1) Stadt in
Mähren,
[* 4] an der Ferdinands-Nordbahn
(LinieOlmütz-S.) und der
Mährischen Grenzbahn (S.-Grulich),
Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat 9 Vorstädte, eine
Landes-Unterrealschule, eine
Webschule,
Tabaksfabrik, sehr starke
Leinen- und Baumwollwarenfabrikation, Obstbau (besonders Kirschen),
Handel mit
diesen Erzeugnissen und (1880) 14,243 Einw. S. ist im 13. Jahrh.
von
Jaroslaw von Sternberg gegründet worden, der hier 1241 die
Mongolen geschlagen hatte. Seit Ende des 17. Jahrh. bildet
S. eine
Domäne des
HausesLiechtenstein.
[* 5] -
1) altes freiherrliches, später reichsgräfliches
Geschlecht aus
Franken, das in
Österreich,
[* 9]
Böhmen und
Mähren begütert ist, in
Böhmen seit dem 13. Jahrh. urkundlich auftaucht und 1663 von
KaiserLeopold I. in den Reichsgrafenstand
erhoben ward. Die böhmische
Linie teilte sich Anfang des 18. Jahrh. in eine ältere und jüngere.
Jene erwarb durch
Heirat 1762 die reichsunmittelbaren, in der
Eifel gelegenen Herrschaften der
GrafenManderscheid mit Sitz und
Stimme im westfälischen Grafenkollegium, nannte sich seitdem
S.-Manderscheid und ward für den Verlust jener Besitzungen im
Lüneviller
Frieden mit den vormaligen
AbteienSchussenried und
Weißenau entschädigt, die jetzt eine Standesherrschaft
unter württembergischer
Oberhoheit bilden.
1) S. in Mecklenburg, Stadt im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, an dem von der Mildenitz durchflossenen Sternberger See
(4 km lang, 3 km breit) und umgeben von zahlreichen andern Seen, an der Nebenlinie Wismar-Karow der Mecklenb. Friedrich-Franz-Bahn,
Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Güstrow),
[* 13] hat (1895) 2590 E., alte Stadtkirche, Georgskapelle,
schönes Rathaus, private höhere Mädchenschule, Bürger- und Gewerbeschule, reiches Hospital, Vorschußverein, städtische
Sparkasse; Faßdaubenfabrik, Dampfmolkerei, Sägewerk und Wassermühlen. Um 1250 gegründet und im Mittelalter fürstl.
Residenz, ist S. jetzt abwechselnd mit Malchin Sitz des Mecklenburger Landtags. - 2) S. in der Neumark, Stadt im Kreis
Oststernberg
des preuß. Reg.-Bez. Frankfurt, an der Eilang, in 112 m Höhe, an der Linie Frankfurt a. O.-Posen der Preuß.
Staatsbahnen,
[* 14] hat (1895) 1595 E., darunter 24 Katholiken und 24 Israeliten, Post, Telegraph;
[* 15] Ofenfabriken, Ackerbau, Viehzucht
[* 16] und Pferdemärkte. S. hat dem in der brandenb. Geschichte oft genannten «Lande S.» den Namen gegeben, das
um 1270 von den Markgrafen von Brandenburg
[* 17] erworben und später zur Neumark gerechnet wurde. Das Land E., die ehemals südpreuß.
Enklave Schermeisel, die eingezogenen Johannitergüter Sonnenburg, Lagow u. s. w. bilden die Kreise Weststernberg (s. d.) und
Oststernberg (s. d.). -
Vgl. B. und W. Freier, Geschichte des Landes S. (Zielenzig 1888).
1) Bezirkshauptmannschaft in Mähren, hat 753,96 qkm und (1890) 67 261 (31 418 männl., 35 843 weibl.)
meist deutsche E. in 77 Gemeinden mit 99 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Hof,
[* 18] Liebau und S. - 2) Stadt und Sitz
der Bezirkshauptmannschaft sowie eines Bezirksgerichts (313,05 qkm, 36 178 E.), an der Kaiserstraße
nach Schlesien
[* 19] und den Linien Nezamyslitz-Olmütz-S. (54 km) der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn und S.-Hannsdorf-Ziegenhals (58
km) der Mährischen Grenzbahn, hat (1890) 2114, als Gemeinde 15395 deutsche E., schöne Pfarrkirche mit wertvollen Altarbildern,
altes Schloß, Knaben- und Mädchenschulen, Webereifachschule, Landes-Ober- und Unterrealschule, Landes-Irrenanstalt; k. k. Tabaksfabrik,
zwei mechan. Webereien, Baumwollindustrie, Leinen-, Seiden-, Baumwollwaren-, Segeltuch- und Ziegelfabrikation,
Obst-, besonders Kirschenbau. Die hier und in der Umgegend erzeugten Leinen- und Baumwollzeuge sind unter dem NamenSternberger
Waren bekannt. (S. auch Sternberg, Geschlecht.) -
Vgl. Stief, Geschichte der Stadt S. in Mähren (Sternberg 1894). -
altes Adelsgeschlecht in Böhmen und Mähren. Der Stammsitz S. liegt an der Sazawa im KreiseTabor. Berühmt
