Starrsucht
oder Katalepsie (nicht zu verwechseln mit Starrkrampf, s. d.), ein seltener, krampfartiger Krankheitszustand, bei dem die Glieder [* 2] die Stellung beibehalten, in der sie sich befanden, als der Anfall eintrat. Wenn man während des Anfalls die Glieder in eine andere Stellung bringt, was leicht geschehen kann, so beharren sie alsdann wieder in dieser selbst der Schwere entgegen, so daß also der Körper eine wachsartige Starre annimmt. ¶
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Die Kranken haben dabei das Bewußtsein entweder verloren oder behalten, sind aber im letztern Falle unfähig, sich willkürlich zu bewegen. Die kataleptischen Anfälle treten plötzlich ein, nachdem Kopfschmerz, Schwindel, unruhiger Schlaf, große Reizbarkeit u. dgl. vorangegangen, und dauern meist nur Minuten, selten Stunden oder gar Tage. Selten folgen sich mehrere Anfälle rasch aufeinander. Bei kurzer Dauer der Anfälle, unter Schwinden des Bewußtseins, wissen die Kranken selbst oft gar nichts davon, und sie fahren, nachdem der Zustand vorüber, ruhig in der Beschäftigung fort, bei der sie überrascht wurden. In andern Fällen haben die Kranken nach den Anfällen noch Schwindel, Kopfschmerz u. dgl. Sehr selten tritt die S. als selbständiges Leiden [* 4] bei sonst Gesunden auf. Es geschieht dies namentlich bei Kindern und jungen Leuten, vorzüglich nach Gemütsbewegungen (Schreck u. s. w.) oder solchen Nervenreizungen, die den hypnotischen Schlaf (s. Hypnotismus) veranlassen; bei Geisteskranken (Melancholischen), auch bei Hysterie und chronischen Gehirnkrankheiten ist sie häufiger.
Allermeist endet die S. mit Genesung. Die Krankheit wird bisweilen simuliert, doch ist ein derartiger Betrug mit Hilfe der Elektricität sehr leicht zu entlarven. Die Behandlung muß meist ganz zuwartend sein. Man bringe den Starrsüchtigen zu Bett, [* 5] schütze ihn vor Verletzungen und Zudringlichkeiten, löse ihm die Kleider u. s. w., auch sind Klystiere, kräftige Hautreize und Niesmittel, kalte Anspritzungen, Morphiuminjektionen und der galvanische Strom von Nutzen. Bei längerer Dauer des Anfalls kann es nötig werden, den Kranken künstlich vermittelst der Schlundsonde zu ernähren.