1) S. I., ein Römer, folgte 253 Lucius als Bischof von Rom und entschied den Streit über die Ketzertaufe
dahin, daß auch eine solche gültig sei; er starb 2. Aug. 257, nach der Sage als Märtyrer, und ward später kanonisiert. Sein
Tag ist der 2. August. -
2) S. (II.), gewählt 27. März 752, starb zwei Tage nach der Wahl; wird daher gewöhnlich nicht gezählt.
-
3) S. II. (III.) bestieg den päpstlichen Stuhl 752. Als er den Kaiser Konstantin Kopronymos gegen den Langobardenkönig Aistulf,
welcher das Exarchat eroberte, vergebens um Schutz angefleht hatte, rief er die Hilfe des Königs der Franken, Pippin, an und erhielt 755 von
diesem das wiedereroberte Exarchat nebst der Pentapolis geschenkt, wodurch der Grund zum Kirchenstaat gelegt
ward. S. starb 26. April 757. -
4) S. III. (IV.), ein Sizilier, folgte auf Paul I. nach Absetzung des Gegenpapstes Konstantin 768 und bestimmte, daß keiner,
der nicht durch alle niedern Stufen der Geistlichkeit bis zur Würde eines Kardinaldiakonus gestiegen sei,
auf den päpstlichen Stuhl erhoben werden sollte. Von dem Langobardenkönig Desiderius bedrängt, suchte er bei den Frankenkönigen
Karl und Karlmann Hilfe. Er starb 772. -
5) S. IV. (V.), erst Diakonus zu Rom, Nachfolger Leos III. seit 816, krönte den Kaiser Ludwig den Frommen; starb 817. -
6) S. V. (VI.), ein Römer, folgte auf Hadrian III. 885, krönte den Herzog Guido von Spoleto zum Kaiser; starb 891. -
7) S. VI. (VII.) bestieg 896 den römischen Stuhl, ließ den ausgegrabenen Leichnam seines Vorgängers Formosus in den Tiber
werfen, wurde aber selbst schon 897 im Kerker erdrosselt. -
8) S. VII. (VIII.), ein Römer, Nachfolger Leos VI. seit 929, stand ganz unter dem Weiberregiment der Theodora
und Marozia; starb 931. -
9) S. VIII. (IX.), Verwandter des Kaisers Otto, folgte 939 Leo VII., ward aber von den Römern gefangen gesetzt und starb 942. -
10) S. IX. (X.) hieß früher Friedrich und war Bruder des Herzogs Gottfried von Lothringen, ward vom Papst
als Gesandter nach Konstantinopel geschickt, blieb dann als Mönch in Monte Cassino, ward Kardinal und nach Viktors II. Tod 1057 zum
Papst gewählt. Als solcher stand er ganz unter dem
1) S. von Blois, König von England, ward nach dem Tod König Heinrichs I., dessen Schwester Adele seine Mutter war, 1135 von den
normännischen Großen an Stelle von Heinrichs Tochter Mathilde als König anerkannt, wofür er den Prälaten
und Baronen einen umfassenden Freibrief gewährte. Die Widersetzlichkeit der Großen suchte er nicht immer mit Erfolg durch vlämische
und französische Söldner niederzuhalten. Mit Schottland kämpfte er glücklich, als aber 1139 die von der Thronfolge ausgeschlossene
Mathilde in England landete, fiel S. 1141 selbst in ihre Gewalt, ward 1142 zwar befreit, behauptete sich
aber nur unter fortwährenden Kämpfen im Besitz der Herrschaft und starb nachdem er Mathildens Sohn Heinrich Plantagenet
als Erben anerkannt hatte.
2) Erzherzog von Österreich, Sohn des Erzherzogs Joseph (gest. 1847) und dessen zweiter Gemahlin, Hermine,
gebornen Prinzessin von Anhalt-Bernburg-Schaumburg, geb. wurde im Dezember 1843 Zivilgouverneur von Böhmen, 1847 nach
dem Tod seines Vaters zum stellvertretenden Palatin von Ungarn ernannt und im November d. J. durch die Wahl des Reichstags und die
Bestätigung des Kaisers definitiv mit dieser Würde betraut. Infolge der Märzereignisse 1848 wurde seine
Stellung sowohl der nationalen Partei als auch der österreichischen Regierung gegenüber eine unhaltbare, namentlich als er
im September vom Reichstag zum Oberbefehlshaber der ungarischen Armee gegen Jellachich ernannt worden war; er entsagte daher 24. Sept. dem
Palatinat, zog sich 1850 auf seine Besitzungen in Nassau (Grafschaft Holzappel und Schaumburg) zurück und
starb in Mentone.
