Steiermark
Steiermark

* 3
Steiermark.[* 3] oder Steyermark, Herzogtum und Kronland der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, zu deren cisleithanischem Teil gehörig, grenzt im N. an Ober- und Niederösterreich, im O. an Ungarn [* 4] und Kroatien, im S. an Krain, [* 5] im W. an Kärnten und Salzburg [* 6] und hat einen Flächenraum von 22427,77 qkm, d. i. 7,48 Proz. der Fläche der österr. Reichshälfte. (S. Karte: Kärnten, Krain u. s. w., Bd. 10, S. 180.)
Oberflächengestaltung. S. gehört zum Bereich der Ostalpen (s. d.), ist
ein ziemlich hohes Gebirgsland und zeichnet sich durch einen großen Reichtum von malerischen Landschaften, Mineralschätzen
und Üppigkeit der
Vegetation aus. Geographisch wird das Land in Ober- oder Nord- und Unter- oder Südsteiermark
eingeteilt. Das nördliche S. durchschneidet als Scheidewand zwischen der Mur und Enns die
Central- oder Hauptkette der
Alpen.
[* 7] In dieser
Niedere Tauern benannten
Kette, die mit den Radstädter
Tauern aus
Salzburg herübertritt und in nordöstl.
Richtung läuft, liegen der Hochgolling (2863 m), die hohe Wildstelle (2746 m) und der Hohenwart (2361 m). An diese schließen sich östlich die Rottenmanner Tauern mit dem Bösenstein (2449 m) und die Seckauer Alpen mit dem Zinken (2398 m) an. Durch den tiefen Einschnitt des der Enns zugewendeten Paltenthals und des zur Mur abfallenden Liesingthals, welche durch den von der Eisenbahnlinie Selzthal-St. Michael übersetzten Schoberpaß (849 m) verbunden sind, werden die centralen Alpen von den nördl. Kalkalpen getrennt.
Glied (künstliches)

* 8
Glied.Ein zweiter südlicherer Zug der centralen Alpen zieht südlich der Mur und bildet die Grenze gegen Kärnten. Die wichtigsten Kulminationspunkte derselben sind die Stangalpe mit dem Königsstuhl (2331 m) und dem Eisenhut (2441 m). Hierauf folgt die Kuhalpe, die Judenburger Alpen mit der Wenzelalpe und dem Zirbitzkogel (2397 m), dann die Mur- oder Brucker Alpen, endlich jenseit der Mur die niedern Steirischen Alpen und zwar die Fischbacher Alpen, und als letztes Glied [* 8] gegen die Ebene zu der Wechsel (1738 m). Durch das Obere Ennsthal von den Centralalpen (auch in S. schlechthin Steirische Alpen genannt) getrennt, ziehen die nördlichen Kalkalpen.
An der Grenze zwischen S., Oberösterreich und
Salzburg erhebt sich das großartige begletscherte
Massiv des Dachsteins (2996
m), ferner der so charakteristisch aufgetürmte Grimming (2351 m) und im N. desselben, das sog.
Steirische Salzkammergut
[* 9] einschließend,
das
Tote Gebirge (2093 m). Die Fortsetzung bilden die Ennsthaler
Alpen, welche zugleich
die Grenze gegen Oberösterreich bilden, und über welche der
Paß
[* 10] Pyhrn (945 m) die
Verbindung herstellt. Es folgen die Gruppen
des
Hohen Pyrgas (2244 m), des
Großen Buchstein (2224 m) und südlich der Enns, die sich hier durch die
berühmte Schlucht «Das
Gesäuse» ihren Weg gebahnt hat, das Hochthor (2372 m) und der
Lugauer (2205 m). An diesen schließt
sich der berühmte Erzberg (1543
m) an, dessen Eisenlager, obwohl seit einem Jahrtausend ausgebeutet, noch jetzt alljährlich 300000
t Eisen ergiebt.
Glieder, künstliche

* 11
Glieder.Über den Prebichelpaß (1253 m) führt eine Bahn und Straße nach Leoben. Die folgenden Glieder [* 11] der nördl. Kalkalpenkette, hier Nordsteirische Alpen genannt, sind der Hochschwab (2278 m), die Veitscher Alpe (1982 m), die Schneealpe (1904 m) und die Raxalpe mit der Heukuppe (2009 m). Zwischen diesem Berge und dem Wechsel liegt der Semmering (s. d.). Zu den Seitengliedern der Centralkette rechnet man die Koralpe (2144 m) und den Posruck. Auch die südl. Vorlagen der Alpen reichen noch bis in die S. Im Hauptzug erhebt sich hier das Bachergebirge mit dem Schwarzkogel (1548 m). Südlich vom Bachergebirge an der Grenze zwischen S. und Krain erstrecken sich, von den Karawanken ausgehend, die Santhaler oder Steiner Alpen.
