Name von drei
Heiligen. – Der erste war einer von den sieben Armenpflegern der Gemeinde zu
Jerusalem,
[* 2] die
nach der
Apostelgeschichte (6, 1 fg.) eingesetzt wurden, um das Murren der sog.
Hellenisten in der Gemeinde wegen Hintansetzung ihrer
Witwen bei der Verteilung der Unterstützungen zu beschwichtigen. Seiner
geschichtlichen
Stellung nach scheint er ein
Vorläufer des
ApostelsPaulus gewesen zu sein, indem er das Gesetz geistig auslegte
und den äußern Ceremonialdienst als
Ungehorsam gegen den wahrhaften Willen
Gottes verwarf. Sein mutiges
Auftreten gab aber den
Anlaß zu einer namentlich gegen den hellenistischen
Teil der Urgemeinde ausbrechenden Verfolgung, der
S. selbst als der erste christl. Märtyrer (Protomartyr) zum Opfer fiel. Wie es scheint, wurde
er ohne ordentliches Gerichtsverfahren bei einem Volkstumult gesteinigt. Die ihm in den Mund gelegte Verteidigungsrede
(Apostelgesch.
7). ist ein
Meisterstück dialektischer Bestreitung des äußerlichen
Judentums und scheint den
Geist, in
welchem S. wirkte, mit geschichtlicher
Treue widerzuspiegeln, wenn sie auch in ihrer vorliegenden Gestalt sicher von dem Verfasser
der
Apostelgeschichte herrührt. Sein Gedächtnistag ist der 26. Dez. – Die beiden andern
Heiligen gleichen
Namens sind Papst
Stephan Ⅰ. (s. d.) und
Stephan Ⅰ. (s. d.), König von
Ungarn.
[* 3]
frz.
Estienne (Etienne), franz. Buchdruckerfamilie, deren Stammvater ein
PariserBuchdrucker Henricus (I)
S. (1460‒1520) war. Sein Sohn Robertus (Robert
Estienne), geb. 1503, ist hervorragend als
Buchdrucker wie als Gelehrter.
Am bekanntesten ist er durch den
«Thesaurus lingue latinae» (1532; häufig wiederholt), der das veraltete
Vokabularium des Calepinus ersetzte und den er mit Hilfe
JeanThierrys innerhalb weniger Jahre ausarbeitete. Sein Hauptinteresse
galt jedoch der
Theologie.
Frühzeitig durch die von
Deutschland
[* 4] ausgehende
Bewegung ergriffen, suchte er seine gründliche Kenntnis der lat., griech.
und hebr.
Sprache
[* 5] auf theol. Gebiete zu verwerten und besonders das
Neue Testament als einer der ersten
streng philologisch zu behandeln.
Schon mit 20 Jahren (1523) gab er das
Neue Testament lateinisch nach eigener Textrevision
heraus; sie zog ihm die Verfolgung der
Sorbonne zu, gegen welche ihn die Gunst des Königs
(Franz I.) nur mit Mühe zu schützen
vermochte.
Seit 1526 hatte er eine eigene Druckerei, aus der zahlreiche Werke, hauptsächlich philologische und theologische, hervorgingen.
Seine lat.
Typen galten lange Zeit als
Muster. 1539 wurde er zum königl. Drucker für lat. und
hebr.
Schriften, 1545 auch für griech.
Schriften ernannt und auf Kosten
Franz’ I. wurden für ihn neue
griech.
Typen (die typi regii) durch
Garamond (s. d.) geschnitten. Damit druckte er 1549 ein griech.
Neues Testament in Sedez (2
Bände) und 1550 eins mit
Varianten in Folio. Die Anfeindungen der kath. Geistlichkeit wurden damals
so heftig, daß er 1550‒51 in große Lebensgefahr kam und mit
Not sich und die Seinigen nach Genf
[* 6] in Sicherheit
brachte. Dort druckte er weiter, starb aber 1559. Vermählt war er mit Perette, der gelehrten Tochter des
Pariser Buchhändlers
Badius (s. d.), die fließend
Lateinisch sprach.
Sein ältester Sohn Henricus (Ⅱ), geb. 1528, reiste seit 1547 einige Jahre in
Italien,
[* 7] England und Flandern, überall die
Bibliotheken durchforschend und mit den angesehensten Gelehrten in
Verbindung tretend. In Genf
begann er 1554 seine
schriftstellerische Thätigkeit, eröffnete 1557 eine Druckerei und verband 1559 damit die vom
Vater hinterlassene. Indes
geriet er bald in finanzielle Verlegenheit und mußte eine Zeit lang eine jährliche Unterstützung von einem der
Augsburger
Fugger annehmen, dafür aber sich (bis 1568) auf seinen Drucken als «Ill.
viri Hulrichi Fuggeri typographus» bezeichnen.
Die schon vom
Vater begonnenen Sammlungen für einen
«Thesaurus linguae graecae» hatte er fortgesetzt und ließ diesen 1572 erscheinen
(5 Bde.; neueste
Ausgabe von Hase
[* 8] und Dindorf, 9 Bde., Par.
1829‒63). Die Unredlichkeit des Joh.
Scapula, der während der Korrektur einen
Auszug des Werkes anfertigte
und bald nach dessen Erscheinen herausgab, beeinträchtigte den
Absatz sehr und steigerte die Geldverlegenheiten S.’. Er
führte von da an ein unstetes Leben. Auf einer
Reise starb er 1598 zu
Lyon
[* 9] im
Spital. –
Vgl. L. Feugère, Essai sur la
vie et les ouvrages de
HenriEstienne (Par. 1853);