(spr. stihl),SirRichard, engl. Schriftsteller,
geb. 1671 zu
Dublin,
[* 5] studierte in
Oxford
[* 6] (Genosse
Addisons), trat
dann als gemeiner
Soldat in die
Armee (was seine
Enterbung zur
Folge hatte) und versuchte sich nebenbei als Schriftsteller. Mitten
in einem extravaganten
Leben überraschte er die
Welt durch den moralischen
Traktat »The christian hero«; ihm folgten einige
ebenfalls moralische
Lustspiele. Als
Herausgeber der
»Gazette«, des offiziellen Regierungsorgans, hatteer den
Vorteil, wichtige Nachrichten aus sicherster
Quelle
[* 7] verbreiten zu können, sah sich aber bei ihrer Beurteilung durch manche
Rücksichten gehemmt. Er gab daher seit 1709 eine eigne, dreimal wöchentlich erscheinende
Zeitschrift: »The Tatler«, heraus,
in der er »eine belehrende und zum
Denken anregende Unterhaltung« versprach.
Der
Inhalt war sehr vielseitig, der Beifall allgemein. Die bedeutendsten Schriftsteller boten ihre
Hilfe
an,
Addison wurde der hervorragendste Mitarbeiter.
Bald vergrößerte sich das Unternehmen: seit 1711 erschien täglich »The
Spectator«, der in einem novellistischen
Rahmen Unterhaltungen über litterarische, ästhetische, selten politische
Dinge,
Erzählungen,
moralische Betrachtungen brachte. Im J. 1713 löste »The
Guardian« den
»Spectator« ab, lenkte aber zu tief
in das politische
Fahrwasser, um dauernd Erfolg zu haben, zumal S. im whiggistischen
Sinn wirkte, was sogar 1714 seinen Ausschluß
aus dem
Parlament herbeiführte. Als bald darauf mit der Thronbesteigung
Georgs I. die
Whigs ans
Ruder traten, kam S. wieder
zu
Ehren und erhielt die
Stelle eines Oberstallmeisters zu Hamptoncourt. Er starb Seine
Lustspiele
erschienen 1761, seine
Briefe 1787.
Vgl.
Montgomery, Memoirs of
SirR. S. (Lond. 1865, 2 Bde.);