Staßfurt
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Stars and stripes - St

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Staßfurt.[* 2] Stadt im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, [* 3] Kreis [* 4] Kalbe, an der Bode, Knotenpunkt der Linien S.-Schönebeck, S.-Blumenberg und S.-Löderburg der Preußischen Staatsbahn, 65 m ü. M., hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, ein bedeutendes Steinsalzbergwerk, große chemische Fabriken, eine Zuckerfabrik, Eisengießerei [* 5] und Dampfkesselfabrikation und (1885) 16,459 meist evang. Einwohner. S. wird zuerst 806 als Ort erwähnt, und die dortigen Solbrunnen existierten bereits 1227. Im 16. und 17. Jahrh. befand sich der blühende Salzbetrieb hauptsächlich in den Händen des dort seßhaften Adels, 1796 aber ging der gesamte Besitz an den König von Preußen [* 6] über.
Unter der Konkurrenz von Dürrenberg mußte der Betrieb nach wenigen Jahren eingestellt werden, und als er 1815 wieder aufgenommen wurde, konnte er doch nur bis 1839 erhalten werden. Damals begann man ein Bohrloch, welches 1843 bei 256 m Tiefe ein Salzlager antraf, dessen Liegendes bei 325 m noch nicht erreicht wurde. Die Bohrlochsole erwies sich aber wegen hohen Gehalts an Kali- und Magnesiasalzen unbrauchbar, und als man 1851 mit dem Abteufen zweier Schächte begann, erreichte man in fünf Jahren das Salzlager, welches sich in einer Mächtigkeit von 160 m mit Kali- und Magnesiasalzen bedeckt erwies, die man damals als lästige Zugabe betrachtete und als Abraumsalze (s. d.) bezeichnete.
Aschenkrüge - Ascherso

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Aschersleben.
Spätere Bohrungen ergaben, daß stellenweise über den
Abraumsalzen noch ein jüngeres Steinsalzlager liegt, welches keine
Anhydritschnüre enthält und sehr reines
Steinsalz liefert. Die ersten
Vorschläge zur Verwertung der
Kalisalze veranlaßte die anhaltische
Regierung zum
Abteufen zweier
Schächte zu
Leopoldshall, in unmittelbarer
Nähe von
S., und
diese kamen 1861 in Betrieb. Ähnliche
Unternehmungen, wie Douglashall, Neustaßfurt
, entstandenen der Umgebung von
S., und
auch
Schmidtmannshall bei
Aschersleben
[* 7] ist hierher zu rechnen.
Die Kalisalzindustrie entwickelte sich seit 1857 und hat eine so große Bedeutung gewonnen, daß von
S. aus der Weltmarkt für
Kalisalze beherrscht wird. Man stellt schwefelsaures
Kali, schwefelsaure Kalimagnesia,
Chlorkalium,
Pottasche, außerdem
Glaubersalz,
Bittersalz, Kieseritsteine,
Chlormagnesium,
Brom,
Soda etc. dar. 1887
gab es im Staßfurter
Becken 7 Kalisalzbergwerke,
darunter 2 fiskalische (ein preußisches und ein anhaltisches). Diese förderten 12,940,808 metr.
Ztr.
Kalisalze (8,402,068
Carnallit 2,375,177
Kainit, 141,850
Kieserit etc.) und 2,019,625 metr. Ztr.
Steinsalz. Davon kamen auf die königlichen
Salzwerke in
S. an
Carnallit 1,979,816, an
Kainit 727,093, an
Steinsalz 609,851, auf
Leopoldshall an
Carnallit 2,152,723, an
Kainit 644,881, an
Kieserit 29,303, an
Steinsalz 480,390 metr. Ztr.
Staßfurtit - Statistik

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Seite 15.241.Vgl. die Litteratur bei Art. Abraumsalze; außerdem Precht, Die Salzindustrie von S. (3. Aufl., Staßf. ¶
mehr
1889); Pfeiffer, Die Staßfurter
Kaliindustrie (Braunschw. 1887).