An der Grenze zwischen S., Kärnten und Krain erhebt sich in diesen der Grintouz (2559 m), ferner die Oistritza (2350 m). Ein großer Teil des Landes, zumal im SO., wird hügelig und flach, und insbesondere sind die Windisch-Büheln zwischen Mur und Drau landschaftlich schön und fruchtbar. Größere Ebenen hat S. nicht; neun Zehntel des Landes sind uneben. Dagegen hat es zahlreiche herrliche Thäler, darunter das lange und wechselvolle Murthal, das schöne Ennsthal, das Mürzthal, das Salzathal, den Weichselboden, das Raabthal, das Sannthal u. a.
Bewässerung. S. wird von vier Hauptflüssen bewässert. Die Mur tritt aus Salzburg bei Predlitz in das Land und geht unterhalb Radkersburg nach Ungarn; sie nimmt die aus dem Mürzthal kommende Mürz auf. Die Drau oder Drave kommt bei Unterdrauburg aus Kärnten, durchschneidet das Land von Westen nach Osten und bildet bei ihrem Austritt die Grenze zwischen Ungarn und Kroatien. Die Save oder Sau entspringt in Krain, scheidet dieses Kronland von S., nimmt hier die Sann und Sotla auf und strömt unterhalb Rann nach Kroatien.
Quotitätssteuern - Raa
![Bild 63.576: Quotitätssteuern - Raab (Komitat und Stadt) [unkorrigiert] Bild 63.576: Quotitätssteuern - Raab (Komitat und Stadt) [unkorrigiert]](/meyers/thumb/63/63_0576.jpeg)
* 12
Raab.Die Enns im nördl. Teile kommt bei dem Mandlingpaß aus Salzburg und verläßt das Land unterhalb Altenmarkt, verstärkt durch die Salza. Die Traun entsteht im NW. aus mehrern Bächen und tritt bald nach Oberösterreich über; die in den Fischbacher Alpen entspringende Raab, [* 12] mit der Lafnitz und deren Beiflüssen Safen und Feistritz, verläßt gleichfalls das Land bald und geht nach Ungarn. S. hat viele schöne Alpenseen, namentlich den Grundlsee, den Töplitz- und Kammersee bei Aussee, den Alt-Ausseer See, den Leopoldsteiner See bei Eisenerz u. a.
S. zählt über 70 Mineralquellen, die Mehrzahl darunter Sauerbrunnen. Am bekanntesten sind die Säuerlinge in Gleichenberg und Rohitsch, die Thermen von Neuhaus, Römerbad und Tüffer, das Tobelbad bei Graz [* 13] u. s. w.
Steiermark

* 14
Seite 65.285.Das Klima ist nach Höhe und Stellung der Gebirge sehr verschieden, im N. ziemlich rauh, im S. mild. In Admont beträgt die mittlere ¶
mehr
Jahrestemperatur 6,2, in Aussee 5,8, in Graz 9,3, in Cilli 9,9, in Pettau 10,1° C. Der südl. Teil hat bei kalten Wintern sehr heiße Sommer. Die jährliche Regenmenge beträgt in Graz 582, in Cilli 1059, in Aussee sogar 1460 mm. Die Zahl der jährlichen Gewitter betrug in Admont 32, Graz 23, Gleichenberg 21, Pettau 14, Alt-Aussee 9.
Bevölkerung.
[* 15] Die Einwohnerzahl betrug 1830: 885948, 1850: 1
005
944, 1869: 1
131
099, 1880: 1
213
597, 1890: 1
282
708 (635967
männl., 646
741 weibl.) E., d. i. seit 1881 eine Zunahme von 69111 Personen oder 5,7 Proz. Die Bevölkerung vermehrt sich in
S., wie in den Alpenländern überhaupt, ziemlich langsam. Dem Religionsbekenntnis nach waren 1
269
768
(99 Proz.) Katholiken, 10556 (0,8 Proz.) Evangelische und 1979 Israeliten; der Nationalität nach 847
923 (67,8 Proz.) Deutsche
[* 16] und 400
480 (32,2 Proz.) Slowenen; letztere hauptsächlich im südl.
