Stendal
,
[* 1] Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, [* 2] an der Uchte, Knotenpunkt der Linien Leipzig-Wittenberge, Berlin-Lehrte und S.-Langwedel der Preußischen Staatsbahn sowie der Eisenbahn S.-Tangermünde, 33 m ü. M., ist die ehemalige Hauptstadt der Altmark, hat 5 evang. Kirchen (darunter die spätgotische Domkirche), eine kath. Kirche, eine Synagoge, 2 alte interessante Stadtthore, schöne Anlagen an Stelle der alten Festungswerke, eine Rolandsäule, ein Denkmal des hier gebornen Archäologen Winckelmann (von K. Wichmann), ein öffentliches Schlachthaus und (1885) mit der Garnison (1 Reg. Husaren Nr. 10) 16,184 meist evang. Einwohner, die Wollspinnerei, Tuch-, Öfen-, Maschinen- u. Goldleistenfabrikation, Kunstgärtnerei, Bierbrauerei [* 3] etc. betreiben. Auch befindet sich hier eine Eisenbahnhauptwerkstatt und werden Pferde-, Vieh- u. Getreidemärkte abgehalten. S. hat ein Landgericht, ein Hauptsteueramt, ein Gymnasium, ein Johanniterkrankenhaus etc. Zum Landgerichtsbezirk S. gehören die 16 Amtsgerichte zu Arendsee, Beetzendorf, Bismark, Gardelegen, [* 4] Genthin, Jerichow, Kalbe a. M., Klötze, Öbisfelde, Osterburg, Salzwedel, [* 5] Sandau, Seehausen i. A., S., Tangermünde und Weferlingen. - S. ward 1151 von Albrecht dem Bären gegründet, erhielt, wie die meisten Städte im Slawenland, das Magdeburger Recht und gewann unter den folgenden Markgrafen mancherlei Privilegien, so 1215 die Befreiung vom Gericht des Burggrafen, obwohl es mit der ganzen Nordmark 1196 unter die Lehnshoheit des Erzstifts Magdeburg geraten war.
Bei der
Teilung der
Mark unter die
Brüder
Johann I. und
Otto IV. 1258 ward S. Sitz der ältern (Stendal
schen)
Linie des
Hauses
Askanien, die 1320 mit
Heinrich von
Landsberg
[* 6] erlosch. Damals war
S. eine der bedeutendsten
Städte der
Mark, trat auch der
Hansa
bei und stand im 15. Jahrh. an der
Spitze eines
Bundes der
Städte der
Altmark. 1530 fand hier die evangelische
Lehre
[* 7] Eingang, wurde aber von
Joachim I. mit
Gewalt unterdrückt; erst unter
Joachim II. wurde dann die
Reformation in S. durchgeführt.
Vgl. Götze, Urkundliche Geschichte der Stadt S. (Stend. 1871).