Vgl. »Erzherzog S. Viktor von Österreich, sein Leben, Wirken etc.« (Wiesb. 1868).
3) Báthori, König von Polen, geb. 1532 aus einer vornehmen ungarischen Familie (s. Bathori), ward 1571 von den siebenbürgischen
Ständen zum Großfürsten von Siebenbürgen und 1575, nachdem er die Jagellonische Prinzessin Anna geheiratet,
vom polnischen Reichstag zum König von Polen erwählt. Er verbesserte die Rechtspflege, suchte dem Jesuitenorden gegenüber
die Gewissensfreiheit der Protestanten zu schützen, kämpfte im Bund mit Schweden glücklich gegen die Russen (1578-82) und eroberte
einen Teil Livlands, versuchte aber mit seinem Günstling Zamojski vergeblich, ein starkes nationales Königtum
in Polen zu schaffen und die Krone in seinem Geschlecht erblich zu machen. Er starb in Grodno.
4) S. I., der Heilige, erster König von Ungarn, 997-1038, war der Sohn des Herzogs Geisa, Urenkels des Großfürsten Arpad (s. d.),
hieß ursprünglich Wajk, ward 995 in seinem 20. Lebensjahr angeblich durch den Bischof Adalbert von Prag
zum Christentum bekehrt und nahm in der Taufe den Namen Stephanus an. Mit der bayrischen Herzogstochter Gisela vermählt, zog
er zahlreiche Deutsche nach Ungarn und rottete, zur Regierung gelangt, das Heidentum mit Feuer und Schwert in seinem Land aus.
Er nahm den Königstitel an, ließ sich mit der vom Papst Silvester II. ihm gesandten Krone 1001 krönen und gab dem Land eine
Verfassung, durch welche die Krone im Geschlecht Arpads für erblich erklärt und eine geregelte politische Verwaltung eingeführt
wurde. Die widerspenstigen Stammeshäuptlinge im
Süden und Osten seines Landes zwang er in siegreichen
Kämpfen zur Anerkennung seiner Herrschaft. Er starb 1038 und ward 1087 heiliggesprochen (sein Tag der 20. August). Nach ihm werden Ungarn
und seine Teile die »Länder der Stephanskrone« genannt. - S. II.-V., s. Ungarn (Geschichte).
1) Martin, Stifter einer nach ihm benannten Sekte, geb. zu Stramberg in Mähren,
machte, seit 1810 Pfarrer der böhmischen Gemeinde in Dresden, hier, im Muldenthal und im Altenburgischen Propaganda für ein
starkgläubiges Altluthertum. Seine Veranstaltung von nächtlichen Erbauungs- und Erholungsstunden veranlaßte endlich die
Einleitung einer Untersuchung gegen ihn; er entzog sich jedoch derselben, indem er im Oktober 1838 sich
von Bremen mit 700 seiner Anhänger nach Amerika einschiffte, wo er bereits zu Wittenberg am Mississippi Ländereien hatte ankaufen
lassen. Er ließ sich dort zum Bischof ernennen, ward aber schon wegen Unzucht und Veruntreuung von seiner Gemeinde
abgesetzt und nach Illinois gebracht, wo er starb. Über S. und seine Sekte schrieben unter andern
v. Polenz (Dresd. 1840) und Vehse (das. 1842).
2) Heinrich von, Staatssekretär des deutschen Reichspostamtes, geb. zu Stolp in Pommern, trat 1848 in das Postfach
ein, wurde 1856 als Geheimer expedierender Sekretär ins Generalpostamt nach Berlin berufen, 1858 zum Postrat, 1865 zum
Geheimen Postrat und vortragenden Rat ernannt. In dieser Zeit war er in besonders hervorragender Weise auf dem Gebiet der internationalen
Postreform thätig, indem er den Abschluß von Postverträgen mit fast allen europäischen Staaten bewirkte.
Daneben fand er Gelegenheit, sich reiche Sprachkenntnisse zu erwerben und durch weite Reisen die internationalen
Kulturhebel des Postwesens näher kennen zu lernen. Nachdem S. 1866 und 1867 die Verhandlungen zur Beseitigung der Thurn und
Taxisschen Lehnspostwesens beendet und die taxissche Post durch einen Staatsvertrag vom an die Krone Preußen übereignet
hatte, wurde er im April 1870 zum Generalpostdirektor und obersten Chef des Postwesens des Norddeutschen
Bundes ernannt.