Teil des Landes.
Bergamotte - Bergbau

* 17
Bergbau.
Dem Beruf nach gehörten an: 813525 der Land- und Forstwirtschaft, 252
456 der Industrie und dem Bergbau,
[* 17] 72395 dem
Handel und Verkehr und 144
332 dem öffentlichen und Militärdienst, den freien Berufen und keinem Berufe. 1893 gab es 1554 Ortsgemeinden, 3868 Ortschaften
mit 195
147 Häusern und 257
257 Wohnparteien. Von je 1000 über 6 J. alten Personen konnten 181 männliche und 215 weibliche
weder lesen noch schreiben. Die Zahl der Eheschließungen betrug 1895: 9474, der Lebendgeborenen 42366,
der Totgeborenen 1802 (darunter zusammen 10098 Uneheliche), der Sterbefälle 31973.
Land- und Forstwirtschaft. Ungeachtet seiner Gebirgsnatur ist S. eins der bestangebauten Länder der Monarchie. Von der produktiven
Bodenfläche (2088660 ha, d. i. 93,1 Proz. des Gesamtflächenraums) sind 18,87 Proz.
Acker, 11,90 Wiesen, 1,06 Gärten, 1,52 Weingärten, 5,61 Hutweiden, 6,14 Alpen und 47,94 Proz. Waldungen.
Es wird viel Mais und Hafer
[* 18] gebaut, dann Roggen, Weizen, Gerste,
[* 19] Kartoffeln und Heidekorn, von Handelsgewächsen Hanf (besonders
bei Radkersburg) und viel Karden. Im Durchschnitt der 10 Jahre 1882-91 wurden geerntet 856000 hl Weizen, 1
047
800 Roggen, 249
600
Gerste, 1
578
800 Hafer, 1
089
000 Mais, 131
400 Hülsenfrüchte, 1
792
000 hl Kartoffeln und 1
435
600 t Heu.
Pferde II

* 20
Pferde.
Eine Haupterwerbsquelle, besonders für Obersteiermark
, ist die Hornviehzucht, die mit einer lebhaften Alpenwirtschaft verbunden
wird. Am wurden gezählt 66871 Pferde,
[* 20] 700012 Rinder,
[* 21] 162
416 Schafe,
[* 22] 42238 Ziegen, 637
607 Schweine
[* 23] und 100
573 Bienenstöcke.
Die Geflügelzucht ist vorzüglich in der untern S. von großer Bedeutung. Die steir.
Kapaune sind weit und breit berühmt. Ein wichtiger Kulturzweig ist der Weinbau, der in der Gegend von Luttenberg, Radkersburg
und Pettau die vorzüglichsten Sorten liefert. 1882-91 wurden durchschnittlich 487
700 hl Wein geerntet. Von nicht geringerer
Wichtigkeit ist der Hopfen- und der Obstbau, sowohl was den Handel mit Obst wie die Ciderbereitung betrifft.
Kastanien gewinnt man in Süd
steiermark
in Menge. Der Waldstand betrug 1892: 1074
230 ha, zumeist Nadelwald. Die Jagd auf
Rotwild und Gemsen, die Fischerei
[* 24] auf Forellen und Salmlinge ist sehr ergiebig.
Bergbau. S. ist reich an Mineralien;
[* 25] die wichtigsten Produkte sind Eisen,
[* 26] Kohlen und Salz.
[* 27] Die Güte des steir.
Roheisens war schon im Altertum bekannt. Die reichsten und ältesten Eisensteingänge befinden sich am Erzberge zwischen Vordernberg
und Eisenerz, und
es sollen die seit dem 18. Jahrh. hier betriebenen Ausschlußbauten Vorräte
von mehr als 750 Mill. t Schmelzgut nachweisen. Auch der Kohlenbergbau ist einer der ältesten im österr.
Kaisertum. 1892 wurden gewonnen 214 t Steinkohle, 2171
185 Braunkohle, 522
315 Eisenerz, 31 silberhaltiges Bleierz, 1065 Zinkerz, 720 Schwefelerz, 139 Manganerz
und 3020 t Graphit im Gesamtwert von 7,97 Mill. Fl. Auch gewinnt man Torf-, Farben- und Walkererde, Marmor-, Mühl-, Bau- und
Schleifsteine. Die Hüttenproduktion betrug 1892: 135
266 t Frischroheisen, 2839 t Gußeisen und 1841 t Zink im Gesamtwerte
von 6,22 Mill. Fl. An Salz wurden 259 t Stein-, 17939 t Sud- und 997 t Industrialsalz gewonnen im Wert von 1,73 Mill. Fl.
