenigen Wärmemenge, welche die Sonne in einer Minute an der Grenze der Atmosphäre auf eine Fläche von 1 qcm bei senkrechter Bestrahlung abgibt, zu 1,76 Kalorie angenommen, während derselbe nach spätern Untersuchungen bedeutend größer ist und nach den Messungen von Violle 2,56 und nach denen von Langley 3 Kalorien beträgt.
Derartige Unsicherheiten lassen die Resultate von Pouillet als hinfällig erscheinen, wie es denn überhaupt schwer ist, über die Größe der Energiemenge, welche uns aus dem Weltraum vermöge der Radiation von Körpern hoher und niedriger Temperatur zugestrahlt wird, auch nur die allerersten Näherungswerte zu erhalten. Wenn es aber gegenwärtig unmöglich ist, die S. an der Erdoberfläche zu bestimmen, so wird man um so mehr die Ermittelung der Stellarkonstanten, d. h. die an der Grenze der Atmosphäre wirksame Strahlung des Weltraums, aufgeben müssen. Da wirkliche Thatsachen, welche beweisen, daß die S. einen merklichen Wert besitzt, bis jetzt nicht vorliegen, so kann man mit Recht mit Maurer sagen, daß es keinen Zweck hat, von einer Temperatur des Weltraums im obigen Sinne zu sprechen, und daß man heute nur so viel sagen kann, daß die Energiemenge, welche uns vermöge der Radiation von Körpern hoher und niedriger Temperatur aus dem Weltraum zugestrahlt wird, im Vergleich zur Sonnenwärme und zur eignen Strahlung der Atmosphäre ohne Einfluß ist. Daß daher die Sternenwärme jemals zur Erklärung von meteorologischen Vorgängen an der Erdoberfläche, die eine kosmische Ursache verlangen, mit Erfolg wird benutzt werden, können, kann nicht angenommen werden.