Staupitz,
Johann von, Gönner und Freund Luthers, geboren im Meißenschen, studierte in Tübingen Theologie, ward Prior im Augustinerkloster daselbst, 1502 Professor und der eigentliche Organisator der neugegründeten Universität zu Wittenberg, auch 1503 Generalvikar der (kleinen) sächsischen Kongregation des Augustinerordens. In dieser Eigenschaft ward er 1505 in Erfurt Luthers geistlicher Vater und veranlaßte 1508 seine Berufung nach Wittenberg. 1512 legte er seine Professur nieder und hielt sich in München, Nürnberg und Salzburg auf; 1520 gab er auch das Amt des Generalvikars auf, zog sich aus Scheu vor den Kämpfen, die er nahen sah, nach Salzburg zurück, ward dort Hofprediger des Erzbischofs und 1522 Abt des dortigen Benediktinerklosters. Hier mußte er, vom Erzbischof von Salzburg zur Zustimmung zu der Bannbulle gegen Luther aufgefordert, sich wenigstens zu der Erklärung verstehen, daß er im Papst seinen Richter anerkenne, was Luther ihm als eine Verdammung der Lehre auslegte, zu der S. ihn selbst gewiesen. Er starb 1524. Seine hinterlassenen deutschen Schriften gab Knaake heraus (Potsd. 1867). Vgl. Kolde, Die deutsche Augustinerkongregation und J. v. S. (Gotha 1879); Keller, Joh. v. S. (Leipz. 1888).
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Staupitz,
Joh. von, Gönner und Freund Luthers, aus adliger Familie im sächs. Kurkreise, neigte schon früh durch Studium der mittelalterlichen Mystiker und des Augustinus zu einer tiefern und von den kirchlichen Formen freiern Frömmigkeit. Als Generalvikar des Augustinerordens in Deutschland mit Luther bekannt geworden, vermittelte er 1508 die Berufung desselben nach Wittenberg, wo S. Professor war. 1512 trat er von seiner Professur zurück, siedelte nach Süddeutschland über, legte 1520, um nicht gegen Luther auftreten zu müssen, auch sein Vikariat nieder und zog sich nach Salzburg zurück, wo er anfangs als Hofprediger des Erzbischofs und nachher als Abt eines Benediktinerklosters lebte und 1524 starb. Seine Schriften: «De amore Dei» und «De fide christiana» (beide deutsch übersetzt und neu herausgegeben Stuttg. 1862), bezeugen seine dauernde Hinneigung zur Reformation. Eine Gesamtausgabe seiner Werke begann Knaake (Bd. 1, Potsd. 1867).- Vgl. Kolde, Die deutsche Augustinerkongregation und Joh. von S. (Gotha 1879); Ludw. Keller, Joh. von S. und die Anfänge der Reformation (Lpz. 1888).