Drahem - Draht

* 28
Draht. Industrie, Handel und Verkehrswesen. Die Industrie hat ihren Hauptsitz in Obersteiermark
und beschäftigt
sich vorzugsweise mit der Verarbeitung von Eisen, insbesondere in den Gebirgsthälern der obern Mur bis in die Nähe von Graz.
Stabeisen, Schienen, Eisenblech und Eisendraht werden in großer Vollkommenheit erzeugt, und der steir. Stahl erfreut sich eines
großen Rufs. Einen hohen Aufschwung hat ferner die Verfertigung von Eisen- und Stahlwaren genommen. 1890 wurden
von 34 Unternehmungen mit 1423 Arbeitern 163432 t Eisen und Stahl, 19224 t Draht
[* 28] und 6840 t Drahtstifte und Nieten, 20887 t Blech, 30484 t
Schienen, 2553 t Radkränze, 3
470
600 Stück Sensen und 1
200
000 Sicheln u. s. w. erzeugt.
Ferner wurden in 14 Etablissements von 2106 Arbeitern 626 t Kessel und 8138 t Maschinen hergestellt. Ferner
sind hervorzuheben: die Fabrikation von Glas,
[* 29] Cellulose und Holzstoff
[* 30] (19 Fabriken mit 9600 t Produktion) und Papier (29138
t), von Tabak
[* 31] und Cigarren (in Fürstenfeld 2112 Arbeiter, 2001 t Tabakfabrikate, 1892 für 4,59 Mill. Fl.), die Erzeugung von
Schaumwein (in Graz), von Liqueur, Branntwein (1892: 4981 Brennereien mit einer Produktion von 1,27 Mill.
Hektolitergrad Alkohol) und Bier (64 Brauereien mit 869250 hl Produktion), die Leinweberei, die aber mehr als Nebenbeschäftigung
bei der Landwirtschaft denn als eigentlicher Gewerbszweig betrieben wird, die Erzeugung von Loden (Schafwollstoff) u. s. w.
Bedeutend ist die Ausfuhr von Obst, Wein, Schnitt- und Bauholz, Hornvieh, Eisen und Stahl und den Waren aus
diesen Stoffen, ferner von Braunkohlen, Papier und andern Erzeugnissen. In S. bestehen 10 Aktiengesellschaften mit 14,05 Mill.
Fl. Als Anstalten für Handel und Kreditwesen bestehen eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank in Graz, die Steiermärkische
Escomptebank daselbst, mehrere gewerbliche Aushilfskassenvereine, (1892) 53 Sparkassen mit 138,6 Mill.
Fl. Einlagskapital, von denen die steiermärk. Sparkasse in Graz unter den drei in der Stadt bestehenden Sparkassen eine Hypothekenbank
(Pfandbriefanstalt) besitzt. In S. bestanden 1892: 4786,3 km, darunter 780,5 km vom Staate unterhaltene Straßen, 170 km schiffbare
und 402 km flößbare Wasserstraßen, 1210,4 km Eisenbahnen (s. Steiermärkische Landesbahnen), 2114,4
km Telegraphenlinien und 7271,5 km Drähte, 378 Postanstalten und 163 Telegraphenbureaus.
Steiermark

* 32
Seite 65.286.Unterrichtswesen. Die Karl-Franzens-Universität Graz (s. d.), die Technische Hochschule mit (1892) 54 Lehrern und 189 Hörern, die Akademie für Handel und Industrie und die Zeichenakademie, alle in Graz, 2 theol. Diöcesanlehranstalten, die Bergakademie ¶
mehr
in Leoben, 5 Obergymnasien, 3 Untergymnasien, 2 Ober-, 1 Unterrealschule, 1 städtisches Mädchenlyceum in Graz, 2 Lehrer-
und 2 Lehrerinnen-Bildungsanstalten, 1 Staatsgewerbeschule in Graz, 2 gewerbliche Fachschulen und 16 gewerbliche Fortbildungsschulen, 1 höhere
und 7 niedere Handels- und 1 Bergschule, 4 niedere land- und forstwirtschaftliche Schulen, 22 Gesang- und Musikschulen, 1 Hebammenschule, 8 weibliche
Arbeitsschulen, 17 sonstige besondere Lehr- und Erziehanstalten und (1892) 851 Volks- und 10 Bürgerschulen mit 173992 schulbesuchenden
Kindern (93,8 gegen 74,2 Proz. der schulpflichtigen Kinder im J. 1875). Außerdem bestehen: das landschaftliche Joanneum in
Graz mit vortrefflichen Sammlungen, je ein histor., geognostisch-montanistischer, naturwissenschaftlicher und juridischer
Verein, eine Landwirtschaftsgesellschaft, je ein Gartenbau-, Seidenbau-, Forstverein, ein Verein zur Beförderung
der Industrie, sämtlich in Graz, mehrere Musik- und Gesangvereine.
