Bedeutender aber als diese und seine kunstvollen Kirchenwerke sind seine zahlreichen Kammerduette zu italienischen
Texten,
welche die größte
Kunst des Tonsatzes mit einer gesangreichen und ausdrucksvollen
Melodie vereinigen
und als
Muster ihrer
Gattung gelten.
Später nahm mehr und mehr die
Diplomatie sein
Interesse in Anspruch. Nachdem er seine Kapellmeisterstelle 1710 an
Händel, mit
dem er befreundet war, abgetreten, wurde er vom
Kurfürsten von der
Pfalz zum Geheimrat, vom
Papst zum
Protonotar
und
Bischof von Spiza (in partibus) ernannt und widmete sich öffentlich nur noch staatswissenschaftlichen
und geistlichen
Geschäften, die ihn 1729 auch noch einmal nach
Italien
[* 10] führten. Er starb auf der
Reise 1730 in
Frankfurt
[* 11] a. M.
Von seinen wenigen im
Druck erschienenen
Kompositionen nennen wir: »Psalmodia vespertina« (für 8
Stimmen, 1674);
»Sonate da
cameraa due violini, alto e continuo« (1679);
»Duetti da camera a soprano e contralto« (1683) und
»Janus
[* 12] quadrifons«
(Motetten mit
Basso continuo für 3
Stimmen, von denen jede beliebige weggelassen werden kann).
Agostino, ital. Tonsetzer und Staatsmann, geb. 1655 zu
Castelfranco im Venetianischen, wurde in München erzogen, komponierte schon früh Kirchenwerke und Opern, letztere namentlich
für Hannover, wo er seit 1688 Kapellmeister war und die Musik in große Blüte brachte. Seine ital. Opern, die am Hofe zu Herrenhausen
im Garten mit vieler Pracht zur Aufführung kamen, wurden ins Deutsche übersetzt und in den J. 1690-1700
auf dem Operntheater in Hamburg gegeben.
Seine
Hauptwerke sind aber Kammerduette zu ital. Texten, von welchen über hundert erhalten sind, in denen er die größte
Kunst des Tonsatzes mit einer gesangreichen und tief ausdruckvollen Melodie vereinigt hat. S. gehörte
selbst zu den besten Sängern damaliger Zeit. Seine Kammerduette sind das höchste Muster ihrer Gattung. Vom Kurfürsten von
der Pfalz zum Geheimrat, vom Papst zum Bischof von Spiga ernannt, widmete sich S. später öffentlich nur noch staatswissenschaftlichen
und geistlichen Geschäften, ohne sich jedoch der Musik zu entfremden. Er starb 1730 zu Frankfurt a. M.
Die 1710 in London
[* 13] gestiftete berühmte Konzertgesellschaft Academy of ancient music wählte ihn, in Rücksicht auf seine Verdienste
und seine große musikalische Autorität, zu ihrem lebenslänglichen Präsidenten. Seine Kompositionen sind in der Bibliothek
der Königin von England in schönen Handschriften erhalten, aber es ist wenig davon gedruckt. Eine kleine
Schrift: «Quanta certezza habbia da suoi principii la musica» (Hannov.
1694), die er zur Verteidigung der Musik schrieb, wurde von Werckmeister übersetzt (Quedlinb. 1700). -Val. Chrysanders Werk
über G. F. Händel (3 Bde., Lpz. 1858-63).