Titel
Stephani
,
1) Heinrich, verdienter Pädagog der Aufklärungszeit, geb. zu Gemünden im Würzburgischen, studierte zu Erlangen, [* 2] ward 1808 bayrischer Kirchen- und Schulrat und 1818 Dekan in Gunzenhausen, trat aber 1834 infolge von theologischen Streitigkeiten vom geistlichen Amt zurück und starb zu Gorkau in Schlesien. [* 3] Er veröffentlichte zahlreiche ihrer Zeit angesehene theologische, kirchenrechtliche, pädagogische und methodologische Schriften. Sein bleibendes Verdienst besteht in der Ausbildung und Einführung der Lautiermethode beim ersten Leseunterricht, welche vom Lautwert der Buchstaben ausgeht, statt, wie die ältere Buchstabiermethode, von den Lautzeichen und Namen der Buchstaben.
2) Ludolf, Philolog und Archäolog, geb. zu Beucha bei Leipzig, [* 4] studierte hier, erhielt auf Grund seiner kunstgeschichtlichen Schrift »Der Kampf zwischen Theseus und Minotaurus« [* 5] (Leipz. 1842) durch Gottfr. Hermanns Empfehlung eine Hauslehrerstelle in Athen, [* 6] gab diese aber bald auf, um zu wissenschaftlichen Forschungen eine Reise durch Nordgriechenland und Kleinasien zu unternehmen, die sich schließlich bis Unteritalien und Sizilien [* 7] erstreckte. Nach seiner Rückkehr folgte er 1846 einem Ruf als Professor der Philologie an die Universität Dorpat [* 8] und siedelte von da 1850 nach Petersburg [* 9] über, wo er als Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Konservator der klassischen Altertümer eine große und erfolgreiche Thätigkeit entwickelte. Er starb in Pawlowsk.
Seine Hauptwerke sind: »Reise durch einige Gegenden des nördlichen Griechenland« [* 10] (Leipz. 1843);
»Über einige angebliche Steinschneider des Altertums« (das. 1851);
»Der ausruhende Herakles« [* 11] (das. 1854);
»Antiquités du Bosphore Cimmérien« (Petersb. 1854, Prachtwerk mit Bilderatlas);
»Nimbus und Strahlenkranz in den Werken der alten Kunst« (das. 1859);
»Die Vasensammlung der kaiserlichen Eremitage« (das. 1869, 2 Bde);
»Die Antikensammlung zu Pawlowsk« (das. 1872) etc. Zahlreiche Abhandlungen von S. enthalten die »Comptes rendus« der kaiserlichen Archäologischen Kommission.