Verfassung und Verwaltung. Die Verfassung beruht auf der Landesordnung und Landtagswahlordnung vom Der steiermärk. Landtag, der vom Kaiser jährlich nach Graz berufen wird, ist zusammengesetzt aus den beiden Fürstbischöfen von Seckau und Lavant, dem Rektor der Universität Graz und aus 60 auf sechs Jahre gewählten Abgeordneten, nämlich 12 vom großen Grundbesitz, 19 von den Städten und Märkten, 6 von den Handels- und Gewerbekammern zu Graz und Leoben und 23 von den Landgemeinden. Der Vorsitzende (Landeshauptmann) wird vom Kaiser ernannt. S. sendet nach dem neuen Wahlgesetz (1896) 27 Abgeordnete in das österr. Abgeordnetenhaus, und zwar 4 Vertreter des Großgrundbesitzes, 8 der Städte und Märkte, 2 der Handels- und Gewerbekammern in Graz und Leoben, 9 der Landgemeinden, 4 der Allgemeinen Wählerklasse (gewählt durch allgemeines Stimmrecht).
An der Spitze der Verwaltung steht der Statthalter, zugleich Vorsitzender des Landesschulrates in Graz. Ihm unterstehen 4 Städte mit eigenem Statut und 20 Bezirkshauptmannschaften (1890):
Städte mit eigenem Statut und Bezirkshauptmannschaften | qkm | Häuser | Wohnparteien | Einwohner | Einw. auf 1 qkm |
---|---|---|---|---|---|
Städte: | |||||
Graz | 21,56 | 4637 | 25![]() |
112![]() |
5198 |
Cilli | 1,68 | 319 | 1141 | 6264 | 3729 |
Marburg | 7,03 | 867 | 3948 | 19![]() |
2830 |
Pettau | 2,71 | 307 | 754 | 3924 | 1448 |
Bezirkshauptmannschaften: | |||||
Bruck a. d. Mur | 2155,71 | 7543 | 12![]() |
65![]() |
31 |
Cilli (Umgebung) | 2001,22 | 23![]() |
27![]() |
129![]() |
65 |
Feldbach | 987,88 | 13![]() |
15![]() |
84![]() |
85 |
Graz (Umgebung) | 1145,54 | 10![]() |
16![]() |
82![]() |
71 |
Gröbming | 1877,73 | 6378 | 5704 | 29![]() |
16 |
Hartberg | 988,94 | 8874 | 9248 | 52![]() |
53 |
Judenburg | 1675,03 | 6414 | 10![]() |
56![]() |
34 |
Deutsch-Landsberg | 802,01 | 9016 | 10![]() |
51![]() |
65 |
Leibnitz | 743,07 | 10![]() |
12![]() |
63![]() |
86 |
Leoben | 1094,82 | 4813 | 9707 | 47![]() |
43 |
Liezen | 1397,30 | 4245 | 4404 | 23![]() |
17 |
Luttenberg | 316,12 | 5892 | 6001 | 26![]() |
84 |
Marburg (Umgebung) | 1186,23 | 16![]() |
18![]() |
88![]() |
75 |
Murau | 1385,10 | 4337 | 4649 | 26![]() |
19 |
Pettau (Umgebung) | 984,77 | 18![]() |
17![]() |
79![]() |
80 |
Radkersburg | 449,09 | 6477 | 7680 | 39![]() |
88 |
Rann | 612,85 | 9264 | 10![]() |
48![]() |
78 |
Voitsberg | 675,95 | 5124 | 8003 | 41![]() |
60 |
Weiz | 1080,29 | 9681 | 10![]() |
61![]() |
57 |
Windischgraz | 836,76 | 7020 | 8488 | 42![]() |
51 |
Wien

* 33
Wien.Die Finanzverwaltung besorgt die Finanz-Landesdirektion in Graz, unter ihr drei Finanz-Bezirksdirektionen für den indirekten und die Steueradministration in Graz sowie 6 Haupt- und 57 Steuerämter für den direkten Steuerdienst. Die Salinenverwaltung in Aussee untersteht direkt dem Finanzministerium in Wien. [* 33] Für die Rechtspflege bestehen das Oberlandesgericht in Graz (zugleich für Kärnten und Krain) als zweite Instanz, ein Landesgericht in Graz und zwei Kreisgerichte in Cilli und Leoben sowie 72 Bezirksgerichte als erste Instanz.