Gleich in den ersten Monaten seiner Verwaltung trat die große Aufgabe der Entwickelung der deutschen Feldpost im deutsch-französischen
Krieg an ihn heran, welche von ihm in vollendeter Weise gelöst wurde. 1871 wurde S. zum kaiserlichen Generalpostdirektor, 1876 nach
erfolgter Verschmelzung der Telegraphenverwaltung mit der Post zum Generalpostmeister und 1879 zum Staatssekretär
des deutschen Reichspostamtes ernannt. Nach der Errichtung des Reichspostwesens begann S. das Werk des innern Ausbaues, welches
eine neue Epoche für das Postwesen eröffnete und die deutsche Reichspost zu mustergültiger Höhe erhoben hat. Er schuf eine
einheitliche Postgesetzgebung, führte den einheitlichen Tarif für Pakete durch, führte das von ihm
erfundene neue Verkehrsmittel der Postkarten ein, rief den Postanweisungs- und Postauftragsverkehr sowie die für den litterarischen
Verkehr wichtige Bücherpost ins Leben und führte eine Reihe erheblicher Erleichterungen bei Benutzung der Postanstalt ein.
Dann folgte 1875 die auf Stephans Veranlagung eingeleitete Vereinigung der Telegraphie mit der Reichspost,
welche zur Folge hatte, daß die Zahl der deutschen Telegraphenanstalten sich seitdem von 1700 auf 13,000 gehoben hat. Das
bedeutendste Werk Stephans aber war die Gründung
mehr
des Weltpostvereins. Er hat diese Bildung zuerst angeregt und sie mit umsichtiger und kräftiger Hand gefördert, so daß dieser
Gemeinschaft jetzt mit geringen Ausnahmen alle zivilisierten Staaten der Erde angehören. Daneben hat S. in umfassendster Weise
für Hebung der materiellen Lage und des geistigen Wohls der Post- und Telegraphenbeamten (Kaiser Wilhelm-Stiftung
für die Post- und Telegraphenbeamten, Bewilligung von Stipendien für Studienreisen, Einrichtung der Postspar- und Vorschußvereine,
deren Vereinsvermögen jetzt 14 Mill. Mk. beträgt, Errichtung der Post- und Telegraphenschule in Berlin mit akademischem Lehrkursus,
Errichtung des Reichspostmuseums, Gründung von Amtsbibliotheken, Sonntagsruhe etc.) gesorgt.
Bis in die neueste Zeit hinein hat S. die umfassendsten Umgestaltungen sowohl bei der Post als bei der
Telegraphie durchgeführt; die Zahl der Postanstalten wurde von 5400 im J. 1871 auf 18,000 im J. 1888 erhöht. Das flache
Land ist mit einem dichten Netz von Landbriefträgerverbindungen zu Fuß und zu Wagen durchzogen (Verstärkung der Zahl der
Landbriefträger im Reichspostgebiet von 10,000 auf über 20,000), in den Städten machen die Fernsprecheinrichtungen
zusehends Fortschritte; unterirdische Telegraphenleitungen sorgen für eine von atmosphärischen Störungen unabhängige Zuverlässigkeit
des Verkehrs; überseeische Kabel und Postverbindungen haben sich von Jahr zu Jahr vermehrt, und seit 1886 haben die auf Stephans
Initiative ins Leben gerufenen deutschen subventionierten Postdampfschiffe ihre Fahrten eröffnet.
In den ersten zehn Jahren nach Gründung des Weltpostvereins lieferte die Verwaltung unter Stephans Leitung 180 Mill. Überschuß
an das Reich ab. S. gründete im Verein mit Werner Siemens den Elektrotechnischen Verein in Berlin, welchem er seit seiner Errichtung
als Ehrenpräsident vorsteht. Er ist Mitglied des preußischen Herrenhauses (seit 1872) und des preußischen
Staatsrats, Ehrendoktor der Universität Halle und Ehrenbürger der Städte Stolp und Bremerhaven. Auch als Schriftsteller zeichnete
sich S. aus. Außer einem »Leitfaden zur Anfertigung schriftlicher Arbeiten für junge Postbeamte« schrieb er: »Geschichte
der preußischen Post« (Berl. 1859),
»Das heutige Ägypten« (Leipz. 1872),
»Weltpost und Luftschiffahrt«
(Berl. 1874) sowie zahlreiche kleinere Essays. Er begründete das »Archiv für Post und Telegraphie« und gab das »Poststammbuch«
(3. Aufl., Berl. 1877) heraus.