Steinheil
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Karl Aug., Astronom, Physiker und Techniker, geb. zu Rappoltsweiler im Elsaß, widmete sich seit 1821 zu Erlangen [* 2] jurist. Studien. Seine Neigung für Mathematik und insbesondere Astronomie [* 3] führte ihn jedoch schon 1822 zu Gauß nach Göttingen, [* 4] bald darauf nach Königsberg [* 5] zu Bessel. Im Herbst 1825 kehrte er in das väterliche Gut nach Perlachseck zurück, errichtete daselbst eine Sternwarte [* 6] und beschäftigte sich namentlich mit optischen Untersuchungen, der Theorie der Fernrohre u. dgl. Bereits 1827 erwählte ihn die Münchener Akademie zum außerord., 1835 zum ord.
Mitglied. In letzterm Jahre trat S. auch als Professor der Mathematik und Physik sowie als Konservator der mathem.-Physik. Sammlungen des Staates zu München [* 7] in den bayr. Staatsdienst. Auf Anregung von Gauß widmete er sich nun unter anderm der praktischen Durchführung der elektromagnetischen Telegraphie;
1836 stellte er den ersten Schreibtelegraphen her, der die Buchstaben u. s. w. durch Punkte in zwei Zeilen darstellte, wie dies auch in andern, zum Teil jetzt noch gebräuchlichen Telegraphen [* 8] geschieht;
dann legte er im Sommer 1837 die erste größere Telegraphenleitung zwischen dem Akademiegebäude in München und der Sternwarte in Bogenhausen an;
1838 entdeckte er die Möglichkeit der Rückleitung der Telegraphieströme durch die Erde.
Bald darauf konstruierte er die elektrischen Uhren [* 9] (1838), erfand ein Pyrometer [* 10] für den Münchener Petersturm und benutzte die Telegraphie bereits für die Feuerwacht und den Eisenbahndienst. Obgleich S. alle seine Erfindungen in den Schriften der Münchener Akademie veröffentlichte, fanden sie doch zunächst in Deutschland [* 11] keine weitere Anwendung. 1849 folgte er einem Rufe der österr. Regierung zum Sektionsrat und Vorstand der telegr. Abteilung im Handelsministerium, in welcher Stellung er binnen zwei Jahren ein fast vollständiges Telegraphensystem über alle Kronländer des Reichs einrichtete und 1850 den Deutsch-Österreichischen Telegraphenverein mitbegründen half.
Hierauf war S. 1852 in der Schweiz [* 12] bei der Organisation des dortigen Telegraphenwesens thätig, nach deren Beendigung er als Konservator der mathem.-physik. Sammlungen mit Titel und Rang eines Ministerialrats in bayr. Staatsdienst zurücktrat. Auf Wunsch seines besondern Gönners, des Königs Maximilian II., errichtete S. 1854 eine optische und astron. Werkstätte zu München, die sehr bald berühmt wurde und aus der unter anderm die großen Refraktoren für die Sternwarten [* 13] zu Upsala, [* 14] Leipzig, [* 15] Mannheim, [* 16] Utrecht [* 17] u. s. w. sowie wichtige Verbesserungen der Linsenkombinationen (s. d.) hervorgingen. Seit 1862 überließ er die Leitung dieser Anstalt seinem zweiten Sohne Adolf S. (gest. Er starb zu München. -