in der Elementartaktik die Körperhaltung, die der
Soldat auf das Kommando «Stillgestanden» einzunehmen hat.
S. in der angewandten
Taktik ist ein für taktische Zwecke ausgesuchter Geländeabschnitt mit
Bezug auf die in ihm aufgestellten
Truppen.
Man unterscheidet nach dem allgemeinen Zweck: Versammlungsstellung,
Bereitschaftsstellung, Verteidigungsstellung;
nach dem besondern Zweck: Hauptstellung, Frontalstellung, Flankenstellung, Avantgardenstellung, Arrièregardenstellung,
Vorpostenstellung,
Aufnahmestellung.
(franz.), Haltung, Stellung oder Lage menschlicher Figuren, in künstlerischem Sinn zur Andeutung eines bedeutungsvollen
Seelenzustands oder Lebensmoments gewählt, daher für die bildende Kunst (Bildhauerei wie Malerei) von
Wichtigkeit. Der günstige Effekt einer glücklich getroffenen Attitüde veranlaßte neuere dramatische Künstler zu dem Versuch, die
in Darstellung sogen. lebender Bilder (tableaux vivants, s. d.) zu noch selbständigem Kunstakt zu erheben.
Die bekannte LadyHamilton (s. d.) war es zunächst, die zu Ende des vorigen
Jahrhunderts das ihr eigentümliche Talent, lebende Personen zu kopieren, bei ihrem Aufenthalt in Italien
[* 4] auf die Nachbildung
der Antiken anwendete und bald nachher auch in Deutschland,
[* 5] Frankreich und England öffentliche pantomimische Darstellungen antiker
Statuen veranstaltete, welche die allgemeinste Bewunderung erregten. Den artistischen Erfolg machte
sie so ausschließlich von der Attitüde abhängig, daß selbst das Material ihres Anzugs zu den verschiedensten Darstellungen wesentlich
immer dasselbe war: eine lange, mit einem Band
[* 6] einfach über der Brust zusammengeknüpfte Tunika und ein darübergeworfener
Shawl, mit welchem sie alle erforderlichen Bekleidungen und Faltenwürfe leicht hervorbrachte.
IhreDarstellungen wurden in Deutschland von Friedr. Rehberg gezeichnet, von Draggendorf lithographiert und
vonRud. Marggraff in München
[* 7] mit Text versehen. Vielfach erhöht und erweitert ward diese Kunsterfindung durch die deutsche
Schauspielerin Händel-Schütz (s. d.), welche durch RehbergsZeichnungen in Frankfurt
[* 8] angeregt wurde, ihr Nachahmungstalent
auf diese belebte Plastik zu richten. Ein gewandter, schön gebauter Körper, eine feine Beobachtung- und
eine echt künstlerische Erfindungsgabe vereinigten sich in dieser Darstellerin, um das Höchste in diesem Kunstzweig zu leisten.
Die Händel-Schütz blieb nicht bei Nachbildungen einzelner Statuen und Gemäldestehen, sie suchte vielmehr in ganzen Reihen
von Attitüden wechselnde Handlung und verschiedene Momente der Leidenschaft zur Anschauung zu bringen. Dabei
besaß sie das noch größere Talent, poetische Attitüden zu erfinden und in dem angemessenen Stil darzustellen, so daß sie
sowohl in Hinsicht auf Idealität als an Reichtum der Charaktere und Gestalten und in der Kenntnis der moralischen Wirkung,
welche sie durch große Leichtigkeit in Handhabung der Gewänder und Anordnung einer sehr passenden Beleuchtung
[* 9] überall an den Tag legte, ihre Vorgängerin weit übertraf. Auch ihre Attitüden sind, obwohl nicht immer glücklich, von
Peroux und Ritter (Frankf. a. M. 1809) gezeichnet und gestochen, einige auch in dem Taschenbuch
»Urania« für 1812 nachgebildet und von Falk lehrreich besprochen worden.
Weniger Glück hat EliseBürger in Darstellungen dieser Art gehabt; Vortreffliches leistete dagegen SophieSchröder. Unter den männlichen Künstlern erlangte der in Amerika
[* 10] verstorbene Seckendorf, genannt Patrick Peale, welcher zugleich
Vorlesungen über seine Darstellungen hielt, großen Ruf. Dann sind ProfessorKeller und Rappo in Berlin
[* 11] auf den Gedanken gekommen,
mit einer eignen Gesellschaft öffentliche Vorstellungen in der Nachahmung plastischer Kunstwerke zu geben,
und
haben damit einen großen, wenn auch keineswegs rein künstlerischen Erfolg erzielt; denn es wurde hierbei das sinnliche
Element über Gebühr kultiviert. Sie haben bis jetzt zahlreiche Nachahmer gefunden, welche aus dem ganzen Genre eine niedrige
Spekulation auf den sinnlichen Reiz gemacht haben. - Im Ballett heißen Attitüden alle Stellungen auf Einem
Fuß ohne Rücksicht auf ihre Bedeutung.