Steinle
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Eduard von, Maler, geb. in Wien, [* 2] ward an der dortigen Akademie gebildet. Er neigte früh der ernst-sinnigen Richtung zu, in der er durch Overbeck und Cornelius, die er 1828 in Rom [* 3] kennen lernte, bestärkt wurde. 1834 aus Italien [* 4] heimgekehrt, besuchte er Frankfurt [* 5] a. M. und erhielt unter anderm 1837 den Auftrag zur Ausmalung der Schloßkapelle auf Rheineck für Bethmann-Hollweg. Von 1843 bis 1846 malte er im Chor des Doms zu Köln [* 6] auf Goldgrund die Engelchöre, 1844 im Kaisersaal zu Frankfurt Das Urteil des Salomo und 1846 - 47 Die Erwartung des Weltgerichts (für das Dombild in Berlin [* 7] in Konkurrenz mit Cornelius und Veit komponiert und jetzt in der Nationalgalerie). 1850 als Professor der Historienmalerei an das Städelsche Institut in Frankfurt a. M. berufen, bildete er eine Reihe von tüchtigen Künstlern, worunter Leop. Bode und Sir Fred.
Leighton hervorragen. Damals entstanden Die Tiburtinische Sibylle (Städelsches Institut), Christus am Ölberge (Kirche zu Kristiania), [* 8] Erweckung von Jairus' Tochter (König von Preußen); [* 9] ferner die Fresken der Ägidienkirche in Münster [* 10] seit 1857. In den J. 1860 - 63 entstanden die Kartons für Gemälde im Treppenhause des Kölner [* 11] Museums, die wichtigsten Momente der Kölner Kulturgeschichte darstellend; 1865 und 1866 malte S. die sieben Chornischen in der neuen ¶
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Marienkirche zu Aachen, [* 13] 1869‒70 den Mariencyklus in Fresko in der Kapelle von Kleinheubach. Inzwischen hatte er auch wieder einige Ölbilder gefertigt, worunter Loreley, Adam und Eva, Der Türmer (Galerie Schack in München), [* 14] Die Heimsuchung Mariä (Kunsthalle in Karlsruhe), [* 15] Madonna (kath. Kirche zu Wiesbaden). [* 16] Außerdem schuf er Entwürfe für Kirchenfenster (St. Columba und Gürzenich in Köln, Liebfrauenkirche zu Trier, [* 17] Dom und Katharinenkirche zu Fürth, [* 18] Votivkirche zu Wien, wie Kirchen von Dülmen und Kevelaer) und eine Reihe von Aquarellen, worunter Scenen zu Grimms «Schneewittchen» und «Rosenrot», zu Shakespeares «Kaufmann von Venedig», [* 19] «Was ihr wollt» (Nationalgalerie),
«Sommernachtstraum» und «Widerspenstigen Zähmung» und zu «Parzifal» (Neue Pinakothek in München). Sein letztes Werk (zusammen mit Linnemann) war die Ausmalung des Doms zu Frankfurt mit mittelalterlichen Historienbildern. Er starb in Frankfurt a. M. Seine 1884 gemalte Madonna (im Gärtchen, unter einem blühenden Baum) wurde 1887 für die Berliner [* 20] Nationalgalerie angekauft. –
Vgl. von Wurzbach, Ein Madonnenmaler unserer Zeit (Wien 1879).