Steinzeug
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eine wichtige Gattung von Thonwaren [* 2] mit verglastem Scherben. Von dem gewöhnlichen oder gemeinen S. unterscheiden manche das feine S., und zwar glasiertes und unglasiertes; doch faßt man besser die beiden letztern Warenarten unter der Bezeichnung Steingut (s. d.) zusammen. Das gemeine S. hat mit dem gewöhnlichen Töpfergeschirr die einfache Behandlung gemeinsam, unterscheidet sich aber von diesem durch das gewähltere Thonmaterial und durch den dichten, verglasten Scherben.
Geschirre aus S. vertragen plötzlichen Temperaturwechsel sehr schlecht und eignen sich deshalb nicht zu Kochgeschirr; dagegen sind sie vortrefflich, wenn es sich um besondere Reinhaltung, um gewisse chem. Beständigkeit oder um Haltbarkeit und beträchtliche Wandstärke handelt. Daher ihre Anwendung zu Mineralwasserkrügen, Säureflaschen, Wassereimern, Milchnäpfen, Gefäßen zum Einmachen von Früchten, zum Aufbewahren von Schmalz, zu chem. Geräten (Kondensationsflaschen), Röhren [* 3] für Aborte u. s. w. Das gemeine S. ist grau, bläulich oder bräunlich und mit Salzglasur (in neuerer Zeit auch zuweilen mit Borsäureglasur) versehen.
Die grauen Geschirre sind meist mit vorher eingeritzten und kobaltblau aufgestrichenen Verzierungen versehen. Die Hauptvertreter dieser Art S. sind die sog. Koblenzer Geschirre aus den Orten Höhr, Grenzhausen, Baumbach, im sog. Krug- oder Kannebäckerland bei Vallenoar. Man unterscheidet dort die «Krugbäcker», die nur Mineralwasserkrüge herstellen, von den «Kannenbäckern», die Trinkgefäße, Haushaltungsgeschirre u. dgl. liefern. Dem S. nahe verwandt ist die engl. Lambethware, die besonders in chem. Geräten auftritt, aber auch außerhalb Englands, z. B. in Zwickau [* 4] und im Altenburgischen, in Deggendorf und Schwandorf in Bayern, [* 5] in Aussig, in Floridsdorf bei Wien, [* 6] in Königssaal in Böhmen [* 7] und in Hruschau in Österreichisch-Schlesien hergestellt wird.