Dritte Instanz ist der Oberste Gerichts- und Kassationshof in Wien. Militärisch gehört S. zu dem Gebiet des Korpskommandos in Graz, welches außer S. auch Kärnten, Krain und das Küstenland umfaßt. Das Landeswappen zeigt einen Feuer speienden aufrechten, rotgehörnten, silbernen Panther mit vierfachem Schwanze in Grün. Auf dem Schilde ein Fürstenhut. [* 34] (S. Tafel: Wappen [* 35] der Österreichisch-Ungarischen Kronländer, [* 32] Fig. 4, Bd. 12, S. 726.) Die Landesfarben sind Grün-Weiß.
Viehzucht (Futterverwe

* 36
Viehzucht.Geschichte. Unter röm. Herrschaft gehörte der östl. Teil von S. zu Pannonien, der westliche zu Noricum. Schon damals war das von den kelt. Tauriskern bewohnte Land seines Eisens und Stahls wegen berühmt und auch seiner Viehzucht [* 36] halber bekannt. Nach den Stürmen der Völkerwanderung, während deren es von den verschiedensten Stämmen durchzogen wurde, ließen sich in der zweiten Hälfte des 6. Jahrh. auch hier Winden [* 37] oder Slowenen nieder, und das Land bildete einen Teil Karantaniens (s. Kärnten), mit dem es in Abhängigkeit vom Herzog von Bayern [* 38] und dann unter die Herrschaft Karls d. Gr. und seiner Nachfolger kam.
Als Otto I. nach dem Siege auf dem Lechfelde (955) die Verteidigung der Ostgrenze Deutschlands [* 39] gegen die Ungarn organisierte, errichtete er auch eine «Kärntner Mark», die das Gebiet an der mittlern Mur und obern Raab umfaßte und vom Röthelstein südlich von Bruck bis Radkersburg reichte. Der erste Markgraf, der 970 erwähnt wird, ist Markward, der Stammvater der Eppensteiner, dessen Sohn Adalbero auch als Graf in den nordwestlich anstoßenden Grafschaften erscheint. 1035 erhielt die Mark Arnold von Lambach, dessen Sohn Gottfried den Ungarn Pütten jenseit des Semmering entriß.
Arnolds Verwandter Ottokar, Graf im Traungau, von bayr. Geschlecht, der 1056 vom Kaiser mit der Kärntner Mark belehnt wurde, nannte sich wie seine Nachfolger nach seiner Burg Steier «Markgraf von Steier», bis dieser Name endlich auch auf das Land übertragen wurde. Ottokars I. Nachkommen erwarben, meist durch Erbschaft, ausgedehnte Gebiete, so daß die S. bis nach der Mitte des 12. Jahrh. fast überall die heutigen Grenzen [* 40] erhielt. Ottokar IV. wurde 1180 zum Herzog erhoben, vermachte aber, da er kinderlos war, 1186 seine Besitzungen seinem Verwandten Leopold V. von Österreich, [* 41] der 1192 auch vom Kaiser mit S. belehnt wurde.
Nach dem Tode des letzten Babenbergers (1246) brachen um den Besitz der S. Streitigkeiten aus, bis sich 1259 die Bewohner gegen die Ungarn, die sie vorübergehend an sich gebracht hatten, erhoben und Ottokar II. von Böhmen [* 42] als Herrn anerkannten. Dieser mußte S. 1276 an Rudolf von Habsburg abtreten, der 1282 seine Söhne damit belehnte. Bei der 1379 zwischen Albrecht III. und Leopold III. vorgenommenen Länderteilung wurden die Gebiete von Steier, Hallstadt und Ischl [* 43] zu Österreich geschlagen, und ¶