ist Jaroslaw von S., der die Mongolen am Berge Hostein von Deutschlands
[* 21] Grenzen
[* 22] zurückschlug und vom König Wenzel
I. von Böhmen mit einer StreckeLandes in Mähren beschenkt wurde; dort errichtete er 1246 die Feste S.
und legte den Grund zur Stadt Sternberg (s. d.). 1661 erlangte das Haus den Reichsgrafenstand
und teilte sich zu Anfang des 18. Jahrh. mit Franz Damian und FranzLeopold, Grafen von S., in zwei Linien, von denen die ältere
Linie 1762 durch die Verheiratung Christians, Grafen von S., mit der Erbtochter des letzten Grafen von Manderscheid
die unmittelbaren, in der Eifel gelegenen Herrschaften Manderscheid, Geroldstein und Kyll mit Sitz und Stimme im westfäl.
Grafenkollegium erwarb und sich nun Sternberg-Manderscheid nannte. Sie wurde für die verlorenen Besitzungen im Reichsdeputationshauptschluß
von 1803 mit den Abteien Weißenau und Schussenried entschädigt, die 1806 Württemberg
[* 23] untergeordnet und 1835 an
dieses veräußert wurden. Dem GrafenFranz von S. (geb. 1763, gest. 1830), der sich als Numismatiker bekannt machte, folgte
dessen BruderJohann, Graf von S., gest. 1843, mit dem die ältere Linie im Mannsstamm erlosch. - Die jüngere
Linie, Sternberg-Serowitz, besitzt die böhm. Herrschaften Serowitz und ererbte
von der ältern Linie die böhm. Herrschaften Czastalowitz und Zasmuk. An ihrer Spitze steht der GrafLeopold von S., geb.
erbliches Mitglied des
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mehr
österr. Herrenhauses. Zu dieser Linie gehört Graf Kaspar Maria von S. (geb. gest.
der sich besonders um Botanik, Geognosie und die Kunde der vorweltlichen Pflanzen verdient gemacht hat. Seine Sammlungen nebst
Bibliothek übergab er dem Böhmischen Nationalmuseum, dessen Präsident er war. -
Vgl. Palacky, Leben
des Grafen Kaspar von S., von ihm selbst beschrieben (Prag 1868).
Alexander, Freiherr von Ungern-, Romanschriftsteller, geb. auf dem väterlichen Gute Noistfer bei
Reval,
[* 25] besuchte das Gymnasium zu Dorpat,
[* 26] lebte dann einige Zeit zu Petersburg,
[* 27] darauf in verschiedenen Orten Deutschlands,
bis er sich 1841 zu Berlin
[* 28] niederließ. Später nahm er seinen Wohnsitz zu Dresden
[* 29] und starb zu
Dannenwalde bei Stargard.
[* 30] S.s schriftstellerische Stärke
[* 31] lag darin, daß er in der Gesellschaft, dem Salon vollkommen heimisch
war und von diesem einheitlichen, wenn auch einseitigen Standpunkt aus mit großem Formtalent gestaltete. Er hat eine ungemeine
Produktivität entwickelt. Einen größeren Anlauf
[* 32] nahm das TalentS.s in den socialen Romanen «Der Missionar» (2 Bde.,
Lpz. 1842),
«Diane» (3 Bde.,
Berl. 1832) und «Paul» (3 Bde., Lpz. 1845),
die den Dichter bei aller aristokratischen Gesinnung doch einem gesunden Liberalismus geneigt zeigen. Das J. 1848 trieb ihn
in die Reihen der streng konservativen und legitimistischen Partei. Er arbeitete eine Zeit lang für
das Feuilleton der «Kreuzzeitung» und gab die «Royalisten»
(Brem. 1848) und als deren Fortsetzung «Die beiden Schützen» (ebd.
1849) und «Die Kaiserwahl» (ebd. 1850) heraus. Hieran schlossen sich eine Reihe von tendenzlosen Schöpfungen, die namentlich
durch die frivolen «BraunenMärchen» (Brem. 1850) charakterisiert werden. Teilweise dahin gehören «Der
deutsche Gilblas» (2 Bde., Brem. 1851),
«Macargan» (ebd.
1853) und «Die Ritter von Marienburg»
[* 34] (3 Bde.,
ebd. 1853). In der Dichtung «Das stille Haus» (Berl. 1854) betrat
er sogar das Gebiet des Geisterromans. Biogr. Romane sind: «Elisabeth Charlotte, Herzogin von Orleans» (3 Bde., Lpz.
1861) und «Dorothee von Kurland»
[* 35] (3 Bde., ebd. 1859);